Schwerer Bungee-Unfall:Was der Kranführer nicht sah

Nach dem Bungee-Unfall in Oberschleißheim hat sich der Betreiber der Anlage zum Unglück geäußert: Es habe ein Missverständnis zwischen Mitarbeitern gegeben.

Sarina Pfauth

Es sollte ein schönes, ein aufregendes Erlebnis werden: Ein Bungee-Sprung aus 50 Metern Höhe über der Olympia-Regattaanlage, Kopf voraus in die Tiefe. Das Abenteuer endete tragisch: Noch immer schwebt eine 17-Jährige aus Oberschleißheim in Lebensgefahr, ihr 20-jähriger Freund aus Unterschleißheim erlitt bei dem Unfall ein Schädel-Hirn-Trauma. Offenbar hatte der Kranführer die Sicherung gelöst, bevor die Teilnehmer festen Boden unter den Füßen hatten. Die Schüler fielen aus zwei Meter Höhe herab.

Schwerer Bungee-Unfall: Die Sprunganlage in Oberschleißheim ist im Moment stillgelegt.

Die Sprunganlage in Oberschleißheim ist im Moment stillgelegt.

(Foto: Foto: Renate Schmidt)

Nach dem Unfall am Samstag hat sich nun Hans-Ulrich Sachenbacher, der Geschäftsführer der HEAG GmbH, die mehrere Sprunganlagen in Deutschland und Österreich betreibt, zu dieser Frage geäußert. "Die Ursache war eine Verkettung unglücklicher Umstände, die ich sehr bedaure", sagte er zu sueddeutsche.de.

Erfahrener Mitarbeiter

Beim Ablassen der beiden Springer sei es zu einem Missverständnis zwischen dem Kranführer und dem Mitarbeiter am Boden gekommen: Letzterer habe die beiden aufgefangen und hätte dem Kranführer das so weitergegeben. In diesem Moment sei das Paar jedoch wieder nach oben geschwungen, dem Mitarbeiter am Boden gelang es nicht, die beiden festzuhalten.

Weil der Kranfahrer davon nichts mitbekommen hatte, löste er zeitgleich die Sicherung. "Wenn der Mitarbeiter am Boden die beiden normal gehalten hätte, wäre nichts passiert", sagte Sachenbacher. Er verteidigte das Verhalten des Kranfahrers: Man könne von oben nicht alles genau erkennen und müsse sich deshalb auf Ansagen verlassen können. Der 26-jährige Münchner sei sehr erfahren und arbeite schon seit sechs Jahren im Unternehmen.

Die Polizei ermittelt noch in dem Fall, noch ist nicht abschließend geklärt, ob sich der Unfall tatsächlich so zugetragen hat oder vielleicht doch ein technischer Fehler als Ursache in Frage kommt.

Die Betreiber von Bungee-Anlagen sind selbst für die Schulung ihrer Mitarbeiter verantwortlich. HEAG-Geschäftsführer Sachenbacher betonte, dass alle Mitarbeiter der Sprunganlage ausreichend geschult seien: "Vor jeder neuen Sprungsaison werden alle Handgriffe noch einmal geübt und der TÜV überprüft die Anlage", sagte er. Trotzdem sollen die Mitarbeiter laut Sachenbacher in Zukunft noch ausführlicher eingewiesen werden.

Anlage ist stillgelegt

In Oberschleißheim hatte die Saison erst am 1. Mai begonnen. Die Anlage dort ist eine der ältesten legalen Bungee-Sprunganlagen der Welt, bereits seit 20 Jahren kann man sich dort in die Tiefe fallen lassen. Sie ist nur an einigen Terminen im Jahr geöffnet, etwa 50 bis 100 Sprünge finden an solchen Tagen statt.

Sachenbacher ist auch Geschäftsführer der "Jochen Schweizer Agentur für Actionmarketing und Events". Auf deren Internet-Seite wurde am Montag noch für die nächsten Termine in Oberschleißheim am 30. Mai und am 11. Juni geworben. Ob die Sprünge tatsächlich stattfinden, ist noch nicht geklärt: "Im Moment ist die Anlage stillgelegt", sagte Hans-Ulrich Sachenbacher. Die Firma will ein TÜV-Gutachten in Auftrag geben, um technische Mängel vollkommen auszuschließen - obwohl mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich menschliches Versagen die Ursache für das Unglück war.

Dass Bungee Jumping grundsätzlich gefährlich ist, verneint Sachenbacher vehement: "Auf Skipisten und im Verkehr ist das Risiko deutlich höher als beim Bungeesprung", sagte er. In seinem Unternehmen seien die Sicherheitsstandards sehr hoch. Technisches Versagen könne er komplett ausschließen, menschliches Versagen aber nicht vollständig: "Wir leben alle mit gewissen Risiken."

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