Schwarzfahrer:MVV verzeichnet immer mehr blinde Passagiere

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Schärfere Kontrollen, saftige Strafen - doch die Zahl der Schwarzfahrer steigt: Jährlich sind es bis zu 15 Millionen.

Von Dominik Hutter

40 Euro je Tour, dazu vielleicht noch eine Vorstrafe - diese wenig ersprießlichen Aussichten scheinen nicht jeden zu schocken: Obwohl seit dem Start einer Anti-Schwarzfahrerkampagne vor einem Jahr die Ticket-Kontrollen erheblich verschärft wurden, wächst der Anteil zahlungsunwilliger Passagiere im MVV-Netz noch immer leicht an.

"Die Fahrscheine, bitte": Immer mehr Leute fahren schwarz. (Foto: Foto: ddp)

Immerhin 2,5 Prozent aller in der S-Bahn Kontrollierten haben derzeit keinen gültigen Fahrschein in der Tasche, in den Bussen und Bahnen der MVG sind es 2,3 Prozent (vor einem Jahr noch 2,1 Prozent). Hochgerechnet bedeutet dies: Durch München düsen jedes Jahr gut 15 Millionen Schwarzfahrer.

Mehr Kontrolleure, mehr Ertappte

Von einem Scheitern der gemeinsam mit der S-Bahn betriebenen Kampagne will MVG-Chef Herbert König aber nicht sprechen: "Wir wissen ja nicht, wie die Quote ohne unsere Bemühungen aussähe."

Sein S-Bahn-Kollege Michael Wuth spricht von einem "großen Erfolg" - schließlich sei mit den zusätzlichen Kontrolleuren die Zahl der Ertappten erheblich gestiegen: Seit dem Kampagnenstart im Juni 2004 wurden in den S-Bahn-Abteilen gut 60.000 Namen und Adressen notiert - 44 Prozent mehr als zwischen Juni 2003 und April 2004.

Bei U-Bahn, Bus und Tram stieg die Beanstandungsquote aus unerfindlichen Gründen nur um 23 Prozent - allerdings auf eine absolute Zahl von rund 150.000.

Schwarzfahrer bevorzugen kurze Strecken

Dass bei der MVG deutlich mehr Zahlungsunwillige entdeckt werden, liegt vor allem am häufigen Ein- und wieder Aussteigen der Fahrgäste, die bevorzugt kürzere Strecken zurücklegen. In der S-Bahn hingegen nehmen weniger Leute, dafür aber für längere Zeit auf den Sitzen Platz.

Und aus der Kontrolleurs-Perspektive ist es völlig egal, ob der unbezahlte Trip zwischen Lenbachplatz und Stachus oder zwischen Herrsching und Flughafen stattfindet. Besonders intensiv wird übrigens in Trambahn und Bus geneppt, bevorzugt im Nachtliniennetz.

Bis zu ein Jahr Haft

Wer glaubt, das Risiko sei lediglich mit 40 Euro Schwarzfahr-Gebühr zu beziffern, hat sich verrechnet. Inzwischen wird spätestens beim dritten Mal Strafantrag gestellt. Im Extremfall droht eine empfindliche Geldstrafe oder sogar Haft bis zu einem Jahr.

"Es sollte ganz normal sein, für eine in Anspruch genommene Leistung auch zu bezahlen", begründet Wuth die strenge Haltung der Münchner Verkehrsunternehmen.

Neun bis 14 Millionen Verlust

König schätzt, dass allein der MVG jährlich zwischen neun und 14 Millionen Euro an Fahrgeldeinnahmen durch die Lappen gehen. "Und gleichzeitig überlegen wir, wie wir durch Einsparungen irgendwo noch eine sechsstellige Summe abknappsen können." Dies sei den ehrlichen Fahrgästen nicht zu vermitteln.

Rund 28 Prozent der Ertappten tauchen später noch in den Kundenzentren auf. Dann wird das persönliche Ticket nachgereicht - oder aber Einspruch eingelegt. Letzteres hat eine Erfolgsquote von einem Prozent.

© SZ vom 1.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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