SZenario:Summ statt Brumm

SZenario: Influencerin Lisa-Marie Schiffner, Musiker Andreas Gabalier, Rennfahrer Sebastian Vettel und Top-Model Charlott Cordes (von links) beim Posieren mit Äpfeln, Blumen und Kleinhesseloher See.

Influencerin Lisa-Marie Schiffner, Musiker Andreas Gabalier, Rennfahrer Sebastian Vettel und Top-Model Charlott Cordes (von links) beim Posieren mit Äpfeln, Blumen und Kleinhesseloher See.

(Foto: Robert Haas)

Warum Formel-1-Pilot Sebastian Vettel mit Sänger Andreas Gabalier und Skifahrerin Elisabeth Görgl im Seehaus saß

Von Philipp Crone, München

Dass Sebastian Vettel am Ende den größten Lacher erzeugt, ist dann doch eher eine Überraschung. Der vierfache Formel-1-Weltmeister sitzt am Mittwochvormittag im Seehaus am Englischen Garten, umgeben von Bühnenprofis. Hinter ihm Franko Foda, gerade noch Österreichs Fußball-Nationaltrainer gewesen, daneben Elisabeth Görgl, Skiweltmeisterin. Auch Österreichs bekannteste Influencerin Lisa-Marie Schiffner sitzt auf dem Podium, und natürlich der Bühnenprofi schlechthin, Sänger Andreas Gabalier. Die Initiatoren des Projekts BioBienenApfel wissen, was es für eine Pressekonferenz braucht, um ein Thema in der öffentlichen Wahrnehmung zu platzieren: Prominente, Informationen, und gerne auch ein paar unterhaltsame Pointen. Die zunächst erwartungsgemäß von Gabalier kommen. Der sitzt schon auf dem Podium, als es noch laut unter den etwa 80 Journalisten im Raum ist, bis Vettel den Raum betritt. Da wird es still und Gabalier flüstert gespielt ergriffen: "Es geht los." Der Star und der Entertainer, die Show beginnt. Die Bienen-Show.

Die Dichte der Österreicher ist bei dieser Pressekonferenz im Übrigen deshalb so groß, weil der Initiator von dort stammt. Manfred Hohensinner, selbst Landwirt, hat 2021 in Österreich begonnen, Flächen für Wildbienen zu schaffen, die im Boden leben, idealerweise dem von Wildblumenwiesen. Man kann auf der Seite biobienenapfel.com Saatgut bestellen und dieses dann aussähen. Ob in einem Blumentopf auf dem Fensterbrett oder großflächig im Garten, "jeder kann einen Beitrag leisten", ist der Standardsatz der Werbenden, und ein bisschen Pathos muss natürlich auch dabei, also fasst Fußballer Foda die Situation so zusammen: "Ohne Bienen keine Pflanzen und ohne Pflanzen kein Obst." Foda ist Experte für Kurzsätze, die selbst ausgepumpte Kicker in der Halbzeitpause noch aufnehmen können.

Ehe Vettel und Gabalier wieder ins Fernduell um den besten Moment dieses Vormittags treten, erklärt Initiator Hohensinner das Projekt noch einmal mit Zahlen. In Österreich hat es das Projekt es bislang geschafft, 400 Hektar Bienenflächen freizuschaffen. Ziel sind 1200. Deutschland soll jetzt nachziehen, und damit auch München. 100 000 Quadratmeter sollten in der Landeshauptstadt doch zu schaffen sein, sagt Hohensinner, Lebensraum für eine Milliarde Bienen. Das Projekt wird vom Europäischen Parlament unterstützt, das auch gleich einen Abgesandten geschickt hat, wenig überraschend einen Österreicher, mit Othmar Karas den Ersten Vizepräsidenten. Alle Beteiligten werben fleißig, unterbrochen werden sie dabei nur von kleinen Werbefilmen. Da wird dann ein Bienenhotel in Form eines Rennwagens mit Vettel gebaut, an einer anderen Stelle beißt eine junge Frau mit nahezu erotischer Hingabe in eine Tomate. Um Bienen zu retten, ist alles erlaubt, selbstverständlich auch Quatsch.

SZenario: Der frühere Fußballer Franko Foda und Skifahrerin Elisabeth Görgl beim Anrichten des Saiblingfilets.

Der frühere Fußballer Franko Foda und Skifahrerin Elisabeth Görgl beim Anrichten des Saiblingfilets.

(Foto: Robert Haas)

Und den hat überraschenderweise der sonst sehr konzentriert und zurückhaltend wirkende Rennfahrer zu bieten. Vettel, schmal, bärtig und die Frisur eher struppig helmgeeignet, hört fast grimmig den Ausführungen über die bedrohten Insekten zu, während Gabalier, breit, rasiert und die Frisur eher so, dass er auch als Haargel-Testimonial durchginge, lächelt und lächelt. Sind Kameras oder eine Bühne in der Nähe, kann der Mann offenbar nicht anders. Wobei schon deutlich wird, wo die jeweiligen Stärken der einzelnen Bienen-Unterstützer liegen. Die von Foda zum Beispiel nicht in der Küche.

SZenario: Andreas Gabalier mit Gießkanne: Im Seehaus erzählt der Musiker, wie gerne er zu Hause seine Blumenwiese pflegt.

Andreas Gabalier mit Gießkanne: Im Seehaus erzählt der Musiker, wie gerne er zu Hause seine Blumenwiese pflegt.

(Foto: Robert Haas)

Als während der Präsentation mit Sternekoch Andreas Döllerer und Skifahrerin Görgl auch einmal kurz gekocht wird, hat Foda die Aufgabe, Zitronenschale auf Teller mit Saiblingsfilet zu geben, eigentlich nicht so schwer. Foda verteilt allerdings per Reibe die ganze und schnell ziemlich ramponierte Frucht auf dem Gericht, so dass es ein recht saurer Genuss wird am Ende. Seine Reaktion: "Das ist eine Spezialität!" Währenddessen ist Gabalier bei der nächsten Werbestation dran: säen. Mit rauchiger Stimme beschreibt er, dass sein neues Album jetzt fertig ist und wie gerne er nun seine Blumenwiese wieder pflegt, und dann versät er sich auch schon. Die Samen liegen recht einseitig links im Hochbeet.

Es ist gegen Mittag fast alles gesagt, jedes Motiv gefilmt, die Botschaft ausreichend ausgestreut, als Vettel noch die Frage beantworten soll, wie das denn zusammenpasse: sich auf der einen Seite gegen das Versiegeln von Flächen zu engagieren und gleichzeitig auf Asphalt Autorennen zu fahren. Der 34-Jährige zögert keine Sekunde und entscheidet damit das Rennen um den inoffiziellen Titel Bienen- und Bühnenpromi des Tages klar für sich: "Ach, ich bin ja auch schon öfter neben der Strecke gefahren."

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