Schwanthalerhöhe:Aparthotel ersetzt das Döner-Haus

"B&B für Besserverdienende", heißt es enttäuscht im Bezirksausschuss, der sich dort günstige Wohnungen erhofft hat. Der Abbruch, berichtet der neue Eigentümer, war eine unappetitliche Sache

Von Andrea Schlaier, Schwanthalerhöhe

Vom alten Gasthaus zum Riedwirt steht kein Stein mehr. Selbst die Tauben, treue Gäste, haben sich aus dem Staub gemacht. Als "Döner-Haus" gehörte das denkmalgeschützte Anwesen von 1864 bald 15 Jahre der Riege der bekanntesten wie unappetitlichsten Leerstände der Stadt an. Wohnen, und zwar bezahlbares, hatten sich viele Nachbarn auch bei Bürgerversammlungen im Viertel künftig auf diesem nur 200 Quadratmeter kleinen Eckgrundstück gewünscht. Daraus wird in naher Zukunft nichts. Der neue Eigentümer, Josef Biermeier, der die vor sich hin verfallende Immobilie 2019 für 4,85 Millionen Euro bei einer Zwangsversteigerung erworben hat, plant hier ein Boardinghaus mit 30 Apartments, sprich Zimmern mit Küchenzeile, die für die Dauer von wenigen Tagen bis zu vielen Wochen gebucht werden können. Der Bauantrag liegt seit Ende August bei der Lokalbaukommission (LBK). Die Genehmigung steht noch aus.

"Ein B&B für Besserverdienende" konstatierte Dominik Lehmann (Linke) trocken die Entwicklung in der jüngsten Bezirksausschusssitzung. "Nicht das, was das Viertel braucht." Die stellvertretende Bezirksausschuss-Vorsitzende Ulrike Boesser (SPD) erinnerte daran, dass dem ehemaligen Hausherrn ein Hotel an der Stelle schon vor zwölf Jahren genehmigt worden sei. "Auch wenn dort jetzt kein Hotel gebaut werden würde, bei dem Preis, den der neue Eigentümer gezahlt hat, wäre es auch nie preisgünstiger Wohnraum geworden."

Schwanthalerhöhe: Chronologie des Niedergangs: Die alte Gaststätte, im Viertel Döner-Haus genannt, war so marode, dass der Gehweg sicherheitshalber abgesperrt wurde. 2020 begannen die Abbrucharbeiten, nun klafft eine Lücke an der Schwanthalerstraße. Noch ist der Neubau, ein Boardinghaus, nicht genehmigt.

Chronologie des Niedergangs: Die alte Gaststätte, im Viertel Döner-Haus genannt, war so marode, dass der Gehweg sicherheitshalber abgesperrt wurde. 2020 begannen die Abbrucharbeiten, nun klafft eine Lücke an der Schwanthalerstraße. Noch ist der Neubau, ein Boardinghaus, nicht genehmigt.

(Foto: Robert Haas, Catherina Hess; Collage: Alper Özer)

Es ist nicht so, sagt Josef Biermeier im Gespräch mit der SZ, dass auf den 900 bis 1000 Quadratmetern Nutzfläche eine klassische Wohnnutzung nicht als ernsthafte Alternative überdacht worden sei. "Wir hatten eine Planung mit 16 Wohnungen und im Erdgeschoss Gewerbe." Nach dem Stellplatzschlüssel der Stadt wären dafür aber 16 Stellplätze plus zwei fürs Gewerbe in einer Tiefgarage notwendig gewesen. Für die entsprechende Tiefgarage wäre dann der Bau eines zweiten und dritten Untergeschosses (UG) notwendig geworden. Weil das Grundwasser hier relativ hoch stehe, wäre man mit dem dritten UG ins Wasser gekommen. "Wenn man nach unten baut, treibt das den Preis deutlich in die Höhe", sagt Biermeier. "Ohne die Stellplätze hätten wir an die 800 000 Euro einsparen können, und um diesen Preis hätte man auch die Quadratmeterpreise bei den Wohnungen reduzieren können."

Auch wegen dieser Kostenstelle habe man sich für die andere Variante, ein Apartmenthaus, entschieden, wo nurmehr sieben Stellplätze anfielen, die über ein automatisches Parksystem auf der ersten Untergeschoss-Ebene eingerichtet werden könnten. Die Zufahrt ist an der Schießstättstraße vorgesehen.

Was den baulichen Rahmen der Immobile der Josef Biermeier Bauwerte GmbH angeht, so der Chef, habe man sich hinsichtlich First- und Traufhöhe an den bereits genehmigten Hotel-Plänen seines Vor-Eigentümers orientiert. Damit erhebt sich der Neubau auf die Höhe des an der Schwanthalerstraße angrenzenden Hotels Westend. Das Erdgeschoss mit Lobby des "Aparthotels" mit großer Glasfassade ist zurückgesetzt, das Dachgeschoss in Mansardenmanier leicht zurückgeneigt. Rings um das Haus hat Biermeiers Architekt Christoph Hilzinger kleine Balkone angesetzt. Noch sei nicht absehbar, wann er mit der Baugenehmigung rechnen könne und welche Änderungen eventuell noch angemahnt werden könnten. "Von außen hätte das Gebäude jedenfalls ähnlich ausgesehen, wenn wir Wohnungen reingemacht hätten", so der Bauherr. Öffentlich zeigen will er die Pläne erst nach dem Okay aus der Lokalbaukommission.

Josef Biermeier Eigentümer des ehemaligen Dönerhauses Schwanthalerhöhe Schwanthalerstraße 119

Der neue Eigentümer: Josef Biermeier.

(Foto: Privat)

Im Bezirksausschuss hat man die aktuelle Planung nur zur Kenntnis genommen. Mit der Anmerkung von Sarah Seeßlen-Kozumplik (Grüne), es politisch nicht hinnehmen zu wollen, "dass da noch mal ein Hotel hinkommt. Es ist ein No Go, dass man die Auflagen so schwer gemacht hat mit den Stellplätzen, dass Wohnraum hier nicht möglich ist". Ulrike Boesser zog einen anderen Schluss: "Wir sollten alle froh sein, dass der Zustand dort sich verbessert hat." Der, so erzählt Josef Biermeier, sei auch für die Bauleute ziemlich unappetitlich gewesen. Der Verschmutzungsgrad und die Kontaminierung mit Taubenkot und den Hinterlassenschaften von Obdachlosen waren erschreckend. "Das hat gestunken wie noch mal was." Deshalb sei es tatsächlich relativ schwer gewesen, eine Abrissfirma zu finden, die ihren Mitarbeitern das zumuten wollte, denn in so einem Fall müssten gesundheitsrelevante Vorkehrungen getroffen werden. "Die Abrisskosten waren über 60 Prozent höher als sonst." Zurückgeblieben ist aber ein kleiner Rest Nostalgie. In der Gaststube vom alten Riedwirt hat Biermeier Flaschen und Krüge des alten Wirtshauses gefunden.

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