Seen und Flüsse:Schwimmen in Gewässern unter 28 Grad ist barbarisch und verderblich

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Wenn diesem Schwimmer mal nicht ein übles Nachspiel beim Jüngsten Gericht droht. (Foto: dpa)

Dies muss man den unverschämten Kaltbadern leider jede Saison wieder klarmachen.

Kolumne von Wolfgang Görl

Auffallend viele Freunde und Bekannte rühmen sich, dass sie heuer schon in freier Natur beim Baden waren und dass es herrlich gewesen sei. "Und wann", fragen sie umgehend, "wagst du den Sprung ins kühle Nass?" Die dabei zur Schau gestellte Unschuldsmiene kann nicht über die Bösartigkeit hinwegtäuschen, die der Frage innewohnt. Diese sogenannten Freunde wissen genau, dass unsereins das Herumplanschen in Gewässern, die kälter sind als 28 Grad, für barbarisch und verderblich hält.

Hätte der liebe Gott gewollt, dass der Mensch im klimatisch flatterhaften Mai in ein 15 Grad kaltes Wasser springt, dann hätte er ihn mit einem Fischotterfell ausgestattet, das mit seinen 50 000 Haaren pro Quadratzentimeter selbst das Schwimmen in der notorisch kalten Isar erträglich macht. Stattdessen hat der Mensch aber so gut wie gar kein Fell, weshalb es ein Verstoß gegen die göttliche Ordnung ist, den Körper in polare Gewässer wie die Isar oder den Funtensee einzutauchen. Wer es dennoch tut, kann sich schon mal auf ein übles Nachspiel beim Jüngsten Gericht gefasst machen.

Doch der Wink mit dem Teufel schreckt die Kaltbader ebenso wenig ab, wie der gut gemeinte Hinweis auf Kaiser Friedrich Barbarossa, der beim Erfrischungsbad im Fluss Saleph zugrunde ging. So gibt es Münchner, die leichtsinnig genug sind, in den Starnberger See zu steigen, obwohl der sogar im Sommer höchstens mal frostige 24 Grad hat - eine Temperatur, bei welcher der kultivierte Mensch nicht einmal den großen Zeh ins Wasser halten würde.

Unverschämt, wie diese Kaltbader nun mal sind, verspotten sie dann auch noch diejenigen, die Flüsse und Seen großzügig den Fischen überlassen, als Warmduscher und Gartenzwergaufsteller. Dabei zeugt es von menschlicher Größe, sich zum Warmduschen zu bekennen, das erfordert mindestens ebenso viel Mut, wie im Wiesnzelt eine Mass Selterswasser zu bestellen. Kaltbaden aber ist ein Irrweg, genau wie Mountainbiking, das Internet oder die Sojawurst. Man sollte es Skandinaviern und Eskimos überlassen.

© SZ vom 28.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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