Schwanthalerhöhe:Mit dem Tablett über den Radweg

Mittagsangebot eines Lokals an einer Straße in München, 2020

Aus der Bahn: Vor einem Jahr stand der Radweg an der Heimeranstraße einer Ausweitung der Freischankfläche des "La Fiera" noch im Weg.

(Foto: Robert Haas)

Gelockerte Kriterien verschaffen einem Lokal nun doch eine Freischankfläche, nach einjähriger Durststrecke

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

"Natuuuurlich freue ich mich, aber ich bin auch sehr uberrascht!" Harisa Rina Nuvello ruft einem das gewissermaßen im Vorbeigehen zu. Die Wirtin des Restaurants La Fiera an der Heimeranstraße 57 hat gerade alle Hände voll zu tun, es ist kurz vor Mittag, die ersten Gäste kommen. Vor ziemlich genau einem Jahr waren sie und ihr Mann weniger überrascht als schwer irritiert. Während Kollegen ringsum im Viertel - vom Stadtrat ausnahmsweise genehmigt - ihre Freischankfläche vor der Tür erweitern durften, um damit existenzgefährdende Einnahme-Ausfälle durch die Corona-Krise abfedern zu können, verweigerte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) dem Ehepaar Nuvello diese Erlaubnis. Ausschlaggebend war ein direkt am Gastbereich vorbeiführender Radweg - der in juristischem Sinne gar keiner mehr ist. In diesem Sommer nun schlägt das Pendel auf die andere Seite aus: Die Freischankfläche wird genehmigt.

Der Radweg liegt in einer 30er-Zone und ist nicht mehr benutzungspflichtig, geradelt werden darf hier aber weiterhin, genauso wie nebenan auf der Straße. Der Bezirksausschuss versucht seit Jahren, die bauliche Spur auflösen zu lassen, um Klarheit in die Verkehrsführung zu bringen. Weil die Trasse aber nach wie vor freiwillig genutzt werden darf, so erklärte vergangenes Jahr ein Sprecher des KVR, müsse sie bei der Genehmigung berücksichtigt werden. Das betreffe übrigens nicht allein die Fläche vor dem La Fiera, sondern auch viele andere Stellen im Münchner Stadtgebiet.

Seither, sagt Johannes Mayer vom KVR, seien die Genehmigungskriterien erweitert worden. Unter anderem seien nun auch Freischankflächen auf Parkplätzen nach Einzelfallprüfung möglich an Straßen in Tempo 30-Zonen, wenn dort ein baulicher Radweg vorhanden sei und die "konkreten Gegebenheiten vor Ort dies zulassen". Gemeint sind unter anderem die Zahl der vorbeifahrenden Radler, Geh- und Radwegbreite, der bauliche Zustand der Biker-Spur oder die Sichtverhältnisse. In eine Entscheidung müssten "zwingend" das städtische Mobilitätsreferat, Polizei und Branddirektion eingebunden werden. Nachdem alle Instanzen zugestimmt haben und vor wenigen Tagen einstimmig auch der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe, "kann nun die Freischankfläche doch genehmigt werden".

Signora Harisa Rina Nuvello wundert sich, warum man für diese Erkenntnis zwölf Monate gebraucht hat. Schwer sei das vergangene Jahr für sie und ihren Mann als Wirtspaar gewesen und doch sei sie dankbar: "Wir haben unsere Stammgäste, die haben uns viel unterstützt. Dadurch ging es."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: