Seine Heiligkeit und Ich:"Der Dalai Lama isst Würstchen"

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Manuel Bauer hat ein Privileg: Der Hof-Fotograf darf den Dalai Lama auf Schritt und Tritt begleiten. Und kommt ihm näher als alle anderen.

Ruth Schneeberger

Ja, es stimmt, der Dalai Lama isst Würstchen. Das mag überraschen. Nicht nur, weil man sich bislang eher wenige Gedanken darüber gemacht hat, ob der Dalai Lama wohl Würstchen isst, und wenn nicht, was denn dann. Sondern bei näherer Betrachtung auch deshalb, weil der Dalai Lama Buddhist ist. Sogar das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten. Und deshalb täglich eine Lehre predigt, die vom Fleischverzehr abrät.

Nun ist es aber nicht so, und Manuel Bauer muss es genau wissen, denn er begleitet ihn seit fünf Jahren auf Schritt und Tritt, dass der Dalai Lama nicht gerne vegetarisch leben würde. Er würde sogar sehr gerne, aber er kann nicht: Sein empfindlicher Magen lässt es nicht zu. Immer wieder hat er es versucht mit der tibetischen Pflanzennahrung.

Aufstehen um 3.30 Uhr

Allein: Es funktioniert nicht. Also isst er Würste. Und Kekse. Und auch alles andere. Aber nur bis 12 Uhr mittags. Danach, so schreibt es das Gelübde für tibetanische Mönche vor, darf er keine feste Nahrung mehr zu sich nehmen.

Dafür steht der Dalai Lama aber schon um 3.30 Uhr auf, jeden Tag. Irgendwann muss man ja auch mal essen.

Es geht um Disziplin. Und um Ehrfurcht. Von beidem braucht man eine ganze Menge, um mit diesem Mann und seinem unerschütterlichen Wunsch, eine Lösung für die Probleme der Menschheit zu finden, mithalten zu können. Wie also schafft man es, diesem religiösen Führer und weltlichen Staatsmann, dem Prediger des Glücks so nahe zu kommen?

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