Selbstwahrnehmung:Die eigene Rolle finden

Lesezeit: 1 min

Doris Lewalter hält Lehramtsstudenten einen Spiegel vor

Von Martina Scherf

An der TUM School of Education studieren künftige Lehrerinnen und Lehrer. Da ist es natürlich ganz besonders wichtig, dass sie lernen, wie guter Unterricht funktioniert. Damit sie das später weitergeben können. Aber es gibt nicht den einen richtigen Weg von der Theorie in die Praxis, sagt Doris Lewalter, Professorin für Gymnasialpädagogik an der Technischen Universität. "Die Studierenden sollen sich vielmehr immer wieder fragen: In welcher Form kann ich das persönlich umsetzen?".

Wenn ein Lehrer etwa das selbständige Arbeiten seiner Schüler fördern will - weil dabei in der Regel mehr Wissen hängen bleibt als beim Frontalunterricht -, er aber dann feststellt, dass er einem offenen Unterricht nicht gewachsen ist, "dann ist wenig gewonnen". Ein gestresster Lehrer ist kein guter Lehrer.

Selbstwahrnehmung ist in jedem Beruf wichtig, sagt Doris Lewalter, aber vor allem in der Pädagogik. Deshalb erfahren ihre Studenten das ganze Studium hindurch ein Mentoring, sie werden aufgefordert, sich selbst immer wieder zu prüfen: Ist es das, was ich wirklich will und kann?

In der Lehrerbildung, sagt Lewalter, geht es nicht nur um die Vermittlung von theoretischen Konzepten und ihrer Umsetzung, sondern vor allem auch um die Identitätsentwicklung. Deshalb hat die Professorin auch neue Unterrichtskonzepte für ihre eigene Lehre konzipiert. Sie kombiniert Theorie, Praxis und Selbstreflexion. In jede Vorlesungseinheit werden Rollenspiele, Diskussionen, Videoanalysen integriert. Studenten können über Probleme in Praktika sprechen und sollen sich an die eigene Schulzeit erinnern. Denn jeder Pädagoge war selbst einmal Schüler.

Viele sagen dann: Derjenige Lehrer, der authentisch war, hat mich am meisten überzeugt. Das ging auch Doris Lewalter einst so, "und ich fand jene Lehrer gut, die mich ernst genommen haben". Man kann aber nur authentisch sein, wenn man sich selbst sicher fühlt, sagt die Pädagogin. Jeder müsse seine Rolle finden. "Wenn einer erst merkt, dass der Lehrberuf nichts für ihn ist, wenn er schon vor der Klasse steht, dann ist das für alle Beteiligten problematisch."

© SZ vom 29.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: