Schwimmbad:Mehr Bad als Spucknapf

Schwimmbad: Die Hallen des Gewerbegebiets auf dem Kirschgelände im unterer Teil stechen geradezu hervor. Im Norden schließt sich das Areal an das schmale Stück der Wohnbebauung im Zuge der Neugestaltung des Oertelplatzes an. Jenseits der Bahnlinie ist rechts oben noch eine Ecke des Krauss-Maffei-Werks zu erkennen.

Die Hallen des Gewerbegebiets auf dem Kirschgelände im unterer Teil stechen geradezu hervor. Im Norden schließt sich das Areal an das schmale Stück der Wohnbebauung im Zuge der Neugestaltung des Oertelplatzes an. Jenseits der Bahnlinie ist rechts oben noch eine Ecke des Krauss-Maffei-Werks zu erkennen.

(Foto: Google Earth)

In Allach-Untermenzing möchte man die Forderung nach einer dritten Schwimmhalle nicht aufgeben, vor allem für den Schulsport. Die Stadtviertelpolitiker haben sich vorerst auf einen Prüfungsantrag geeinigt

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Ist es politisch schlauer, ein drittes Schwimmbad zu fordern, um dann wenigstens zwei zu erhalten? Oder sollte man lieber nicht gar so üppig fordernd auftreten und sich gleich nur auf zwei beschränken? Um in letzterem Fall anstelle des alten Schulschwimmbads im Schulzentrum an der Pfarrer-Grimm-Straße endlich ein zeitgemäßes und für die geplante neue Grundschule an der Theodor-Fischer-Straße überhaupt eins zu bekommen? Um diese Fragen rankte sich eine Diskussion in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Allach-Untermenzing. Anlass war der Antrag der SPD-Fraktion, bei der Umwandlung des heutigen Gewerbegebiets auf dem Kirschgelände in ein Wohngebiet gleich ein neues städtisches Sommer- und Hallenbad mit einzuplanen.

SPD-Sprecher Pascal Fuckerieder begründete den Vorstoß damit, dass auch die Stadt den Bau weiterer Schwimmhallen für notwendig hält. Die SPD-Stadtratsfraktion habe bereits das Kirschgelände als einen Standort für eine Machbarkeitsstudie ins Gespräch gebracht. Auf dem 12,5 Hektar großen Areal, das die Büschl-Unternehmensgruppe erworben hat, sollen bis zu 1400 Wohnungen entwickelt werden. Zusammen mit den Neubaugebieten in der Gerberau, auf dem Diamaltgelände, dem Oertelplatz und Nachverdichtungen wachse die Einwohnerzahl kontinuierlich an, sagte Fuckerieder. In gleichem Umfang steige auch der Bedarf an sozialer Infrastruktur. Außerdem könne so ein Bad eine gute Trennung zwischen den künftigen Wohngebäuden und der Bahnlinie darstellen. Und es wäre wegen seiner zentralen Lage schon jetzt gut zu Fuß, mit dem Rad und dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar. Sollte wegen der neuen Wohnungen noch eine direkte Busverbindung hinzukommen, hat die SPD auch schon einen Vorschlag, wie die neue Haltestelle heißen könnte: "Neues Bad Allach".

Im Stadtbezirk Allach-Untermenzing gibt es einzig das in die Jahre gekommene Schulschwimmbad, für das die Lokalpolitiker seit Jahren eine komplett neue Sportstätte fordern, die in schulfreien Zeiten auch Vereinen und der Bevölkerung offenstehen soll. "Das jetzige Schwimmbad ist ein Spucknapf und langfristig keine Lösung", sagte die CSU-Stadträtin und BA-Vorsitzende Heike Kainz. Erst im September hatte der Bezirksausschuss, auch auf Initiative der SPD, bei der Stadt beantragt, für die geplante neue Grundschule an der Theodor-Fischer-Straße ebenfalls eine Schwimmhalle zu prüfen.

Ein Bad auf dem Kirschgelände lehnte Heike Kainz zunächst als "nicht wirtschaftlich und unrealistisch" ab. "Dafür gehen mindestens 200 Wohnungen verloren und es gibt hohe Folgekosten", prognostizierte sie. Kämen noch eine Schule und Kindertageseinrichtungen hinzu, wäre man bei 400 Wohnungen. Und wenn man Pech habe, bleibe es bei Gewerbe und man bekomme "doppelt so viel hingequetscht". Man solle lieber gebündelt für ein ordentliches Schwimmbad im Schulzentrum kämpfen, "sonst zerfasern wir uns". Henning Clewing (FDP) sieht das ähnlich. "Wir sollten uns nicht selbst disqualifizieren", warnte er. "Ein drittes, viertes oder fünftes zu fordern, spricht nicht gerade für den Verstand des Bezirksausschusses. Mehr als zwei Schwimmbäder braucht der Stadtbezirk nicht." Christiane Schenk (SPD), Vorsitzende des Unterausschusses Familie, Bildung und Soziales, bezeichnete es als "nicht redlich", plötzlich mit dem Wegfall von Wohnungen zu argumentieren. Hier werde offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Denn bei dem geplanten Wohnen-für-alle-Projekt an der Erwin-Schleich-Straße habe man wegen geringerer Gründe auf Wohnraum verzichtet. Den Widerspruch verdeutlichte noch Walter Stach (CSU), der bekräftigte: "Wohnungen sind wichtiger." "Da nehme ich Sie das nächste Mal beim Wort", kündigte daraufhin die Unterausschuss-Vorsitzende Christiane Schenk (SPD) an.

Grünen-Sprecher Falk Lamkewitz plädierte ebenso dafür, die Forderung nach einem dritten Bad nicht aufzugeben. "Je mehr wir fordern, umso mehr ist das ein Indiz dafür, dass der Bedarf vorhanden ist." Einen Seitenhieb auf die SPD konnte sich Lamkewitz dennoch nicht verkneifen. "Man hätte ja damals mit wenig Geld das Allacher Sommerbad retten können", hob er an. "Aber eure SPD .. ." BA-Vize Friedrich Schneller (SPD) erwiderte, dass das Kirschgelände wesentlich zentraler liege als das Gelände des ehemaligen Sommerbads. "Und das ist der Pluspunkt. Wir können doch zweispännig fahren, eins wird schon gelingen."

Auf Anregung von Ingrid Haussmann (parteifrei) einigte man sich schließlich darauf, den Antrag als Prüfantrag weiterzuleiten. Schließlich seien ein Schulschwimmbad und ein normales Bad zwei verschiedene Dinge, sagte sie. So bezweifle sie, dass nach Schul- und Vereinssport noch genügend freie Kapazitäten zum Schwimmen für die Bevölkerung blieben. Hinzu komme, dass auch in Allach und Untermenzing allmählich die größeren freien Flächen zur Realisierung solcher Einrichtungen ausgingen.

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