Gedenkkonzert Sebastian Hess:Jubel, Trauer und Dank

Vor einem Jahr starb Sebastian Hess. Ein Konzert erinnert nun an den außergewöhnlichen Musiker.

Von Egbert Tholl, München

Vor einem Jahr starb Sebastian Hess, völlig überraschend an einem Aneurysma. Man war verstört, er war doch noch so jung, 1971 in München geboren, und noch viel jünger war er im Kopf, voller Ideen. Eine davon wollte er besprechen, man war verabredet für die nächsten Tage. Unvollendet ging er, wäre nie vollendet gewesen, weil es keinen Abschluss im tätigen Werk dieses fantastischen Cellisten gegeben hätte.

Damals, vor einem Jahr, wurde seiner in dieser Zeitung gedacht, nun würdigten ihn Freunde und Weggefährten, ein große Schar exzeptioneller Künstler. Sarah Wedl-Wilson, Martina Veh und Moritz Eggert ersannen diesen Abend in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, sie riefen und alle kamen, die vielen Musikerinnen und Musiker, die mit Sebastian Hess Musik gemacht hatten. Es ist, als entstünde eine Welt von Neuem, eine Zeit, in der München und seine Kultur so aufregend waren. Man denkt an Festspiel+, das Rahmenprogramm der Opernfestspiele unter Sir Peter Jonas, das Cornel Franz erdachte, der einen Erinnerungstext schickt, in welchem er auch an Großtaten erinnert, völlig grandios durchgeknallte Opernabende, Hess und Andi Ammer vorneweg, die Bairishe Geisha und der finnische Chor der schreienden Männer, die Bespielung des Sechzger-Stadions. Hess immer dabei, nie konnte es ihm zu verrückt sein. Und immer war da seine irrsinnige Freundlichkeit, seine Menschenzugewandtheit. Die ließ ihn auch spontan empfinden, dass das Publikum der völlig überlaufenen Festspielnacht nicht einfach so nach Hause geschickt werden dürfe. Also setzte er sich hin und spielte, Bachs Solosuiten.

In der Akademie hört man ihn wieder, Aufnahmen. Zusammen mit dem berückenden Lautisten Axel Wolf mit Barockmusik, die er selbst wiederentdeckt hat. Man hört ihn mit der Rhapsodie von Mikis Theodorakis. Der starb einen Tag nach ihm, jetzt schwebt noch einmal seine Musik wundervoll durch den Raum. Ein bezaubernd warmes Gedenken ist der Abend, Christopher Robson singt Purcell, "Halleluja", ein weher Jubelruf auf den neugierigsten, sinnesfreudigsten, herrlichsten Cellisten Sebastian Hess.

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