Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Neuer Bildhauer für Helmut-Dietl-Statue gesucht

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Von Stefan Mühleisen

Aus is, aber gar is net - so könnte man in Anlehnung an ein Zitat des Monaco Franze die Situation bei der Initiative beschreiben, die dem 2015 verstorbenen Filmregisseur und Autor Helmut Dietl an der Münchner Freiheit eine Statue errichten will. Allerdings mit dem korrekten Zusatz: "und schad is, dass wahr is". Das Skulpturenprojekt ist zwar nicht gestorben, nur verschoben - doch der dafür prädestinierte Schöpfer ist aus dem Rennen.

Der Münchner Künstler Nikolai Tregor wird diesen Auftrag, den er sich so sehr gewünscht hat, wohl nicht bekommen. Die Stadt hat die Auszahlung von städtischen Geldern an den Bildhauer gestoppt, sowie Spenden in Höhe von gut 20 000 Euro auf einem Konto geparkt. "Es bestand die Gefahr, dass das Geld nicht an den Künstler fließt und die Statue nicht zustande kommt", sagt Michael Schlachter, beim städtischen Direktorium für Bezirksausschussangelegenheiten zuständig. Der Grund: Tregor hat hohe Schulden - und das Geld flösse wohl an die Gläubiger.

"Es ist eine Tragödie", sagt Werner Lederer-Piloty (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann und treibende Kraft bei dem Dietl-Monument-Projekt, das vor Jahren eine Besucherin der Bürgerversammlung angeregt hatte. Tregor hatte 1997 die Statue von Helmut Fischer vor dem Café Münchner Freiheit geschaffen, ein Denkmal für den Schauspieler und seine geniale Verkörperung des Monaco Franze. Nun sollte es Tregor ermöglicht werden, an gleicher Stelle Helmut Dietl, ein enger Freund Fischers, ein ebenso lebensechtes Andenken in Bronze zu setzen.

Die Café-Inhaber, die Familie Eisenrieder, sagten 25 000 Euro zu und stellten den förmlichen Antrag, dass der Bezirksausschuss den gleichen Betrag beisteuert, was das Gremium bewilligte. Zuletzt hieß es, die Gesamtkosten von bis zu 80 000 Euro seien durch weitere Spendenzusagen gedeckt. Doch es stellte sich heraus: Tregor hat hohe Steuerschulden. Überdies fordert eines seiner sieben Kinder Unterhalt in Höhe von 62 000 Euro, wie Tregor selbst bestätigt. "Ich bin sehr deprimiert", sagt der 71-Jährige und beteuert, dass er für dieses Herzensprojekt auf einen Großteil des Honorars verzichten würde. "Vielleicht gibt es noch eine glückliche Fügung."

Darauf hatten auch Stadt und Bezirksausschuss gehofft; es wurde die Gründung einer Projektgesellschaft oder eines Vereins erwogen. Doch es besteht das Risiko, sich in ein illegales Schlamassel zu verstricken, bei dem Steuergeld und Spenden gepfändet und zur Tilgung privater Schulden verwendet werden. Dennoch: Die Skulptur werde auf jeden Fall realisiert, betont Lederer-Piloty. Nach seinen Worten wurde bereits mit drei Künstlern aus der Region Kontakt aufgenommen. "Spätestens im frühen Frühjahr 2019 steht die Statue", kündigt Lederer-Piloty an.

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SZ vom 09.08.2018
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