Schwabing:Röhren bis in den Schlaf

Neubauquartier am Ackermannbogen in München, 2017

Keine Endhaltestelle: Den Bus der Linie 59 wollen die Anwohner der Georg-Birk-Straße nachts nicht vor ihren Fenstern stehen haben.

(Foto: Catherina Hess)

Am Ackermannbogen diskutieren Anwohner über die Lage der Endhaltestelle der neuen Buslinie 59

Von Ellen Draxel, Schwabing

Des einen Freud ist des anderen Leid. Der Bus 59, der seit einigen Monaten durch das neue Zentrum der Siedlung am Ackermannbogen fährt, ist anhaltend Gegenstand von Debatten. Vor allem über die Endhaltestelle des Busses wird heftig gestritten. Begonnen hat's im Frühsommer mit der Kritik der Nachbarn der Haltestelle an der Georg-Birk-Straße. Anlieger hatten sich über lärmintensive Motorengeräusche des Busses beschwert, vor allem in den Nachtstunden. Die Lautstärke raube ihnen den Schlaf. Beim Bezirksausschuss Schwabing-West nahm man das Problem ernst, erarbeitete folgenden Kompromiss: Tagsüber solle der Bus weiterhin bis zur Endhaltestelle Ackermannbogen fahren, zwischen 22 und 6 Uhr, könne er am Stadtplatz umdrehen. Dort sei die Bebauung offener, in den Erdgeschossen der Häuser befänden sich keine Wohnungen. Diese Variante wird derzeit von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geprüft.

Doch was die Anlieger der Georg-Birk-Straße befürworten, lehnen die Bewohner der Petra-Kelly-Straße kategorisch ab. Neun Protestschreiben gingen jetzt bei den Lokalpolitikern ein, alle unterzeichnet von Menschen, die direkt am Stadtplatz leben. "Ich bin mit meiner Familie hierher gezogen, da es ruhig und ohne Verkehr schien", schreibt eine Frau der Baugemeinschaft Schwabing Hoch Vier. Nun aber scheine sich das Blatt zu wenden. "Der Bus ist ohnehin schon laut - aber die Vorstellung, dass der Busfahrer im Winter nachts den Motor laufen lässt, während er die zehn oder gar 20 Minuten bis zur Abfahrtszeit abwartet, ist unerträglich." Alle vier Familienmitglieder hätten ihr Schlafzimmer zum Stadtplatz hin. Andere Nachbarn aus der Petra-Kelly-Straße sehen's ähnlich.

Warum, fragen sie sich, nicht eine Lösung finden, bei der so wenig Nachbarn wie möglich betroffen wären? Die Verlagerung der Endhaltestelle in die Ackermannstraße etwa oder in die Elisabeth-Kohn-Straße zwischen der Mittelschule und der Einfahrt zur Tiefgarage des Gewofag-Gebäudes? Beim Bezirksausschuss Schwabing-West ist man von dieser Idee nicht gerade begeistert. "Wir haben momentan den Eindruck, es niemandem so richtig recht machen zu können", sagt der Vorsitzende des Verkehr-Ressorts Harald Damskis (Grüne). Anlieger gebe es auch in der Umgebung der Mittelschule. Im Übrigen solle die Verlagerung der Endhaltestelle an den Stadtplatz, so die MVG diese Bitte überhaupt befürworte, zunächst probeweise für ein Jahr gelten. Damskis will außerdem erfahren haben, dass die ersten Elektrobusse, die keinen Lärm mehr verursachen, voraussichtlich zum Fahrbahnwechsel 2018 in Westschwabing eingesetzt werden sollen. Allerdings nicht, wie von den Ackermannbogen-Bewohnern gehofft, bei der Linie 59. Sondern bei den Bussen der Route 144, die vom Scheidplatz zum Rotkreuzplatz führt.

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