Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Pfiati Till, Bonjour Claudia

Lesezeit: 2 min

Aus dem "Café Ringelnatz" in Schwabing wird die "Brasserie La Bouche". Ein Künstlertreff soll das Lokal trotzdem bleiben

Von Nicole Graner, Schwabing

Das Schild ist mit einem blauen Müllsack verhängt, die Stühle sind aufeinander gestapelt - ein Blick durch die Scheiben vom "Café Ringelnatz" in der Schwabinger Haimhauserstraße 8 lässt vermuten: Da verändert sich etwas. Noch steht auf der alten Webseite des beliebten Treffpunkts für Künstler, Kabarettisten und Spätaufsteher, dass das Café bis 15. September wegen Urlaubs geschlossen hat. Doch ein Name lässt aufhorchen, der da bei Veranstaltungsfragen aufgeführt ist: Lahm. Till Hofmann, der seit 2003 das Ringelnatz führte und es als "langsames Lokal", wie er es nannte, zu einem Gegenentwurf zu Coffee-Shops gemacht hat, zu einer gelungenen Mischung aus Wiener Café, Lokal und Szenetreff der Münchner Kabarettisten, hört tatsächlich auf. Claudia Lahm, Besitzerin des beliebten Restaurants "La Bouche" im Glockenbachviertel, kommt.

"Das alles hat sich ganz kurzfristig im August ergeben", sagt Hofmann. Er sei, wie er sagt, in letzter Zeit, zu wenig im Ringelnatz gewesen. Ein Lokal brauche aber jemanden, der regelmäßig da ist. Außerdem nehme sein Projekt "Bellevue di Monaco", eine Sozialgenossenschaft, die sich dem humaneren Umgang mit Flüchtlingen verschrieben hat, viel Zeit in Anspruch. "Da habe ich einfach Claudia Lahm gefragt, die ja auch bereits im Milla-Club für das Catering der Künstler zuständig ist." Sie sagte zu, weil auch sie etwas Neues suchte. "Der Zeitpunkt war gut", sagt Claudia Lahm, die sich nun auf die neue Herausforderung freut. Herausforderung deswegen, weil das ehemalige Ringelnatz deutlich größer ist als das La Bouche.

Viel verändern will Claudia Lahm im Ringelnatz nicht. Gerade hat sie die Wände streichen lassen, vielleicht soll auch der Boden noch abgezogen werden. Ansonsten möchte sie gerne das Restaurant unterteilen. Im unteren Bereich, in dem man die Fenster öffnen konnte und im Sommer so herrlich nah an der Straße saß, soll Platz sein für Gäste, die nur etwas trinken oder etwas Kleines zu sich nehmen wollen. Der obere Teil soll ausschließlich Restaurant sein. Das Angebot vom La Bouche - die leichte, feine französische Küche - will die neue Wirtin übernehmen. Zusätzlich wird es eine kleine Tageskarte und natürlich Frühstück geben. Der neue Name: "Brasserie La Bouche". Bereits Anfang Oktober soll das Restaurant eröffnet werden. "Die Zeit drängt", erklärt Claudia Lahm und lacht. Denn für den 9. Oktober habe man bereits eine Reservierung für eine Hochzeit mit 80 Personen. "Ich freue mich auf alles", sagt sie. Außerdem sei die Haimhauserstraße einfach eine schöne Ecke.

Schwabinger, die nun glauben, dass mit dem neuen Restaurant ein Treffpunkt verloren gehen könnte, an dem man mal ganz zufällig mit Helmut Schleich oder Hannes Ringlstetter plauschen konnte, irrt. Denn alles soll, wie Till Hofmann sagt, so bleiben. "Die wird man da genauso treffen können wie im Ringelnatz." Auch denkt man an die Lesungen im Keller, die es immer wieder im Ringelnatz gegeben hat. Ottfried Fischer zum Beispiel präsentierte dort sein letztes Programm zum ersten Mal einer kleinen Öffentlichkeit. Aber auch da ist für Ringelnatz-Fans keine Wehmut angesagt.

Nach wie vor soll es im Keller Lesungen geben. Das sei, wie Till Hofmann erklärt, mit Claudia Lahm so ausgemacht. Auch Till Hofmann ist nicht wehmütig zumute. Es sei eine gute Zeit gewesen. Und es sei gut, dass sie nun weitergehe. Mit Claudia. Ein Name, der wohl dann auf dem kleinen Messingschild an der Tür des neuen Restaurants stehen wird. Noch steht da als Inhaber Till Hofmann.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2637535
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 08.09.2015
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.