Schwabing:Schwabinger Aufstand

Herausragende Bank: Die Installation von Thomas Thiede ist noch bis 23. November in der Erlöserkirche zu sehen. (Foto: Privat)

Kunstaktion in der Erlöserkirche ermutigt zum Querdenken

Die irritierende Kunstaktion ist inzwischen eine Spezialität der evangelischen Erlöserkirche. Es gab schon einen Pistolero zu sehen, der vom Altar aus auf die Kirchengemeinde zielte (2012, Felix Westner); oder eine aus Weltkriegs-Fliegerbomben zusammenmontierte Figur, die den Mittelgang versperrte (2007, Christian Schnurer). Derzeit ist im Gotteshaus an der Münchner Freiheit der neueste Kunst-Coup zu besichtigen, eine buchstäblich schräge Aktion des Münchner Künstlers Thomas Thiede: Er wuchtete eine der Kirchenbänke in die Vertikale und gab der aufragenden Sitzgelegenheit den Titel "Aufstand".

So ein Bankerl-Aufstand mag weit weniger provozierend sein als frühere Kunst-Aktionen; dennoch hat die Kirchengemeinde ihr Ziel auch dieses Mal wieder erreicht: Das aufgestellte Ding irritiert die Besucher, regt zu Gesprächen an über Kunst als Möglichkeit, neue Sichtweisen einzunehmen. Künstler Thiede will mit seiner ungewohnt platzierten Bank im weiteren Sinne zum Querdenken animieren, im engeren Verständnis aber auch zu einer widerständigen Haltung des Einzelnen konträr zum symmetrischen Mainstream ermutigen.

Wer noch tiefer eintauchen will, in das Thema "Kunst und Kirche" hat am Dienstag, 21. November, die Gelegenheit dazu: Die Erlöserkirche lädt zum Podiumsgespräch im Sakralraum mit den Kunsthistorikerinnen Patricia Drück und Daniela Stöppel sowie Benita Meißner von der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst. Die Moderation übernimmt Hausherr und Pfarrer Gerson Raabe. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.

© SZ vom 15.11.2017 / smüh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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