Schwabing:Mit Charme in die Moderne

Die Lebensmittelmärkte in Schwabing, Haidhausen und Pasing müssen saniert werden. In Workshops können Bürger ihre Wünsche vortragen

Von Ellen Draxel, Schwabing

"Uns ist wichtig, dass wir künftig kürzere Wege haben. Und wir wollen unbedingt das Flair des Marktes erhalten." Seine Kollegen und er hätten anfangs "eine Weile gebraucht", um sich an den Gedanken der Sanierung zu gewöhnen, gibt Obst- und Gemüsehändler Karl Huczala zu. "Aber mittlerweile befürworten die meisten von uns den Umbau." Ist der Elisabethmarkt erst einmal fertig, wird er "zu den schönsten Plätzen Münchens zählen". Davon ist der Marktsprecher überzeugt.

Schwabing: So kennen die Schwabinger den Elisabethmarkt.

So kennen die Schwabinger den Elisabethmarkt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Münchens Lebensmittelmärkte müssen saniert werden, Hygiene- und Brandschutz genügen nicht mehr den Vorschriften. Das hat ein TÜV-Gutachten bereits 2011 festgestellt. An der Reihe sind zunächst die drei kleineren Märkte in Schwabing, Haidhausen und Pasing, der Viktualienmarkt ist später dran.

Dass das Thema sensibel ist, wissen Kommunalreferent Axel Markwardt und der Chef der Markthallen, Boris Schwartz. Märkte sind für Anwohner und Stammgäste wie ein zweites Wohnzimmer - identitätsstiftend, charakteristisch, mit persönlicher Note. "Wir haben nicht vor, einfach alles platt zu machen und etwas komplett Neues hinzustellen", erklärte Markwardt daher gleich zu Beginn des Bürger-Workshops zum Elisabethmarkt am Dienstagabend. "Unser Ziel ist es, den besonderen Charme der Märkte zu bewahren und dabei möglichst die Wünsche der Standl-Inhaber zu realisieren." Und gleichzeitig die Meinungen der Anwohner und Lokalpolitiker einzubinden. Ein Spagat?

Schwabing: Hier ist die künftige Anordnung der Marktstände am Wiener Platz zu sehen.

Hier ist die künftige Anordnung der Marktstände am Wiener Platz zu sehen.

(Foto: Bogevischs Büro)

Beim Elisabethmarkt weniger. Favorit in Schwabing ist eindeutig Variante zwei der Machbarkeitsstudie: Neun Pavillons, locker gruppiert und asymmetrisch angeordnet, sollen nach dem Vorschlag des Architekturbüros Bogevischs Büro je vier Stände bündeln. Kein Häuschen ist wie das andere, aber alle sollen auskragende Dächer bekommen. "Die langen Dächer sind das Typische am Elisabethplatz", erläutert Architekt Rainer Hofmann. Variante eins für den Elisabethmarkt hätte eine Art "Shopping-Mall" unter einem gemeinsamen Dach vorgesehen - eine eher "städtische Lösung", kommentierten Anwohner.

Schwabing: Die Simulation zeigt die von den Bürgern favorisierten Pläne.

Die Simulation zeigt die von den Bürgern favorisierten Pläne.

(Foto: Bogevischs Büro)

Klar ist: Der Markt muss so oder so unterkellert werden. "Das Problem am Elisabethplatz ist die kleine Fläche von gut tausend Quadratmetern", sagt Hofmann. Weil es Defizite bei Sanitärräumen, Anlieferung und Lagerräumen gebe und außerdem Parkraum fehle, werde vieles im Erdreich angesiedelt werden müssen. "Es wird Aufzüge geben, auch für Autos, weil wir keinen Platz für eine Rampe haben."

So positiv sich die Schwabinger den Neubauvarianten für den Elisabethmarkt näherten, so hitzig hatten die Haidhauser am Montag die Ideen für "ihren" Markt am Wiener Platz diskutiert. Zwei Modelle hatten die Planer vor dem Workshop präsentiert: einen geschlossenen Rundbau mit einer kreisförmigen Anordnung der Markthäusl, den Standlbesitzer wie Bürger bereits als radikale "Ufo"-Lösung oder "Allianz-Arena" diskreditiert hatten. Und einen Entwurf, der vier etwas größere Markt-Häuser mit mehreren Ständen vorsieht. Auch diese Version fand keinerlei Zustimmung. Als Kompromiss legten die Architekten schließlich einen V-förmigen Häuschen-Komplex vor. Mit diesem Modell, der der aktuellen Anordnung der Stände am nächsten kommt, konnten sich die Bürger am ehesten anfreunden. Eine Lösung ist aber auch das noch nicht - denn im Grunde wollen die Haidhauser keinen Abriss, sondern lediglich eine grundlegende Sanierung der jetzigen Standl. "Wir machen jetzt ein Konsensverfahren auf Basis der V-Variante", sagt Markthallen-Chef Boris Schwartz. Wie dieses Konsensverfahren konkret ablaufen soll, sei aber "noch nicht ganz raus".

Der dritte Workshop am Mittwoch galt dem Pasinger Viktualienmarkt. Auch hier hatten die Planer im Fokus, das Lokalkolorit zu bewahren, alle Händler unterzubringen und das Sortiment zu erhalten. Vorgeschlagen wurden drei Varianten: Eine eingeschossige mit zwei gegenüberliegenden Standreihen und nicht überdachtem Hof dazwischen, und eine weitere, die die Option auf ein zweites Stockwerk hat und vollständig überdacht ist. Mit beiden Alternativen konnten sich die Pasinger Marktleute durchaus anfreunden, präferiert wurde jetzt eine Mischung von beiden - nah am Bestand, aber mit noch mehr Durchgängen. Version Nummer drei dagegen ist inzwischen aus dem Rennen: Dieser Entwurf sah eine klassische Markthalle mit Satteldach vor, in deren Mitte die Standl positioniert gewesen wären. Weil dann aber die Sichtbeziehungen zwischen den einzelnen Ständen verloren gegangen wären, lehnten die Händler diese Idee ab.

Anfang kommenden Jahres sollen die Sanierungspläne aller drei Märkte dem Stadtrat vorgestellt werden; frühestens 2018, aber "auf jeden Fall bis Ende 2019" werde dann mit dem Umbau begonnen, hofft Schwartz.

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