Schwabing:60 Meter hoher Wohnturm soll an der Schleißheimer Straße entstehen

Erst Entwurfsskizzen für das Immobilienprojekt Covent Garden Munich.
Pläne, Kloster, Karmelitinnen.

Turm aus Klötzchen: So soll das Projekt "Covent Garden" (links unten Bad Georgenschwaige) verwirklicht werden

(Foto: Architekten Allmann Sattler Wappner)
  • Auf dem Gelände des ehemaligen Karmelitinnen-Klosters ist der Bau eines bis zu 60 Meter hohen Wohnhauses geplant.
  • Die Nachbarn sind davon allerdings nicht begeistert, außerdem ist die Eigentumsstruktur des Grundes noch nicht geklärt.
  • Walter Klein (SPD), Vorsitzender des örtlichen Bezirksausschusses Schwabing-West, fordert, dass das Gebäude nicht höher als gut 50 Meter werden soll.

Von Jerzy Sobotta, Schwabing

Ein hölzernes Kreuz und eine Statue von Jesus mit segnender Hand erinnern noch an den kleinen Klosterfriedhof. Hier beteten jahrzehntelang die Schwestern der Karmelitinnen vom Göttlichen Herzen Jesu für ihre verstorbenen Ordensmitglieder. Heute steht das Klostergebäude an der Schleißheimer Straße 278 leer. Am Zaun hängt ein frisches grünes Plakat mit der Aufschrift "SSN-Group".

Der Schweizer Investor mit Firmensitz in Zug plant auf dem ehemaligen Kloster-Gelände bis 2021 ein "attraktives und vielseitiges Quartier", wie auf der Website zu lesen ist. Der Wohnkomplex umfasst ein bis zu 60 Meter hohes Wohnhochhaus sowie kleinere Wohngebäude. An der Ecke Schleißheimer Straße und Petuelring sollen bis zu 300 neue Wohnungen entstehen. Das Projekt trägt den Titel "Covent Garden" - in Anlehnung an das luxuriöse Londoner Stadtviertel. 2019 sollte Baubeginn sein, doch der wird sich wohl verzögern.

Grund dafür könnten die Nachbarn sein. Zwischen den Klostermauern und dem ehemaligen Nonnenfriedhof steht seit gut dreißig Jahren ein fünfstöckiges Haus mit 77 Eigentumswohnungen. Und von einem Hochhaus vor ihren Balkonen sind sie nicht gerade begeistert. "Unsere Vorstellungen liegen meilenweit auseinander. Deshalb waren auch die Gespräche mit dem Investor nicht fruchtbar", sagt Silvia Mittermaier vom Verwaltungsbeirat der Eigentümergemeinschaft an der Schleißheimer Straße 280 und 280a.

Ein Entwurf des Münchner Architekturbüros Allmann Sattler Wappner zeigt sechs Wohnhäuser mit begrünten Dächern und Fassadenelementen. Das Hochhaus an der Straßenecke überragt die übrigen Gebäude, auch das Wohnhaus der Eigentümergemeinschaft. Auf dem 11 000 Quadratmeter großen Areal sollen gemäß den Plänen Wohnungen mit einer Geschossfläche von insgesamt 30 000 Quadratmetern entstehen. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt nach SSN-Angaben 196 Millionen Euro. "Die Planungen befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium", betont Firmensprecherin Edith Müller.

Die SSN-Group realisiert derzeit insgesamt 14 Großprojekte in Deutschland und der Schweiz, darunter Luxusapartments in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main. Auch in München werden die Wohnungen "aufgrund der sehr guten Lage im mittleren bis gehobenen Preissegment sein", teilt Müller mit. Ein Architekturwettbewerb sei nicht geplant.

Grundstück gehört 78 Beteiligten

Allerdings: Seit die Klosterleitung in den Achtzigerjahren dem Bau des Wohnhauses zustimmte und einen Teil des Geländes verkaufte, ist die Eigentumsstruktur des Klostergrundes nicht abschließend geklärt. Zwar ist die Fläche damals in zwei unabhängige Wirtschaftseinheiten geteilt worden, aber auf dem Papier gehört das gesamte Grundstück weiterhin allen 78 Beteiligten: Allen Wohnungsbesitzern und der SSN.

Klärung könnte eine Realteilung in zwei voneinander getrennte Grundstücke bringen. Dem muss aber jeder einzelne Eigentümer notariell zustimmen. "Ein Hindernis für die weitere Planung stellt dieser Umstand derzeit nicht dar", beteuert SSN-Sprecherin Müller. Man sei zu Gesprächen bereit und strebe eine "einvernehmliche Regelung mit den Miteigentümern" an. Der Stadtrat hat bereits 2007 dem Abriss des 1927 erbauten Klosters zugestimmt und beschlossen, dass dort neue Wohnungen entstehen können - allerdings mit der Vorgabe, dass die gemäß den Regeln für die sozialgerechte Bodennutzung (Sobon) erbaut werden. Und daran, so versichert Müller, werde man sich halten.

ehemaliges Nonnenkloster mit Container

Das Gebäude des ehemaligen Klosters.

(Foto: privat)

Indes sind es gerade die Sobon-Vorgaben, die eine Realteilung zur Voraussetzung machen. "Ein Bebauungsplan wird erst aufgestellt, wenn die Eigentümer die sozialgerechte Bodennutzung akzeptieren und verbindlich ihre Mitwirkungsbereitschaft erklären", sagt Ingo Trömer, der Sprecher des Planungsreferats, und unterstreicht: "Es müssen alle Eigentümer zustimmen." Also auch die 77 Wohnungsbesitzer an der Schleißheimer Straße 280 und 280a - was zur Folge hätte, dass sie sich an den Kosten für die soziale Infrastruktur beteiligen müssen.

Unterdessen will die Wohnungseigentümergemeinschaft bei Höhe und Dichte des neuen Quartiers mitentscheiden. "Wir sind nicht gegen eine Bebauung", sagt Mittermaier. "Aber in Dimensionen, die nicht unser kleines Idyll zerstören." Die Anwohner befürchten zwei Jahre Baulärm, den Wertverlust ihrer Wohnungen und den langen Schatten eines 60 Meter hohen Gebäudes.

Zweifel regen sich auch bei Walter Klein (SPD), dem Vorsitzenden des örtlichen Bezirksausschusses Schwabing-West. Er erzählt von früheren Plänen eines Vorbesitzers des Grundstücks, die noch umfangreicher gewesen seien. In Gesprächen mit dem Planungsreferat habe er die drei 15-stöckigen Häuser als Richtwert für das neue Hochhaus genommen. Die sind gut 50 Meter hoch und stehen auf dem Grundstück südlich vom Kloster. "Deren Höhe und Dichte sollte nicht überschritten werden, damit nicht alles zugebaut ist." Er will abwarten, bis die SSN neben der Entwurfsskizze auch konkrete Pläne vorlegt. "Das sind Leute, die viel Geld machen und das Maximum aus ihrem Grundstück rausholen wollen", sagt Klein.

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