Schwerpunktaktion:Unter Kontrolle

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Polizei will zwei Wochen verstärkt den Verkehr überwachen

Von Martin Bernstein

Autotür auf - es knallt. Abbiegen ohne zu schauen - es kracht. Auf dem Radweg unterwegs, aber in der falschen Richtung - der nächste Unfall. Egal, wer den Fehler im Straßenverkehr macht: Die Leidtragenden sind meist die Fahrradfahrer. "Beinahe jeder zweite Schwerverletzte bei Verkehrsunfällen des letzten Jahres in München war als Fahrradfahrer unterwegs", sagte Polizeivizepräsident Robert Kopp am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die Münchner legen jeden fünften Weg in der selbsternannten Radlhauptstadt mit dem Rad zurück - das sind rund eine Million Fahrradfahrten pro Tag innerhalb der Stadt, rechnete Norbert Bieling vom städtischen Kreisverwaltungsreferat vor.

Gemeinsam wollen Stadt und Polizeipräsidium in den kommenden beiden Wochen aufklären, kontrollieren - aber auch Verstöße ahnden. Schwerpunkte der Kontrollen werden Problembereiche sein, die der Fahrradclub ADFC genannt hat. Radler, Fußgänger, Autofahrer - alle drei Gruppen stehen dabei im Fokus der Polizisten und der kommunalen Verkehrsüberwacher. So gelten die Rosenheimer Straße gegenüber vom Gasteig und der Oberanger in der Altstadt als Bereiche, in denen besonders oft Autofahrer auf Radwegen oder Fahrradstreifen parken. Ein konsequentes Vorgehen gegen Falschparker auf Radwegen hat am Freitag bei einem Ortstermin in der Kapuzinerstraße auch SPD-Fraktionschef Alexander Reissl gefordert: "In manchen Straßen werden Radwege alltäglich von Kfz-Fahrern als Kurzzeitparkplatz zweckentfremdet." Als Beispiele nannte er die Paul-Heyse-Straße und die Kapuzinerstraße. Reissl: "Parkverstöße auf Radwegen müssen deshalb konsequent geahndet werden - und zwar regelmäßig und nicht nur im Rahmen einer gezielten Schwerpunktaktion zum Start der Radsaison."

Doch auch die Radfahrer selbst will die Polizei verstärkt in die Pflicht nehmen. Immerhin sind sie bei jedem zweiten Unfall mit Radlerbeteiligung selbst schuld. Die häufigste Ursache ist das "Geisterradeln" gegen die erlaubte Fahrtrichtung. In immerhin 423 Fällen kamen Radler ohne Fremdeinwirkung zu Fall - dann war oft Alkohol im Spiel. Danach kann nicht nur der Führerschein weg sein: In immerhin 120 Fällen untersagte das Kreisverwaltungsreferat im vergangenen Jahr einem Verkehrsteilnehmer das Radfahren, weil dieser mit mehr als 1,6 Promille erwischt worden war.

Wie nötig die Rad-Sicherheitsaktion offenbar ist, zeigte ein aktueller Unfall vom Donnerstagabend: Beim Abbiegen von der Lothstraße in die Dachauer Straße übersah eine 31-jährige Autofahrerin einen 26-jährigen Studenten, der auf dem Radweg der Lothstraße unterwegs war. Der Mann, der ohne Helm fuhr, prallte gegen einen Ampelmast und kam mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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