Sehenswürdigkeiten in München:Im Schilderwald verirrt

Schild "Festwiese" in München, 2012

Wo bitte geht's zum Oktoberfest? Das Schild "Festwiese" soll Touristen den Weg weisen. Dort angekommen, sollte man zumindest ein paar Regeln beachten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Wo geht's zum Oktoberfest?" Für Touristen ist die Orientierung in München nicht gerade leicht. Schon seit Jahren will der Stadtrat die Sehenswürdigkeiten in Münchner besser ausschildern. Die Frage ist nur: Wie viele Tafeln und wohin überhaupt?

Von Dominik Hutter

"Can you show me the way to the Hofbrauhaus?" Gut möglich, dass die Münchner diese Frage bald nur noch selten beantworten müssen. Denn die touristischen Ziele in der Innenstadt sollen künftig ausgeschildert werden - damit ortsunkundige Fußgänger nicht verloren gehen auf dem Trip zwischen Fischbrunnen und Deutschem Museum. Einfach aufstellen wäre aber wohl zu simpel: Bevor die ersten Schilder montiert werden, will die Verwaltung per Umfrage ermitteln, welche Ziele überhaupt aufgeführt werden sollen. Es folgen ein "Positionierungsgutachten" sowie ein Gestaltungswettbewerb. Der CSU, die die Touri-Tafeln ursprünglich vorgeschlagen hat, ist das viel zu umständlich. "Das muss schneller durchgezogen werden", findet ihr neu gewählter Fraktionschef Hans Podiuk.

Wegweiser für Fußgänger gibt es in vielen Städten - in Barcelona ebenso wie in Hamburg, Wiesbaden oder Leipzig. Um einen Blech-Dschungel in der Altstadt zu vermeiden, soll es in München aber keine Schilder mit Pfeilen und Aufschriften à la "Odeonsplatz 500 Meter" geben. Stattdessen könnten an sorgfältig ausgewählten Standorten grobe Übersichts- sowie detaillierte Umgebungspläne aufgestellt werden.

Darauf verzeichnet wären dann neben den klassischen Sehenswürdigkeiten auch Kulturtempel, U-Bahn-Stationen, öffentliche Toiletten und das nächste kostenlose Wlan. Zudem sind Hinweise auf Apps oder QR-Codes mit weiterführenden Informationen geplant. Die Stadt rechnet damit, dass nach der Absenkung der Handy-Auslandsgebühren durch die EU mehr München-Besucher als bisher ihre Smartphones aktivieren.

Schild "Festwiese" in München, 2012

Wo bitte geht's zum Oktoberfest? Das Schild "Festwiese" soll Touristen den Weg weisen. Dort angekommen, sollte man zumindest ein paar Regeln beachten.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wie viele Tafeln und wohin überhaupt?

Nur: Welche Kirchen, Plätze und Museen sollen auf den Plänen überhaupt auftauchen? Wirtschafts-, Bau- und Kulturreferat haben eine Liste mit mehr als 75 touristisch interessanten Orten zusammengestellt, darunter auch Ziele außerhalb der Altstadt wie etwa das Kunstareal in der Maxvorstadt oder den Gasteig. Zusätzlich dürfen 1000 München-Besucher per Umfrage mitmischen und ihre beliebtesten persönlichen Anlaufpunkte einspeisen. Die Verwaltung will so neben der Binnen- auch die Außensicht auf die Stadt abdecken.

Mit dem Positionierungsgutachten, an dem neben der Stadt auch eine externe Beratungsfirma mitwirken könnte, soll in einem zweiten Schritt festgelegt werden, an wie vielen und welchen Stellen die Orientierungstafeln sinnvoll sind. Es gilt, einen Schilderwald am Wegesrand zu verhindern: Sichtachsen sollen nicht beeinträchtigt, der Strom der Fußgänger nicht behindert werden. Die Behörden sind sich mit der Tourismuskommission einig, dass das Erscheinungsbild der Altstadt durch die neuen Tafeln möglichst wenig beeinträchtigt werden darf. Zumal man die Blaue Zone nicht konterkarieren will - jenes System, das die Zahl der Verkehrsschilder auf ein Minimum reduziert.

Und dann gibt es noch die Frage, wie die Tafeln selbst eigentlich aussehen sollen. Dafür wollen Wirtschafts- und Baureferat einen Gestaltungswettbewerb ausloben. Am Ende entscheidet eine Jury über die eingereichten Vorschläge. Das Gesamtkonzept, so hofft die Verwaltung, könnte im Herbst 2015 dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden.

Nur ein kleiner Schritt

Ein Zeitplan, den der CSU-Mann Podiuk nicht für übermäßig ambitioniert hält. "Das geht in die richtige Richtung", findet er zwar. Aber die Verwaltung habe sich halt doch nur zu einem sehr kleinen Schritt durchgerungen. Die CSU will deshalb per Änderungsantrag mehr Tempo beim Ausschildern erreichen. Das neue Fußgänger-Leitsystem sollen am Dienstag der Wirtschafts- und der Bauausschuss des Stadtrats in einer gemeinsamen Sitzung grundsätzlich beschließen.

Die Diskussion über eine Orientierungshilfe ist schon viele Jahre alt, passiert ist bislang trotz mehrerer Stadtratsanträge nichts. Zuletzt hat sich das Rathaus im Frühjahr 2013 mit den Wegweisern beschäftigt. Damals einigte man sich darauf, die Ergebnisse des Schilder-Wettbewerbs für den Bereich rund um die Pinakotheken abzuwarten. Die SPD regte zudem an, ein Konzept für eine übersichtliche und systematische Beschilderung zu entwickeln.

An möglichen Zielen mangelt es nicht in der Münchner Innenstadt. Das Stadtzentrum wird in der Denkmalliste als großes denkmalgeschütztes Ensemble, bestehend aus 25 Einzelensembles mit mehr als 120 wertvollen Gebäuden, Plätzen und Straßenzügen, geführt. Dazu kommen 31 Museen und mehr als 15 Theater oder sonstige Aufführungsorte.

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