Süddeutsche Zeitung

Schweinegrippe in München:Mit Mundschutz durchs Schulhaus

An einer Münchner Schule gibt es erneut einen Fall von "Schweinegrippe" - eine Klasse wird isoliert.

Christina Warta

An diesem Mittwoch hätten die 1300 Schüler des Erasmus-Grasser-Gymnasiums eigentlich ihr Sommerfest gefeiert. Doch nun ist die Veranstaltung abgesagt: Der Schüler einer elften Klasse ist an der sogenannten "Schweinegrippe" erkrankt.

"Die elfte Klasse wird isoliert", erklärt Direktor Stephan Zahlhaas, außerdem habe man alle klassenübergreifenden Veranstaltungen gestrichen. "Das Gesundheitsamt hat uns dazu geraten", sagt der Schulleiter. Bereits am Montag wurde das Adolf-Weber-Gymnasium geschlossen, weil sich zwei Schüler mit der neuen Grippe infiziert haben.

"Uns geht es darum, die Infektionskette rasch zu unterbrechen", erklärt Christopher Habl vom Kreisverwaltungsreferat, dort ist der Stab für außergewöhnliche Ereignisse angesiedelt. Das Gesundheitsamt ermittele die Kontaktpersonen der Infizierten.

"Wenn es sich, wie im Falle des Adolf-Weber-Gymnasiums, um Schüler mit Sonderfunktionen und vielen Kontakten zu anderen handelt, empfehlen wir, die Schule zu schließen", sagt Habl. Habe ein Schüler dagegen nur Kontakte zu seinen Klassenkollegen, reiche es aus, seine Klasse zu isolieren.

Dieser Fall lag offenbar am Erasmus-Grasser-Gymnasium vor. Sommerfest und Gottesdienst fallen nun aus, der Aufräumtag am Donnerstag findet indes statt. Auch die Zeugnisse werden am Freitag wie geplant verteilt. Die Absage des Sommerfests sei zwar schade, "aber insgesamt ist das nicht so schlimm, jetzt laufen ja die Schlussgeschäfte", so Zahlhaas. Man konzentriere sich auf Aktionen im Klassen- und Gruppenverband.

Ob bei Auftreten der Schweinegrippe eine ganze Schule oder nur eine Klasse geschlossen wird, hängt von den jeweiligen Umständen ab. "Das ist immer eine Einzelfallentscheidung", bestätigt eine Sprecherin des bayerischen Gesundheitsministeriums. Man prüfe die Kontakte des Infizierten, dann treffe die Stadt gemeinsam mit den Verantwortlichen der Einrichtung eine Entscheidung.

Anders ist dies bei großen Unternehmen, die ebenfalls von der Grippewelle betroffen sein könnten. "Firmen müssen das in Eigenregie organisieren", erklärt Habl. Bei der Hypovereinsbank habe man sich "entsprechend vorbereitet, um den Geschäftsbetrieb jederzeit aufrecht zu erhalten und um Mitarbeiter und Kunden zu schützen", erklärt ein Sprecher. Im Intranet könnten sich Mitarbeiter über hygienische Vorsichtsmaßnahmen informieren, bei Fragen eine Hotline anrufen.

Beim Rückversicherer "Münchner Rück" trifft sich regelmäßig eine Arbeitsgruppe. "Konkrete Maßnahmen, die über Hygienemaßnahmen hinausgehen, gibt es aber nicht", sagt Sprecherin Regine Kaiser. Man beobachte den Verlauf der Grippe aufmerksam, aber ohne Hysterie. Davor warnt auch Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Jene fünf Kollegen, die an der Schweinegrippe erkrankt waren, sind nach einem leichten Krankheitsverlauf wieder dienstfähig.

Manche Lehrer sind offenbar trotzdem in Panik geraten. Von einigen Schulen wird berichtet, dass besonders Ängstliche nur noch mit Mundschutz durchs Schulhaus laufen. "Das ist völlig überzogen", urteilt Habl. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit meldete am Dienstag für München 79 bestätigte Fälle von Schweinegrippe

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.179033
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 29.07.2009/sonn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.