Schwanthalerhöhe:"Ein Rocker, der ein bisschen viel trinkt"

Schwanthalerhöhe: Um zu zeigen, welche Farben eine Zukunftsstadt prägen sollen, griff Joachim Fallmann zu grünem T-Shirt und zur Perücke.

Um zu zeigen, welche Farben eine Zukunftsstadt prägen sollen, griff Joachim Fallmann zu grünem T-Shirt und zur Perücke.

(Foto: Stephan Rumpf)

Beim Science Slam duellieren sich Nachwuchsforscher - Anschaulichkeit ist Trumpf

Von Astrid Benölken, Schwanthalerhöhe

"Einzelmolekülfluoreszenzspektroskopie" ist ein eher sperriger Begriff für das, womit Max Gmelch sich jeden Tag beschäftigt. Dabei mache er im Prinzip nichts anderes als Jogi Löw, wenn der entscheide, wer mit zur Weltmeisterschaft dürfe, erklärt Gmelch beim Science Slam am Montagabend im Wirtshaus am Bavariapark: Der eine teste die Effizienz der Fußballer. Nur dass in Gmelchs Fall die Fußballer Moleküle sind, die Bälle Fluoronen und ihre Schusskraft Photonenenergie. Durch die Zuschauerreihen geht ein Raunen: Ach, so ist das also. An diesem Abend wird sich an der Schwanthalerhöhe entscheiden, welche Nachwuchswissenschaftler aus dem Süden Deutschlands in diesem Jahr am Bundes-Science-Slam in Berlin teilnehmen dürfen.

"Ein Science Slam ist ein Wettbewerb im Präsentieren wissenschaftlicher Vorträge", erklärt Moderator Jaromir Konecny mit seinem charmanten tschechischen Zungenschlag, den er nach eigener Aussage in Berlin gerne mal als "Bairisch" verkaufe: "Is klar, oder?" Der Slam ist ähnlich gestrickt wie sein literarischer Namensverwandter, ein paar Eigenheiten gibt es allerdings: Die Nachwuchswissenschaftler haben deutlich mehr Zeit für ihre Vorträge, zehn Minuten statt der beim Poetry Slam üblichen sechs, außerdem dürfen sie Präsentationen verwenden. Und: Selten dürfte die Doktortitel-Dichte auf der Bühne so hoch sein, dürften Begriffe wie "Clusteranalyse", "Heisenbergsche Unschärferelation" und "Mischkalkulation" so selbstverständlich fallen. Die Vortragstitel klingen noch etwas dröge, von "anthropogener Energieproduktion" ist die Rede und "Urban Data Mining". Manchen Vorträgen fehlt es tatsächlich ein wenig an Chuzpe, doch viele der Nachwuchswissenschaftler wählen anschauliche Vergleiche und verpacken das Wissen in appetitliche Häppchen.

Ronald Wagner etwa kalkuliert, dass im Jahr 2100 eine Durchschnittsfrau bei 1,64 Metern Größe 104 Kilogramm wiegt, Christopher Klages rechnet für die Zuhörer nach, ob er seine Wohnung mit eigener Körperabwärme heizen kann, und Andreas Lange slammt über Hybridmotoren und vergleicht den Ottomotor mit einem "Rocker, der ein bisschen viel stinkt und trinkt". Am Ende reicht es bei Rocker-Lange nur für den zweiten Platz, der Titel und die Trophäe in Form eines Gehirns gehen an Max Gmelch, den Wissenschaftler mit dem überaus langen Forschungsgebiet. Beide werden beim Bundes-Slam in Berlin im Dezember den Süden Deutschlands vertreten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: