Schwanthalerhöhe:Die Stunde der Krawallmacher

Schwanthalerhöhe: Die Nachtruhe respektieren: Das klappt bei dieser Freiluft-Lounge an der Parkstraße 18 nicht besonders gut.

Die Nachtruhe respektieren: Das klappt bei dieser Freiluft-Lounge an der Parkstraße 18 nicht besonders gut.

(Foto: Stephan Rumpf)

Nach Mitternacht feiern an der Parkstraße laute Nachtschwärmer - die übrigen "Parklets" machen keine Probleme

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

Die einen freuen sich über die Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls im Viertel und neue Bekanntschaften, andere finden, ganz im Gegenteil, es spalte Anwohner und Nutzer: Die Rede ist von den hölzernen, "Parklets" genannten Konstruktionen, die die Stadt und der Verein Green City für das Pilotprojekt "Sommerstraßen" im Westend an die Stelle von acht Parkplätzen gesetzt haben. Das soll den Fußgängern und Flaneuren in den warmen Monaten ein Stück des sonst von Autos okkupierten Raumes zurückgeben. Noch bis zum 20. September können sich Menschen dort verabreden und plaudern, Räder abstellen und reparieren, gärtnern, Bücher oder Spielzeug tauschen oder an Bänkchen und Tischen Platz nehmen. So eine Freiluft-Lounge liegt an der Parkstraße 18 - und das habe ihr "eine Party-Location mit Lärm bis drei, vier Uhr nachts direkt unter meinem Schlafzimmerfenster beschert", beschwerte sich eine Anwohnerin aus der Parkstraße 18 ziemlich erbittert in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe.

Eine Nachbarin assistierte: "Das ist krass laut." Schon mehrmals haben sich, berichten die beiden Frauen, Gruppen junger Leute erst um ein, halb zwei Uhr nachts auf den Bänken niedergelassen und bis vier Uhr lautstark gefeiert, teils mit Musik. Ein Nachbar, der vom Fenster aus um Ruhe bat, habe sich übel beschimpfen lassen müssen. Für die Anwohnerin, die nach eigenen Angaben seit 1972 an der Parkstraße wohnt und sich bisher nie beschwert hat, weder über Kneipen noch über die Wiesn, ist hier ein "in der Theorie wohlklingendes Projekt" mitten in einem Wohngebiet "absolut mangelhaft" umgesetzt worden.

Als "eher hilflose Versuche" ordnete sie die von Green City aufgehängten "Pssst-Zettel" mit dem Hinweis auf die Nachtruhe sowie ein Flatterband zur Absperrung des Holzmöbels ein. Mittlerweile wird das Parklet um 22 Uhr zum Gehsteig hin mit Lkw-Planen verschlossen, morgens zwischen acht und neun wird das Rollo wieder aufgesperrt. Damit sei man auf einem guten Weg, die nächtlichen Ruhestörer fernzuhalten, hoffen die Bezirksausschuss-Vorsitzende Sibylle Stöhr und ihr Stellvertreter Florian Kraus (beide Grüne). Sollten die nächtlichen Krawallmacher durch Lücken oder Blumentröge klettern, müsse man diesen Durchschlupf eben auch noch dicht machen.

Kraus betonte, dass fünf der sechs Parklets im Karree Schwanthaler-, Park- und Tulbeckstraße "völlig unproblematisch" seien, nur das an der Parkstraße 18 werde "missbraucht" - wohl von Nachtschwärmern, die gar nicht im Viertel wohnen. Für die Tulbeckstraße 19 bestätigte das Wolfgang Smuda: "Wir können bei offenem Fenster schlafen." Er habe dort schon viele nette Begegnungen mit bisher unbekannten Bewohnern des Viertels gehabt, auch Kindergartengruppen machen dort Brotzeit: "Ich bestehe darauf, dass das Parklet nächstes Jahr wieder genau vor unserem Haus steht", sagte Smuda breit lächelnd. Sie habe viele positive Reaktionen aus dem Viertel erhalten, merkte auch Sibylle Stöhr an. Das sei eben ein Pilotprojekt, "dazu da, dass wir daraus lernen". Eine Konsequenz aus den Erfahrungen könnte sein, fand Kraus, dass man andere Standorte als Sommerstraßen auswählt, sollte die "insgesamt doch gute Aktion" nächstes Jahr neu aufgelegt werden.

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