Süddeutsche Zeitung

Selbstversuch: Socca Five:Fußball war gestern

SoccaFive - das ist Hallenfußball auf blauem Untergrund und seit kurzem im Eiszelt des Olympiaparks möglich. Ein Versuch, in Konkurrenz mit flippigen Trendsportarten zu treten und das Image des Bieder-Sports aufzupolieren. Martin Peter hat es ausprobiert.

Wer derzeit das Eislaufzelt des Olympiaparks in München betritt, muss zugeben, dass eines als erstes auffällt: Blau. Die ganze Halle erstrahlt in einem kräftigen, auffallendem Blau. Erst beim zweiten Blick ist zu erkennen, dass eine weitere Farbe in Erscheinung tritt - orange. Und so wird irgendwie der Charme von Raiffeisenbanken versprüht.

Tatsächlich geht es hier aber um Fußball. Fünf gegen Fünf, mit frei einteilbarer Zeit, auf einem 15 mal 30 Meter großen Feld. Auf - zumindest für diese Sportart - ungewöhnlich gefärbtem Untergrund dürfen sich ein paar Journalisten mit den Spielern des FC Bayern München messen. Jedenfalls mit denen, die nicht bei der EM dabei waren. Kollektives Warmmachen ist angesagt. Allein das beeindruckt - auch wenn es nur die D-Jugend, also der Nachwuchs der großen Bayern ist. Professionell sieht es jedenfalls aus.

Auf der Jopurnalisten-Seite geht es weitaus ruhiger zu. Nach und nach treffen die Spieler auf dem Platz ein. Ab und zu wird mal hinter den Ball getreten, zwei, drei Meter gelaufen, eine Dehnübung angedeutet. Ansonsten eher über die Europameisterschaft und den deutschen Fußball philosophiert.

Je näher das Spiel gegen die Kleinen jedoch rückt, desto unwohler wird uns. Unwohlsein darüber, nun zeigen zu können - wenn nicht sogar müssen - wie das, was gerne allwissend kritisiert und schlecht geredet wird, besser zu machen ist.

Der Anpfiff ertönt. Und schnell wird klar, dass sich auf diesem recht kleinen Platz die bessere Technik durchsetzen wird. Es braucht keine Fußballexperten, um zu erkennen, dass das mit Sicherheit die Jugendkicker sein werden. Unglaublich, wie versiert die Zehn- bis Zwölfjährigen im Umgang mit dem Ball sind. Perfekte Ballannahme, Übersteiger links und rechts, den Ball mit der Sohle mitgenommen, flüssiges Kombinationsspiel - und das alles mindestens drei Mal so schnell wie bei den alternden Gegnern.

Gelegentlich schweift der Blick der Journalisten ab. Mit Vorliebe zur halleneigenen Bar, in der auf Großbildschirmen Sport läuft - natürlich. Da ist er wieder, der Passivsport. Irgendwie verfolgt er einen. Was genau zu sehen ist, ist in Sekundenbruchteilen auf die Entfernung nicht zu erkennen.

Zusätzlich werden die Spieler mit Musik berieselt. Dabei sollten wir uns auf das Spiel konzentrieren. Wäre wirklich besser, denn jeder noch so kleine Fehler wird auf dem Feld umgehend bestraft. Vor allem, wenn der Gegner der FC Bayern München ist.

Fußball der nächsten Generation ist ziemlich schweißtreibend und anstrengend. Ständig in Bewegung, ist kaum Zeit zum Verschnaufen. Die Rundum-Bande sowie die den Platz umgebenden orangefarbenen Netze tun ihr übriges. Keine Chance den Ball einfach Mal weit ins Aus zu schießen, um kurz durchzuatmen. Gespielt wird quasi in einer Art Käfig - Zutritt nur durch die Tore. Es steht 5:1 für die Jugend. Bei gerade einmal fünf gepielten Minuten.

Das Endergebnis des Spiels ist letztlich zweitrangig - zum Glück wenigstens nicht zweistellig. Aber das nächste Mal suchen wir uns gleichwertige Gegner. Denn so schlecht wie alle immer behaupten, steht es um den deutschen Nachwuchsfußball bestimmt nicht.

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