Schwabing:Gleiches für alle

Lesezeit: 2 min

Auch in Eltern-Kind-Initiativen soll das dritte Kind kostenlos betreut werden, fordern die Schwabinger Lokalpolitiker

Von Ellen Draxel, Schwabing

Münchens Eltern-Kind-Initiativen erhalten Unterstützung: Kinderbetreuungseinrichtungen, die von Eltern ehrenamtlich organisiert werden, sollten bei Gebührenermäßigungen für kinderreiche Familien nicht benachteiligt werden, fordert der Bezirksausschuss Schwabing-West. Für Eltern sei "nicht nachvollziehbar", warum sie für die Betreuung ihres dritten Kindes bei Eltern-Kind-Initiativen zahlen sollen, während Mütter und Väter, deren Kinder städtische oder von der Stadt bezuschusste Kitas besuchen, dies nicht müssen. Die Bürgervertreter bitten die Stadt, bei der sogenannten Drittkinderregelung keinen Unterschied danach zu machen, in welcher Einrichtung die Kinder betreut werden.

Hintergrund des Antrags aus Schwabing-West ist das Ziel des Bildungsreferates, Eltern von Familien mit mehr als zwei Kindern künftig finanziell stärker zu entlasten. Von Frühjahr an sollen städtische Träger oder private Einrichtungen, die nach der Münchner Förderformel Zuschüsse von der Stadt bekommen, die Beiträge für das dritte Kind aus dem städtischen Etat erhalten. Anders sieht das bei den meisten der 223 Münchner Elterninitiativen aus - den Besuch der Kinder dort müssen wohl weiterhin die Eltern finanzieren. Die Stadt will damit verhindern, dass private Luxus-Kitas unberechtigterweise städtische Gelder beanspruchen.

Eine Ungleichbehandlung, kritisieren Eltern wie Stadtteilpolitiker. Erst vergangenes Jahr ist die Förderung der Eltern-Kind-Initiativen novelliert worden: Jede Einrichtung konnte damals selbst entscheiden, ob sie der Münchner Förderformel beitreten oder lieber das bisherige System der pauschalen Bezuschussung von Personal- und Raumkosten beibehalten will. Die meisten Initiativen wählten den zweiten Weg, die flexible Gruppenförderung. Denn alles andere hätte für Eltern, die die Kita-Belange neben ihrem Job managen müssen, zusätzliche Bürokratie bedeutet.

Beate Frank, Geschäftsführerin des Dachverbandes der Münchner Elterninitiativen KKT, fürchtet jetzt nur, dass die neuerliche Diskussion um die Gebührenermäßigung für das dritte Kind womöglich Porzellan zerschlagen könnte. "Das ist ein hochsensibles Thema - und es wäre ganz schlecht, wenn damit die positive Eki-Förderung wieder zur Disposition stehen würde." Die gruppenbezogene Förderung mit "weniger Verwaltungswust", gibt sie zu bedenken, sei erst nach "zähem Ringen" möglich gewesen. Umgekehrt zeige der aktuelle Protest der Mütter und Väter aber auch die "Grenze der Handhabbarkeit, die Eltern zugemutet werden kann". Und "gäbe es die Initiativen nicht, wäre der Run auf alle anderen Münchner Betreuungseinrichtungen noch größer", merkt Frank an.

209 Familien, hat der Verein aus den Reihen seiner Mitglieder ermittelt, haben mindestens drei Kinder in Betreuungseinrichtungen. Und je mehr Kinder eine Familie hat, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Kosten für Krippe, Kindergarten oder Hort freie Finanz-Kapazitäten auffressen. Geld, das - wäre es frei verfügbar - etwa in die Miete einer größeren Wohnung investiert werden könnte.

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: