Schwabing/Bogenhausen:Staufalle ist wieder zugeschnappt

Schwabing/Bogenhausen: Nichts geht mehr: Sowohl Richtung Bogenhausen (links) als auch Richtung Schwabing (rechts) ist der Isarring in Stoßzeiten dicht.

Nichts geht mehr: Sowohl Richtung Bogenhausen (links) als auch Richtung Schwabing (rechts) ist der Isarring in Stoßzeiten dicht.

(Foto: Catherina Hess)

Der Ausbau des Isarrings Richtung Schwabing hat nur vorübergehend Entlastung gebracht. CSU-Stadträte Quaas und Sauerer fordern vom Kreisverwaltungsreferat ein Konzept "ohne Denkverbote"

Von Ulrike Steinbacher, Schwabing/Bogenhausen

Die Erweiterung des Isarrings Richtung Schwabing hat die täglichen Staus während der Hauptverkehrszeiten deutlich gemildert - allerdings nur vorübergehend. Erst im Oktober 2016 wurde die dritte Spur zum Ein- und Ausfädeln zwischen Iffland- und Dietlindenstraße freigegeben, inzwischen ist der Entlastungseffekt schon wieder aufgebraucht. Messpunkte in Höhe der Kennedy-Brücke und der Einfahrt zum Biedersteiner Tunnel zeigen, dass der Verkehr zu den Stoßzeiten morgens und abends um 15 bis 20 Prozent zugenommen hat. Statt 3000 Fahrzeugen pro Stunde sind dort inzwischen 3500 unterwegs. "Diese Verkehrsmenge ist nicht mehr ohne zäh fließenden Verkehr beziehungsweise Staus abzuwickeln", urteilt das Kreisverwaltungsreferat (KVR) in seiner Antwort auf eine Anfrage der CSU-Stadträte Richard Quaas und Johann Sauerer, die sich nach den Ursachen für den neuen Stau erkundigt hatten.

Eine Lösung freilich, nach der Quaas und Sauerer ebenfalls fragen, hat das KVR ebenso wenig in petto wie das Planungsreferat. "Jede Verbesserung der Infrastruktur in diesem Bereich generiert eine weitere Verkehrszunahme und führt zu möglichen Problemen an anderer Stelle", heißt es in der Antwort des KVR. "Es müsste vielmehr über ein großräumiges Verkehrsvermeidungskonzept oder über Möglichkeiten zur Verlagerung auf andere Verkehrsträger (im wesentlichen den öffentlichen Nahverkehr) mit entsprechendem Ausbau nachgedacht werden."

Auch für die Gegenrichtung gibt es keine guten Nachrichten aus der Verwaltung: Nur der Englische-Garten-Tunnel werde den Stau auf dem Isarring Richtung Bogenhausen an der Einfahrt Dietlindenstraße entzerren können, teilt das Planungsreferat den Stadträten mit. Denn um den Englischen Garten zu schützen, lasse sich nur im Tunnel eine dritte Spur zum Ein- und Ausfädeln anbauen, wie sie Richtung Westen bereits existiert. Damit werde sich die Kapazität des Isarrings um etwa acht Prozent erhöhen. Das sind 300 Fahrzeuge pro Stunde.

Mit diesen Antworten der Verwaltung waren Quaas und Sauerer allerdings so unzufrieden, dass sie jetzt eine polemisch formulierte Nachfrage unter dem Titel "Offenbarungseid der Stadtverwaltung?" hinterher schoben. Sie geißeln, dass das Planungsreferat keine Zukunftsperspektive zur Lösung der Verkehrsprobleme entwickelt und dem Stadtrat vorlegt. Lösungen, die auf den "Umstieg von hunderttausenden weiteren Personen auf öffentliche Verkehrsmittel" setzen, "gehen an der Realität krass vorbei", heißt es in der Anfrage. Kapazitätssteigerungen im Straßennetz seien "absolut notwendig", doch da sei "überwiegend Fehlanzeige zu verzeichnen". Die Attacke der CSU-Politiker gipfelt in der Frage: "Kann in der Verwaltung nicht einmal ohne Denkverbote und ideologische Hemmnisse ein tragbares Konzept entwickelt werden, das der Realität der nächsten Jahre nahe kommt, ohne gleich wieder abwertend von der autogerechten Stadt zu sprechen?"

Ihrer Generalabrechnung fügen die beiden Stadträte einen neuen Fragenkatalog bei, der sich als Liste ihrer eigenen Lösungsansätze lesen lässt. Sie wollen wissen, ob eine Fortsetzung der Heidemannstraße nach Westen und ein schneller Ausbau des Föhringer Rings auf vier Spuren den Isarring entlasten könnten. Sie fragen nach Möglichkeiten, den allabendlichen Stau auf der Nürnberger Autobahn zu beseitigen, der seinerseits den Rückstau auf dem Mittleren Ring auslöse. Sie fordern einen Ausbau der einspurigen Überführung vom Georg-Brauchle-Ring auf die Landshuter Allee, an dem sich täglich ebenfalls ein Rückstau bildet. Und obwohl sie am Lösungspotenzial des öffentlichen Nahverkehrs zunächst massiv gezweifelt hatten, konstatieren Quaas und Sauerer, dass nördlich des Isarrings "eine leistungsfähige Tangente des ÖPNV" fehlt, "die eventuell tatsächlich einen Umstieg vom Auto erleichtern könnte". Daher schlagen sie vor, "ein Teilstück eines S-Bahn-Nordrings zu priorisieren, notfalls mit einem Pendelbetrieb vom und zum Ostbahnhof".

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