Schwabing/Freimann:Fünf Jahre lang parken

Schwabing/Freimann: Die Bagger warten: Auf dieser Brachfläche in der Nähe der neuen Deutschlandzentrale von Microsoft soll ein Parkplatz mit 450 Stellplätzen entstehen.

Die Bagger warten: Auf dieser Brachfläche in der Nähe der neuen Deutschlandzentrale von Microsoft soll ein Parkplatz mit 450 Stellplätzen entstehen.

(Foto: Robert Haas)

Weil Microsoft die Kosten eines weiteren Geschosses in der Tiefgarage scheute, erlaubt die Stadt dem Weltkonzern, nachträglich einen Parkplatz mit 450 Stellplätzen zu bauen - allerdings mit einer zeitlichen Befristung

Von Stefan Mühleisen, Schwabing/Freimann

Die Anwohner in der Parkstadt Schwabing sind Ungemach gewohnt. Seit Jahren müssen sie in diesem Entwicklungsgebiet nördlich des Mittleren Rings immer wieder Baulärm ertragen, wenn ein großer Konzern sich einen Bürokomplex hinstellt. Doch den meisten Frust verursachen nicht die Arbeiter, sondern die Büromenschen, die im Viertel ihre Autos abstellen. Das neue Quartier ist derzeit im Wortsinne vor allem Park-Stadt, weniger lebendiges Schwabing.

Der Bezirksausschuss reagierte zuletzt nahezu fassungslos auf die Nachricht, dass nun bald weitere Auto-Hundertschaften hinzukommen: Auf einem 12 200 Quadratmeter großen Grundstück westlich der Highlight-Towers wird ein Parkplatz für die neue Deutschlandzentrale von Microsoft entstehen. Doch in einer Runde mit städtischen Behördenspitzen und dem Projektentwickler ist ein Kompromiss ausgehandelt worden: Statt 550 sollen nun 450 Wagen dort Platz finden - begrenzt für eine Zeit von fünf Jahren; zudem wird ein Teil der Fläche begrünt.

Dieses Areal zählt zu den letzten drei Baulücken auf dem 40 Hektar großen Gebiet. Ein Drittel davon ist für Wohnblöcke vorgesehen, den Rest besetzen internationale Konzerne wie Amazon, Osram, Fujitsu, bald auch Filmkamera-Hersteller Arri. Der Microsoft-Komplex ist gerade im Bau; auf 26 000 Quadratmetern sollen 1900 Mitarbeiter arbeiten. Das angeblich modernste Bürokonzept der Welt soll hier umgesetzt werden.

Doch für die Autos der Mitarbeiter gibt es zu wenig Platz in der geplanten Tiefgarage. Nach Angaben des Projektentwicklers Argenta fänden dort nur 360 Autos Platz; Microsoft habe aber 750 Firmenwagen. Laut Argenta-Chef Helmut Röschinger waren dem Konzern die Kosten für ein drittes Tiefgaragengeschoss zu teuer; Microsoft wollte aber den Fuhrpark unbedingt am neuen Standort untergebracht haben. Eine "conditio sine qua non", wie Röschinger sagt, also eine unverrückbare Bedingung, damit der Deal überhaupt klappt.

So war der oberirdische Parkplatz offenbar ein Zugeständnis, um die High-Tech-Firma nicht zu verprellen. Zumal die Auto-Armada nur für eine gewisse Zeit dort parkt. "Die brauchen fünf Jahre, um die Leute von den Dienstwagen zu entwöhnen", sagte Röschinger. Dann wird der Parkplatz zum Baufeld. Von "Entwöhnung" will Microsoft indes nicht sprechen. Es gehe vielmehr darum, in fünf Jahren "die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln attraktiver zu machen", wie ein Konzernsprecher mitteilt. Das dürfte die Genehmigungsbehörde, die Lokalbaukommission (LBK), milde gestimmt haben. Immerhin gilt hier ein reduzierter Stellplatzschlüssel, weil es die Anbindung mit der Tram 23 gibt. "Microsoft will seinen Fuhrpark sukzessive abbauen", sagt ein Sprecher des Planungsreferats. Nach seinen Angaben hält die Behörde Microsofts Argument für nachvollziehbar, dass die Kosten für ein weiteres Tiefgaragengeschoss unverhältnismäßig seien. "Es ist eine Übergangslösung." Der Zeitraum von fünf Jahren soll vertraglich abgesichert werden.

Die Eckpunkte dürften jetzt bei einem Termin in der Lokalbaukommission (LBK) festgeklopft worden sein. LBK-Chef Cornelius Mager, Bezirksausschussvorsitzender Werner Lederer-Piloty (SPD) sowie Vertreter des Planungs- und des Wirtschaftsreferats rangen Röschinger einen Kompromiss ab: 100 Autos weniger sollen dort parken dürfen, wie Lederer-Piloty berichtet. Zudem soll ein Teil der Fläche begrünt werden, auch Bäume in Kübeln soll es geben.

Offen ist, wie dies mit dem Mobilitätskonzept kompatibel sein soll, an dem das Wirtschaftsreferat sowie 190 Firmen in der Parkstadt seit einem Jahr werkeln, um den Parkdruck zu reduzieren. Gedacht war an Fahrrad-Leihstationen, eine Stellplatzbörse, Car-Sharing-Angebote sowie eine Parkmanagement-App.

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