Schwabing:Entwurf mit Wiedererkennungswert

Elisabethmarkt

Eine erste Vorstellung vom künftigen Elisabethmarkt vermittelte den Bürgerinnen und Bürgern dieses Modell.

(Foto: Bogevischs Büro/oh)

Die Planungen für den Elisabethmarkt kommen bei Standl-Inhabern und Bürgern gut an, finden sie darin doch viele ihrer Vorschläge berücksichtigt. Dafür verzichten die Architekten auf einen Teil ihrer Autonomie

Von Ellen Draxel, Schwabing

Andreas Lippert ist begeistert. Nie hätte der Schwabinger "auch nur zu träumen gewagt", dass die Idee der Bürger, den neuen Elisabethmarkt mit Dachterrassen zu bereichern, Eingang in die Planungen finden würde. Die Architekten von Bogevischs Büro und Bauchplan sind aber sogar noch einen Schritt weiter gegangen: Sie schlagen vor, aus diesen Dachterrassen öffentliche, für jeden nutzbare Räume zu machen. "Das würde Schwabing unserer Meinung nach noch ein Stückchen lebenswerter machen", meint Bauchplan-Chef Florian Otto.

Der Elisabethmarkt, für viele Schwabinger das Herz ihres Viertels, wird in den kommenden Jahren erneuert. Um die Bevölkerung nach teils massivem Widerstand ins Boot zu holen, veranstalteten die Münchner Markthallen im Februar einen Gestaltungsworkshop. Jeder, der Interesse hatte und im Umkreis des Marktes wohnte, konnte daran teilnehmen. Gekommen waren 47 Anwohner. Jetzt, fünf Monate später, präsentieren die Architekten die Quintessenz der Bürgerwünsche und ihrer Planungsvorstellungen. In der Hoffnung, erstere richtig interpretiert und in ein schlüssiges Konzept übersetzt zu haben. Ihre Autonomie als Planer mussten sie dafür ein gutes Stück weit aufgeben.

Der "Beginn eines Entwurfs", wie Architekt Rainer Hofmann den Vorschlag nennt, den er am Montagabend den Schwabingern vorstellte, orientiert sich an der Optik des alten Marktes. Die Bürger hatten beim Workshop Kleinteiligkeit gefordert - daraus entstanden sind nun zehn Gebäude, unterschiedlich strukturiert und labyrinthartig angeordnet, die jeweils Platz für zwei oder drei der insgesamt 22 Stände bieten. Acht der Gebäude sollen bei dieser Variante ein Zeltdach aus Metall bekommen, zwei sind als hölzerne Baukörper mit Dachterrassen angedacht. Diese Dachterrassenstandorte beinhalten gleich mehrere Funktionen: Nicht nur, dass man dort, umgeben von Kleinbäumen und Sträuchern, die die Lüftungsschächte des Marktes abschirmen, bis spät abends die Sonne genießen kann. Die Terrassengebäude verstecken in ihrer Mitte auch den Müll, sodass dieser für die Marktbesucher künftig nicht mehr wahrnehmbar ist. Die Deponierung des Mülls war beim Workshop im Februar ein wichtiges Thema gewesen.

Die Situierung der Gebäude bietet außerdem Raum für zwei kleine Plätze. Und positiv für die Händler ist, dass der Markt in dieser Form keine eindeutige Vorderseite mehr hat. "Überall ist Verkauf, überall sind Sichtbeziehungen", erläutert Hofmann. Kurzzeitig hatten die Planer gar mit dem Gedanken gespielt, die kompletten Dachflächen des Marktes zu begrünen - eine "schicke Idee", die den Vorteil hätte, das Regenwasser aufzufangen. Doch als die Architekten die Händler fragten, stießen sie auf Widerstand. Denn diese Variante sähe ganz anders aus als der bisherige Markt - "und wir stehen bei unseren Kunden im Wort, darauf zu achten, dass der alte Markt im neuen wiederzuerkennen ist", erklärt der Sprecher der Marktleute, Karl Huczala. Im Übrigen befürchten die Händler, "Ungeziefer" auf solchen Dächern zu züchten - "und das können wir auf dem Markt nicht gebrauchen".

Mit dem jetzt den Bürgern vorgestellten Ergebnis dagegen sind die Standl-Inhaber "sehr zufrieden". Die Infrastruktur, sagt Huczala, sei "wirklich gut" gelöst. "Und das Look & Feel erinnert an den alten Markt: Es gibt wieder ausladende Dächer und Gänge, eben das typische Marktgefühl." Selbstverständlich müsse man weiterhin "wachsam" sein, wenn es um die Materialien gehe. "Aber wenn auch das passt, werden wir hier einen der schönsten Plätze Münchens haben."

Beifall kommt auch von den Bürgern. Sie seien "positiv überrascht", erklärten die rund 30 anwesenden Schwabinger am Montagabend den Architekten und Markthallen-Chef Boris Schwartz. "Alles Wichtige ist untergebracht: das Kleinteilige und das Labyrinthgefühl des heutigen Marktes, aber eben auch unsere Idee der Dachterrassen."

Im Herbst soll der bereits mit dem Denkmalschutz abgestimmte Entwurf nun dem Stadtrat vorgelegt werden, damit die Bauarbeiten wie vorgesehen 2020 starten können. Und damit die Stadträte die aktuelle Lösung auch tatsächlich befürworten, haben die Schwabinger nach der Präsentation eine entsprechende Resolution verabschiedet. Einstimmig.

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