Scorpions"-Gitarrist:Mein Haus, mein Auto, meine Gitarre

Seit zwei Jahren verkauft "Scorpions"-Gitarrist Matthias Jabs in Haidhausen Instrumente. Und seiner Band prophezeit er ein Comeback.

J. Biazza

Natürlich fängt es mit Jimi Hendrix an. Schließlich geht es um einen Gitarristen. Und natürlich wird es mit Zukunftsprognosen aufhören. Schließlich geht es um einen Geschäftsmann. Dazwischen: Ein wenig Rock'n'Roll, eine Ladeneröffnung und ein Song, der mit Gitarren im Gesamtwert von fast 200.000 Euro aufgenommen wurde. Schließlich handelt diese Geschichte auch von Matthias Jabs, Lead-Gitarrist der Scorpions.

Scorpions"-Gitarrist: Prophezeit ein Comeback: "Scorpions"-Gitarrist Matthias Jabs.

Prophezeit ein Comeback: "Scorpions"-Gitarrist Matthias Jabs.

(Foto: Foto: www.henthorn.de)

Die Frage, die Jabs 1968 einem Klassenkameraden stellte, nachdem er im Deutschlandfunk Hendrix' Version des Bob-Dylan-Songs "All along the Watchtower" gehört hatte, klingt aus heutiger Sicht beinahe grotesk: "Was ist das für ein Instrument?" Mittlerweile hat Jabs eine eigene Gitarren-Serie entwickelt - die "Mastercaster" -, als Zwischenlösung spielte er davor auf Modellen, die ihm die Firma Fender eigens baute.

Jabs ist der erste und bislang auch einzige Deutsche, dem diese Ehre zuteil wurde. Er, der Autodidakt, der sich nach zwei Unterrichtsstunden bei besagtem Mitschüler das Gitarrespielen selbst beigebracht hat, erzählt: "Nach einem halben Jahr habe ich selbst unterrichtet, wenig später war ich schon eine lokale Berühmtheit, weil ich 'I'm going home' von Ten Years After spielen konnte."

Gut 40Jahre ist das jetzt her. Mittlerweile steht Jabs in seinem eigenen Gitarrenladen in Haidhausen (MJ Guitars, Pariser Straße32). Zwischen Instrumenten, für deren Preise sich andere Menschen Autos oder Wohnungen kaufen, schüttelt er viele Hände. Im Hintergrund läuft auf Flachbildschirmen ein Konzert der Scorpions: Viele Zuschauer, Südamerika.

Klein und spezialisiert

Jabs zeigt zur Zeit eine Sonderausstellung von Vintage-Gitarren in seinem Laden. Das teuerste Stück, eine Gibson "FlyingV", ist mit 400.000 Euro ausgezeichnet. "Wir haben den Preis raufgesetzt, damit sie niemand anfasst, weil sie ohnehin nicht zu verkaufen ist", beruhigt Jabs. Sechsstellig ist der Wert trotzdem noch. Wegen solcher Sperenzchen wurde sein Konzept bei der Eröffnung vor zwei Jahren wohl auch angegriffen: "Vintage- und Sammlerkram ist nur ein kleines Segment. Ich habe auch Kindergitarren, Einsteigersets und günstige Instrumente - ein ganz normaler Laden." Allerdings klein und überaus spezialisiert.

Und damit gegen den Zeitgeist, nach dem - nicht nur in München - immer mehr Händler sich darauf verlegen, zu fusionieren und auf ausladend großen Verkaufsflächen alles feilzubieten, was mit Musik zu tun hat. "Ich finde in diesen Shoppingmalls nichts", sagt Jabs. "Ich kann doch keine Gitarren ausprobieren, wenn neben dran jemand Schlagzeug spielt." Deshalb gibt es bei MJ Guitars viele Türen, hinter denen Ruhe herrscht. Ruhe für Beratungsgespräche bei Investmentgitarren - der Wertanlagen-Alternative zur Aktie. Ruhe, um sich mit dem lang ersehnten Wunschinstrument ein bisschen zurückzuziehen.

Ruhe durchaus auch, um mit Jabs selbst etwas zu plaudern, der seinen Laden als Forum für den Fankontakt versteht. Anzutreffen ist er allerdings nur, wenn ihm sein Hauptjob Zeit dafür lässt - also eher selten. Mit den Scorpions geht es 2010 auf Welttournee. Die vergangenen Wochen waren sie im Studio, um die im März erscheinende neue Platte "Sting in the Tail" aufzunehmen. Mit dabei: Jabs' eigenes Sortiment an Instrumenten. Der 54-Jährige ist selbst Sammler. Nichts, wofür jemand 100.000 Euro ausgeben würde, wie er betont.

Tour startet im Mai

Teilweise aber nah dran. Bei der aktuellen Produktion stellte er damit einen Rekord auf: Bei einem Song verwendete der gebürtige Hannoveraner Gitarren, die es zusammen auf einen Wert von fast 200.000 Euro bringen. Viel Vintage, viele Klassiker für den klassischen Sound: Nachdem es beim letzten Longplayer Ausflüge in den Bereich Konzeptalbum gab, soll nun wieder Scorpions drin sein, wo Scorpions draufsteht. "Äußerst frische Rockmusik", sagt Jabs. Oder: "Die Essenz dessen, was wir am besten können." Heißt vermutlich: Wer die Scorpions bislang mochte, wird sie weiterhin mögen. Wer nicht, nicht.

Und weil die Fans in Deutschland weniger geworden sind - die großen Erfolge verbucht die Band seit einiger Zeit eher auf anderen Kontinenten; ein Echo fürs Lebenswerk im vergangenen Jahr ist ein weiterer Indikator -, will man es auch in der Heimat noch mal wissen. Erstmals seit langem startet die Tour im Mai deshalb auch in Deutschland, in der Münchner Olympiahalle. "Ich prophezeie, dass sich unser Status hier wieder verbessern wird!" Jabs klingt hungrig, wenn er das sagt. Beinahe angriffslustig. Der Musikladen als Altenteil fürs Karriereende? Noch nicht.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: