Schwabing:In einem kritischen Alter

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Schwabinger Fernwärmeleitung soll "sinnvoll" saniert werden

Von Ellen Draxel, Schwabing

Ermüdungserscheinungen sind im Alter ganz normal. Nicht nur bei Menschen, Tieren und Pflanzen. Auch bei Materialien, die auf den ersten Blick zwar langlebig sein mögen, mit der Zeit dann aber doch Verfallsmerkmale aufweisen. An der Schwabinger Karl-Theodor-Straße trat im April solch eine Materialermüdung offen zutage. Die Fernwärmeleitung dort hatte auf Höhe des Sophie-Scholl-Gymnasiums ein Leck, Wasser trat aus.

Als Ursache wurden zunächst Baumwurzeln vermutet. Denn oberhalb des Betontrogs, in dem die isolierten Stahlrohre liegen, stehen 50 Jahre alte Platanen. Doch wie sich inzwischen herausstellte, war das Wurzelwerk nicht der Grund für den Defekt. Auch versickerten nicht, wie anfangs gedacht, bis zu 50 000 Liter 130 Grad heißes Wasser täglich im Untergrund. Sondern "allenfalls 5000 Liter am Tag", wie die Stadtwerke jetzt wissen. Mit einer Temperatur von lediglich etwa 50 Grad. Mittlerweile ist der Schaden behoben, die Heizungstrasse wurde mit einer Reparaturschelle abgedichtet. Die Stadtwerke gehen aber davon aus, "dass noch weitere Leitungsabschnitte, bedingt durch ihr Alter, einen ähnlichen Zustand aufweisen".

Deshalb aber gleich zu versprechen, die gesamte Fernwärmeleitung unter der Fahrbahn neu zu verlegen, wie es der örtlich zuständige Bezirksausschuss Schwabing-West aus Sorge um die Baum-Allee gefordert hatte, lehnen die Stadtwerke ab. Zwar ist im kommenden Jahr der Umbau der Karl-Theodor-Straße geplant, die bislang vierspurige Strecke soll zwischen der Schleißheimer und der Belgradstraße auf jeweils eine Fahrspur in beide Richtungen reduziert und der Radweg auf die Straße verlegt werden. Doch das Finden der auf Dauer sinnvollsten Lösung brauche Zeit, betonen die Stadtwerke. Ihren Handlungsspielraum definieren sie breit: Er reiche von der "Instandsetzung des entstandenen Schadens" über den Einbau neuer Rohre im bestehenden Kanal bis hin zum "Neubau einer ersetzenden Leitungstrasse im Straßenbereich".

© SZ vom 27.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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