Nicht wenige Passanten und vor allem treue Stammkunden hatten sich zuletzt gefragt, wo um Himmels Willen der Blumenladen im Forum der Münchner Freiheit abgeblieben ist. Sie standen vor einer Baustelle, eingehaust mit einem mannshohen Bretterzaun - und fanden ihren gewohnten Blumenhandel zunächst in den Räumen des ehemaligen Friseur-Ladens "Hauptsache", später dann ein paar Meter entfernt in der leer geräumten, kahlen Ladenfläche des ehemaligen "Cafés im Forum", das jetzt reif für die Generalsanierung ist. Doch die Kunden erfuhren schnell: Ihr gewohntes Blumengeschäft wird nicht verschwinden, sondern ersteht vielmehr in neuer Blüte.
An diesem Montag eröffnet der Inhaber Andreas Kees nach dem Abriss des maroden Bestandsgebäudes und nach nur sechs Wochen Bauphase einen Neubau. Das Geschäft mag mit 39 Quadratmetern immer noch eher klein sein - verpasst aber der Südseite des Forums ein völlig neues Erscheinungsbild. Es schmiegt sich nun ein sichelförmiges Gebäude in Holzständerbauweise an das Entree dieses terrassierten Souterrain-Ensembles, genau unterhalb des würfelförmigen Kiosks nordseits des Busbahnhofs gelegen. Es ersetzt einen hoffnungslos abgewrackten Laden. "Die Glasprofile waren verfault, es gab Schimmel. Da konnte man nicht mehr vernünftig arbeiten", sagt Kees. Seit 1995 hat er den Laden von der Stadt München gemietet, errichtet wurde er um das Jahr 1972, als auch das Forum erbaut wurde.
Die Stadt ist Eigentümerin des Areals und hat nun ohnehin eine Komplettsanierung der Gewerbeflächen vor. Das Café und der Friseurladen sind schon ausgezogen; das Segment, in dem die Biomarkt-Kette auch weiter beheimatet bleiben wird, soll um die Fläche des Sackgassen-Tunnels erweitert werden. Für Kees war dies eine gute Gelegenheit, mit der Stadt über eine weitere Nutzung zu verhandeln. Das Ergebnis: Er bekommt einen langfristigen Pachtvertrag, muss allerdings sein Objekt auf eigene Kosten herrichten. So entschied er sich für das Investment: 250 000 Euro hat er in den neuen Laden gesteckt. "Dafür haben wir jetzt doppelt so viel Platz", sagte der 49-Jährige frohgemut - und spielt damit auf die verdreckte, ungenutzte Miniparzelle nebst den Treppen an, die er überbauen durfte.
Ein "Schandfleck war das", kommentiert Werner Lederer-Piloty (SPD), Vorsitzender des örtlichen Bezirksausschusses, der mit Frau Petra und Sohn Jakob ein Schwabinger Architekturbüro führt - und nun dieses Projekt geplant und betreut hat. "Und der verschwindet jetzt. Dafür bekommt das Forum eine völlig neue Anmutung und wird aufgewertet." Einen möglichen Interessenkonflikt zwischen seinem Amt als Gremienchef und seinem geschäftlichen Engagement im Viertel weist der SPD-Politiker zurück. Er habe das frühzeitig mit dem städtischen Direktorium geklärt. "Ich habe weder mitgestimmt noch mitgeredet, wenn es im BA um das Projekt ging."
Andreas Kees ist sich derweil sicher, dass der Laden eine gute Investition in die Zukunft ist. Eines seiner vier Kinder soll ihn dereinst übernehmen. Die Kunden dürfte das Gedeihen einer Blumenhändler-Dynastie im Forum an der Münchner Freiheit freuen. "Viele haben während der Bauarbeiten zu mir gesagt, es ist aber Zeit geworden, dass ihr mal vergrößert", erzählt Kees.