Schwere Vorwürfe gegen Wiesn-Ordner:"Willkürliche Gewaltanwendung"

Sie sollen getreten und gefesselt worden sein. Gäste beschweren sich über eine "wahllose Räummungaktion" von Sicherheitsleuten im Schottenhamel-Zelt. Die Grünen stellen nun einen Stadtratsantrag zur Aufklärung des Falls.

Claudia Wessel

Die Wiesn hat noch ein Nachspiel: Ein offener Brief der Stadtratsfraktion "Die Grünen-Rosa Liste" erreichte Wiesn-Wirt Peter Schottenhamel kurz vor seinem traditionellen Urlaub nach dem Oktoberfest. Thema: brutales Vorgehen der Sicherheitsleute im Schottenhamel-Zelt am letzten Wiesnabend gegen 20 Uhr. "Eine Entschuldigung Schottenhamels gegenüber seine Gästen ist fällig", so Fraktionsvorsitzende Lydia Friedrich.

Zahlreiche Zeltbesucher hatten sich am 7. Oktober über "willkürliche Gewaltanwendung", so Dietrich in dem offenen Brief, beschwert. "Augenzeugen und Betroffene berichteten übereinstimmend von wahllosen Räumungsaktionen." Das Sicherheitspersonal habe eine Front aus sieben bis zehn Männern gebildet und die Gäste ohne Vorwarnung aus dem Zelt gedrängt.

Am Ausgang sei mehreren Gästen so lange auf den Arm geschlagen worden, bis sie die teilweise noch vollen Maßkrüge fallen gelassen hätten. Am Boden liegende Gäste sollen getreten und gefesselt worden sein. Auch von "feindlichem Verhalten gegenüber schwulen Gästen" wurde den Grünen berichtet.

In ihrem Brief bitten die Grünen Peter Schottenhamel aufzuklären, "wie es zu dieser willkürlichen Gewaltanwendung kommen konnte" und Konsequenzen zu ziehen. Ein Stadtratsantrag der Grünen mit der Bitte um Aufklärung ist bereits am Tag nach den Vorfällen gestellt worden.

"Zahllose Beschwerden bei der Polizei"

"So wie das dargestellt ist, kann ich es mir nicht vorstellen", sagt Peter Schottenhamel, der an diesem Abend nicht persönlich anwesend war. "Es hat ja zahllose Beschwerden bei der Polizei gegeben, es wurde aber kein einziges Protokoll aufgenommen, da die Polizei keine strafbare Handlung in dem Vorgehen sah." Hätte es wirklich Brutalitäten wie Treten am Boden liegender Personen oder Fesseln gegeben, hätte die Polizei das doch sicherlich verfolgt, glaubt Schottenhamel.

Das Zelt sei an dem Abend nicht überfüllt gewesen, so der Wirt. Lediglich der Gang vor der Küche sei nicht mehr passierbar gewesen, da etwa 200 bis 300 Gäste dort gestanden und sich geweigert hätten, wegzugehen. Offensichtlich, so wurde Schottenhamel berichtet, gehörten sie zu einer größeren Gruppe von Menschen, die an den Tischen saßen und sich in deren Nähe aufhalten wollten.

Da es sich jedoch bei diesem Gang um einen Hauptfluchtweg handele, habe man ihn räumen müssen. Zuvor habe man die Menschen jedoch mehrfach aufgefordert, den Platz zu räumen, dies sei also nicht ohne Vorwarnung geschehen.

"Selbstverständlich werde ich der Sache nachgehen", versichert Schottenhamel, "und sollte sich ein Fehlverhalten unseres Ordnungsdienstes ergeben, was sich bis jetzt aber nicht abzeichnet, werde ich daraus natürlich Konsequenzen ziehen."

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