Second Hand in München:Erste Wahl aus zweiter Hand

Für Vintage-Freunde und Sparfüchse: Ein Überblick über die Münchner Secondhand-Läden. Vom Petticoat über seltenes Vinyl bis zum Oma-Radl.

Christina Warta

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Der Sommer, so prophezeihen die Meteorologen, macht an diesem Samstag eine Pause. Was also tun, wenn der Regen die Pläne für den Freibadbesuch oder die Bergwanderung ins Wasser fallen lässt? Das Einkaufen, neudeutsch "Shopping" genannt, gehörte in München schon immer zu den beliebtesten Schlechtwetter-Beschäftigungen. In Zeiten der Finanzkrise aber wollen viele Menschen einerseits sparen und andererseits trotzdem ganz besondere Kleidungsstücke, Möbel oder Fortbewegungsmittel ihr Eigen nennen. Die Lösung lautet: Secondhand. "Alexa's", Retro-Fashion in der Utzschneiderstraße 10: Gleich am Eingang stapeln sich diese Hüte aus den sechziger Jahren. Roger Cicero trägt so einen, viele andere wollen ihn auch. "Von den Hüten verkaufen wir jeden Tag einen", sagt Silvia Schreiber vom "Alexa's". Die Verkaufsräume in der Utzschneiderstraße sind proppevoll mit Mode aus vergangenen Tagen. Da gibt es Petticoats aus den 50er Jahren, man findet wild gemusterte Overalls mit ausgestellten Beinen aus den Siebzigern oder Trachtenstrickjacken aus den Achtzigern. "Wir sind schon eine Art Krisengewinnler", sagt Silvia Schreiber. "Es gibt Leute, die sich den Designer-Anzug nicht mehr leisten wollen." Die kommen nun in den mittlerweile durchaus berühmten Vintageladen, zu dessen Kunden auch die Oper und Filmregisseure gehören. Marcus H. Rosenmüller etwa hat hier die Ausstattung für "Wer früher stirbt, ist länger tot" gefunden. Hier finden Stilbewusste und Sparsame, was sie suchen: Schräges, Modisches und Einzigartiges. So manches Hemd gibt es für 10 Euro, Taschen ab 15 Euro. Und Designerstücke wie das atemberaubende Paco-Rabanne-Ensemble aus weißen Plastikscheibchen werden - zum Glück für den schmalen Geldbeutel. - auch mal verliehen.

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"Echt optimal", Plattenladen in der Kolosseumstraße 6 : Neuerdings, erzählt Peter Blaha, geben viele Menschen ihre Plattensammlungen ab. "Viele meinen, dass die Platte wieder im Kommen ist, und sie so ein bisschen Geld verdienen können", sagt Blaha. Dann grinst er ein bisschen und sagt: "Bei uns war die Schallplatte nie out." In dem langgestreckten Laden in der Kolosseumstraße hören sich DJs Meter für Meter durch Vinyl - nicht nur durch seltene, alte Platten, sondern auch durch Neuerscheinungen. Zur Hälfte besteht der Fundus aus gebrauchten, zur Hälfte aus neuen Scheiben. Hier fühlen sich jene Musikliebhaber wohl, die mit den immergleichen Songlisten der einschlägigen Radiostationen nichts anfangen können. Stattdessen suchen Sammler nach dieser einen bestimmten Platte, die in ihren Regalen noch fehlt. Gefragt sind die Bestände aus den fünfziger und sechziger Jahren, aus den Siebzigern vor allem die Scheiben von Rockbands. "Oft handelt es sich um Platten, die sich früher schlecht verkauft haben", sagt Blaha, wenig Gehörtes und deshalb in nur geringer Auflage Gepresstes von Amon Düül etwa. Andere suchen, so Blaha, neuerdings Monoplatten - "weil sie glauben, dass sie besser klingen als Stereoplatten". Doch auch der normale Musikkonsument kann bei Blaha fündig werden: Da gibt es einen unautorisierten Konzertmitschnitt von Tom Petty, Radiokonzerte von Iggy Pop oder Unbekanntes von Serge Gainsbourg. Singles findet man ab 1,50 Euro, Langspielplatten ab fünf Euro - es ist Zeit, den Plattenspieler mal wieder abzustauben.

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Müller und Herz, Möbel und Gebrauchsgegenstände in der Jahnstraße: Nein, sagt Wolfgang Herz, festgelegt hätten sich er und sein Kompagnon Markus Müller eigentlich nicht. Nicht auf eine Stilepoche, nicht auf eine Branche. "Wir machen, was uns gefällt, und sind damit eigentlich immer richtig gelegen", sagt Herz. Die Arbeitsteilung funktioniert prächtig: Müller kauft ein, besucht Flohmärkte, holt vom Sperrmüll, ist bei Haushaltsauflösungen dabei. Herz sitzt an einem großen Schreibtisch in einem übervollen Lädchen, arrangiert die Waren und besorgt ihnen neue Besitzer. Da gibt es alte Bürolampen aus den dreißiger Jahren, Werbeplakate aus den Sechzigern. Eine Kinderwippe aus Holz und Metall versperrt den Weg, eine französische Schulbank ist unter einem riesigen runden Spiegel versteckt. "Manchmal macht man einen Stich", sagt Herz und freut sich. Erst neulich haben die beiden ein Kontingent von Designer-Zeichentischen ergattert, zwei sind bereits verkauft. Was die Dinge kosten? "Das kommt darauf an", sagt Wolfgang Herz - auf den Preis, den sie ursprünglich mal für das Objekt bezahlt haben, aber auch auf das Verhandlungsgeschick des Kunden - "und die Sympathie". Deshalb klebt auf den Waren bei Müller und Herz auch nie ein Preiswapperl.

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"NähWerk", Trachten in der Schwanthalerstraße 79 : Gleich vorweg: Dies ist vermutlich kein Laden, in den die Vintagefangemeinde pilgern wird. Abseits der Münchner In-Viertel, unweit des Hauptbahnhofs, liegt das NähWerk, das zu den sozialen Betrieben der Organisation "Weißer Rabe" gehört. Hier wird eine eigene, unaufgeregte kleine Kollektion verkauft, hier werden in den Zeiten vor der Wiesn aber auch ein paar Dirndl angeboten. Die gut erhaltenen Marken-Trachtenkleider werden repariert, etwas aufgehübscht und für rund 65 Euro verkauft. Angeboten werden ganz klassische Modelle - wer für die Wiesn Aufreizendes oder Verrücktes will, muss indes woanders suchen.

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Dynamo Fahrradservice in der Haager Straße 11: Das alte Rennrad aus den Siebzigern ist schon verkauft. Doch die kettenlose Rarität der Traktormarke "Fendt" wäre für Liebhaber noch zu haben, ebenso wie das schwarze Omaradl mit tiefem Einstieg und Ledersattel. Doch unweit des Ostbahnhofs im "Dynamo" findet man nicht nur so manches historische Fahrrad, sondern vor allem für Diebe uninteressante Gebrauchsräder. "Manchmal machen wir aus fünf Rädern eines", sagt Peter Cwetko, "das sieht dann zwar nicht so neu aus wie eines dieser in China produzierten Billigräder, aber es ist qualitativ trotzdem viel besser." Zwischen 125 und 185 Euro kosten die Fahrräder meist, zusammengebaut werden sie in der Werkstatt von Menschen, die lange Zeit arbeitslos waren und hier eine Aus- oder Weiterbildung machen. Hochwertige Mountainbikes sucht man vergebens - aber man kann seinen Drahtesel hier auch reparieren lassen.

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Eine Möglichkeit, Gebraucht-Läden zu finden, sind ausgedehnte Shopping-Touren durch alle Winkel Münchens. Schneller fündig wird man mit der Secondhand-Broschüre der Stadt, die in allen Tourismusinfos aufliegt.Auch im Internet (www.muenchen.de) gibt es unter Shopping-Specials eine Liste mit Geschäften, die vor allem Second-Hand-Kleidung anbieten. Unter www.wieneu.net/muenchen findet man von Fahrradläden und Kinderausstatter bis zu Möbelhäusern und Plattenläden alles, was das Herz des Vintagefreundes schneller klopfen lässt.Fotos: RumpfText: SZ vom 22.8.2009/pfau

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