Schwabing:Leiser, aber doppelt so teuer

Noch bis 2020 müssen die Bewohner des Ackermannbogens darauf warten, dass E-Gelenkbusse durch ihre Straßen fahren

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) arbeitet nach eigener Aussage "mit Nachdruck" an der Einführung der Elektromobilität. Zwei Elektrobusse des niederländischen Herstellers Ebusco sind in der bayerischen Landeshauptstadt bereits seit Anfang 2018 im regulären Betrieb unterwegs. Noch in diesem Jahr sollen vier weitere E-Solobusse und 2020 dann die ersten beiden E-Gelenkbusse in Betrieb genommen werden. Abhängig von der technischen Entwicklung streben die Verkehrsbetriebe bis zum Jahr 2030 die Umstellung der kompletten Busflotte auf Elektrobusse an.

Hintergrund der Information der Verkehrsgesellschaft ist die Bitte von Anwohnern der Neubausiedlung am Ackermannbogen, die nächtlichen Lärmemissionen zu reduzieren, verursacht von den Motoren der Dieselbusse, die ihnen bei der Durchquerung der Quartiersmitte den Schlaf rauben. Die Anlieger setzen dabei auf den Einsatz von Elektrobussen - doch bislang, so die MVG, sei insbesondere die Entwicklung von elektrisch betriebenen Gelenkbussen "noch nicht vollständig ausgereift".

München aber braucht in erster Linie Gelenkbusse: Etwa 250 dieser Gefährte und 60 Bus-Züge, also Busse mit Anhänger, setzt die MVG auf Straßen der Landeshauptstadt ein. Solobusse hingegen gibt es nur 80, sie werden wesentlich seltener benötigt. Ein Grund, warum in der Stadt noch vorrangig Dieselbusse fahren, sind außerdem die Kosten: Laut der MVG sind Elektrobusse derzeit "teilweise mehr als doppelt so teuer wie Dieselbusse". Ein wirtschaftlicher Betrieb, selbst mit Fördermitteln, könne damit nicht gewährleistet werden. Die Verkehrsbetriebe hoffen aber, "dass Produktreife und Kosten der E-Busse bis 2021 ein Niveau erreichen, um Dieselbusse sukzessive ersetzen zu können". Parallel arbeite man daran, die notwendige Infrastruktur zu erstellen - bundesweit sei dies eine "Pionierarbeit".

Prinzipiell gibt es inzwischen zwar die Möglichkeit, Diesel- auf Elektrobusse umzurüsten, die MVG steht deshalb in Kontakt mit der Garchinger Firma In-Tech. Aber das Pilotfahrzeug des Elektronik- und Softwarespezialisten, ein Solobus, wird gerade noch in Landshut getestet. Und bislang hat die MVG "noch kein Datum für die Zulassung im Straßenverkehr des Prototypen von der Firma In-Tech erhalten". Für die Bewohner des Ackermannbogens heißt das, dass sie vorerst wohl weiterhin mit Dieselbussen Vorlieb nehmen müssen. Idealerweise mit Bussen jüngeren Herstellerdatums, fordern Westschwabings Lokalpolitiker: Denn die seien nicht so "krachert laut" wie Modelle mit einem hohen Lebensalter.

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