Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Neuer Anlauf für die Dietl-Statue

Verein will das Bronze-Denkmal für den Regisseur an der Münchner Freiheit durchsetzen. Ob das geht, bleibt offen

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Helmut Dietl selbst hätte wohl eine seiner kurios-komischen Geschichten aus dem Hin und Her gemacht, das um das Skulpturen-Projekt zu seinen, Dietls, Ehren abläuft. Seit einem Jahr will eine halb private, halb politische Initiative dem 2015 verstorbenen Autor und Filmregisseur an der Münchner Freiheit neben der Skulptur von Helmut Fischer in seiner Rolle als Monaco Franze ein Denkmal errichten. Nun glaubt einer der Hauptakteure, der Bezirksausschuss-Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD), auf der Zielgeraden zu sein. "Ich bin guter Dinge, dass die Statue noch heuer steht", gab er am Mittwoch bekannt. Womöglich freut er sich jedoch zu früh. Denn es bleibt fraglich, ob die Dietl-Plastik neben der Figur am gewünschten Platz aufgestellt werden darf - und wer das zu entscheiden hat.

Die Idee eines Bronze-Monuments für Dietl geht auf einen umjubelten Antrag einer Besucherin der Bürgerversammlung im Juli 2016 zurück. Lederer-Piloty war begeistert, ebenso die Familie Eisenrieder, Eigentümerin des Traditionsbetriebs "Café Münchner Freiheit", wo die Monaco-Statue seit 1997 an einem der Terrassentische sitzt. Doch der Stadtrat wollte dies nicht als städtisches Projekt realisiert haben. Im Beschlusspapier des Kulturreferats vom April 2018 wird allerdings ausdrücklich "das erinnerungskulturelle Engagement" gelobt - und auf die Fördermöglichkeit durch das BA-Budget verwiesen.

Die Schwabinger Politiker fassten das als Bestätigung auf, sagten 25 000 Euro zu, ebenso viel wie die Familie Eisenrieder. Dazu gingen gut 30 000 Euro an Spenden ein, auf einem Konto, welches das Direktorium, die zentrale Steuerungsstelle für die Bezirksausschüsse, eingerichtet hatte. Auch der Skulpturen-Schöpfer war so gut wie gesetzt: der Bildhauer Nikolai Tregor, Urheber der Monaco-Statue. Doch plötzlich hieß es, Tregor habe Schulden, womöglich flössen die Spenden an Gläubiger. Im März stoppte das Direktorium das Projekt; die Spenden wurden zurückgezahlt.

Nun wollen die Initiatoren das ohne jede städtische Beteiligung durchziehen. Es steht nun der Verein Domagk Kunstunterstützung, Gesellschafter der Betreiberfirma für die Domagkateliers, als Spenden-Empfänger und Mittler-Organisation für das Projekt bereit. Das Schuldenproblem Tregors sei ohnehin bereinigt, hieß es zuletzt. Lederer-Piloty will nun Spendenaufrufe verschicken. Allerdings sagt Karl Eisenrieder: "Die Stadt muss jetzt Farbe bekennen und uns klar sagen, ob die Statue dort überhaupt aufgestellt werden darf."

Genau das ist der Knackpunkt. Wie Kulturreferatssprecherin Jennifer Becker bestätigt, stellt dies eine Sondernutzung im öffentlichen Raum dar. "Und es gibt kein Votum des Stadtrates, den Platz für diesen Zweck bereitzustellen." Im damaligen Beschluss waren die Rathauspolitiker der Empfehlung gefolgt, das Dietl-Denkmal wegen schon existierender "erinnerungspolitischen Bezüge", etwa einer Straßenbenennung, abzulehnen. Zudem wollte man keinen Präzedenzfall für andere Persönlichkeitsdenkmal-Gesuche schaffen, die dann gleichwertig zu behandeln wären - wollte einer Privatinitiative aber keine Steine in den Weg legen. Allerdings stünde die Dietl-Plastik eben nicht auf Privatgrund. Becker erinnert daran, dass für Kunstwerke im öffentlichen Raum gewöhnlich ein Wettbewerb abgehalten wird. Sie hält es nicht für ausgeschlossen, dass der Stadtrat deshalb in der Causa Dietl-Statue noch einmal befasst werden muss. Andererseits: Der damalige Oberbürgermeister Christian Ude hatte, ohne den Stadtrat zu fragen, verfügt, dass die Monaco-Plastik aufgestellt werden darf. Lederer-Piloty glaubt, dass Reiter das ebenso problemlos anordnen kann - und er wird ihn jetzt schriftlich darum bitten. Ein Wettbewerb, so sagt der SPD-Politiker, falle ohnehin aus. "Das Projekt ist eine Ergänzung und Erweiterung des Monaco-Denkmals. Und dafür hat Nikolai Tregor das Urheberrecht."

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Quelle:
SZ vom 23.05.2019
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