Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Gegen alle Einwände

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Stadt genehmigt umstrittenes Nachverdichtungsprojekt

Von Ellen Draxel, Schwabing

Aller Protest hat nichts genutzt. Im Oktober noch demonstrierten Politiker aus Stadt, Land und Bund fraktionsübergreifend mit Mietergemeinschaften und Vertretern von Naturschutzverbänden vor dem Haus an der Ecke Apianstraße/Herzogstraße, um auf den aus ihrer Sicht falschen "Nachverdichtungswahn" in dichtbesiedelten Gegenden wie dem westlichen Schwabing aufmerksam zu machen. Das Gebäude, vor dem sie standen, galt dabei als Präzedenzfall: Die kleine Baum-Oase im Innenhof sollte auf keinem Fall einem viergeschossigen Neubau weichen müssen.

Doch nun hat die städtische Lokalbaukommission das Bauvorhaben im Hof genehmigt. Sämtliche Einwände, die Westschwabings Politiker vorbrachten, um den Neubau doch noch zu verhindern - die aus ihrer Sicht fehlende Einhaltung von Abstandsflächen, eine große Bautiefe, die Höhe des Bauvorhabens - entkräftete die Genehmigungsbehörde mit dem Verweis auf die Nachbarn. "Eine Bebauung mit einem Vorder- und einem teilweise bis in die Grundstückstiefe hineinreichenden Rückgebäude ist für das Geviert prägend und findet sich bei allen an das Baugrundstück angrenzenden Nachbargrundstücken", erklärt das Planungsreferat in einem Schreiben an den Bezirksausschuss (BA). Im Hinblick auf die Bebaubarkeit der vorhandenen Baulücke habe "daher bei der Entscheidung kein Ermessensspielraum" bestanden.

15 Bäume, wovon vier unter die Baumschutzverordnung fallen, hat die Verwaltung "aufgrund der planungsrechtlichen Zulässigkeit des Vorhabens" deshalb zur Fällung freigegeben. Für einen Baum wurde eine Ausgleichszahlung zugelassen, die übrigen sollen "als Nachweis einer qualitativ hochwertigen Wiedereingrünung" auf dem Grundstück wieder gepflanzt werden. Überwiegend erhalten werden soll eine mit Efeu bewachsene Mauer, die Lebensraum für Insekten, Marder, Vögel und Fledermäuse ist. Um das Grün herum müssen vor Baubeginn Schutzzäune errichtet werden, erklärt die Behörde.

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Quelle:
SZ vom 16.01.2021
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