Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Schmuckstück am Scheidplatz

Der erfahrene Helmut Faulwasser übernimmt das gläserne Café gegenüber dem U-Bahnhof. Der neue Pächter wird sich auch auf die behinderten Gäste aus der Pfennigparade einstellen

Von Ellen Draxel, Schwabing

Helmut Faulwasser, Betreiber des Café Ludwig im Petuelpark, wird neuer Pächter des Café Scheidplatz an der Belgradstraße 104. Seit Wochen steht das gläserne Café gegenüber der U-Bahn-Station Scheidplatz leer. Der frühere Wirt, sagt Konstanze Riedmüller, die Leiterin des "Forums am Luitpold", habe Ende November "aus persönlichen Gründen" gekündigt. Die Stiftung Pfennigparade ist Hausherrin des Schwabinger Cafés an der Belgradstraße. Faulwasser war schon bei der Eröffnung des Forums vor eineinhalb Jahren von der Pfennigparade gefragt worden, ob er die Bewirtung des neuen Cafés übernehmen wolle. Er hat Erfahrung im Umgang mit körperbehinderten Menschen, denn das Café Ludwig im Petuelpark liegt direkt gegenüber dem Haupthaus der Pfennigparade an der Barlachstraße. Damals allerdings fehlte dem Gastronom die Zeit für ein weiteres Standbein. Inzwischen hat er wieder freie Kapazitäten. Falls alles klappt wie geplant, wird das umgestaltete Café Scheidplatz am 1. März eröffnen.

Das Konzept für das Café an der Belgradstraße hat Faulwasser bereits ausgearbeitet. "Das Ganze wird eine Mischung aus Event-Location, Café und Selbstbedienungsbereich." Wer etwa im Forum wohnt oder Kurse bei der im Haus ebenfalls untergebrachten Volkshochschule besucht, kann sich bei Bedarf schnell mal einen Snack für zwischendurch mitnehmen. Will man mehr, gibt es den täglichen Mittagstisch mit einem veganen Gericht, Pasta oder einem Fleischgericht. Auch Suppe und Salate werden angeboten. "Am liebsten hätten wir ja eine Salatbar", sagt Faulwasser. "Aber wir müssen erst noch schauen, ob wir dafür einen Platz finden." Das Team backt auch das Brot selbst, "das ist schon etwas Besonderes".

Immer mittwochs ist ein Abend unter einem speziellen Motto vorgesehen, ansonsten stehen die Räumlichkeiten zu späterer Stunde hausinternen oder auch externen Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Geburtstagsfeiern zur Verfügung. 55 Sitzplätze soll es im Erdgeschoss geben, der Wirt hat extra spezielle Tische angeschafft. "Diese Tische sind so konzipiert, dass sie von Rollstuhlfahrern von jeder Seite aus anfahrbar sind." Schließlich, betont er, wollten sich auch behinderte Menschen aussuchen, wo sie am liebsten Platz nehmen.

"Voll integrieren" in den Café-Alltag will Faulwasser außerdem die Münchner Bücherkiste, die bislang nur auf der Empore situiert ist. Wer möchte, kann sich oben eines der rund 2000 Bücher aussuchen und es zum Schmökern mit nach unten bringen. "Dort gibt es dann entweder einen Kaffee für drei Euro. Oder gleich einen für vier, dann hat man das Buch gekauft und kann es mit nach Hause nehmen." Eine Lese-Lounge existiert auf der Empore bereits, künftig sollen noch Tische und zehn Stühle dazukommen.

Konstanze Riedmüller jedenfalls ist überzeugt davon, dass das Café Scheidplatz mit dem neuen Pächter "richtig gut" wird. Und das nicht nur, weil Anwohner künftig immer einen Bonus von zehn Prozent erhalten sollen. Sondern deshalb, weil Faulwasser und sein Team erfahren und sozial engagiert sind. Im Café Ludwig kennen der Wirt und sein Personal ihre Gäste schon. Sie wissen, wem sie das Essen klein schneiden und wem sie die Tür aufhalten müssen. An der Belgradstraße plant Faulwasser zusätzlich Praktika für Bewohner der Pfennigparade. Am meisten aber freut sich der neue Pächter auf den Sommer. Der Biergarten, meint er und lacht, werde "ein Schmuckstück".

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Quelle:
SZ vom 05.02.2018
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