Schwabing:Die Wut wächst

Arri-Zentrale in der Parkstadt Schwabing an der Ecke Herbert-Bayer-/Wilhelm-Wagenfeld-Straße

Zugeparkt: Straßenszene vor der Arri-Baustelle in der Parkstadt.

(Foto: Florian Peljak)

Anwohner dringen auf Lösung der Verkehrsprobleme in der Parkstadt Schwabing. Auch der OB will bald Ergebnisse sehen

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Seit vielen Jahren schon schwelt in der Bewohnerschaft der Parkstadt Schwabing das Missfallen über die ungelösten Infrastrukturprobleme in ihrem Quartier. Nun zeichnet sich ab, dass die Schmerzgrenze überschritten ist, der Unmut sich zusehends zu bitterer Wut auswächst. Ersichtlich wurde dies in der Sitzung des Bezirksausschusses Schwabing-Freimann am Dienstagabend, als drei Dutzend Parkstadt-Bewohner ihre angespannte Gemütslage deutlich machten. "Es ist ein Schildbürgerstreich, was hier die letzten Jahre passiert ist", echauffierte sich ein Besucher, ein anderer sekundierte: "Die Situation hat sich massiv verschlechtert."

Das Quartier nördlich des Mittleren Rings, zwischen Schenkendorf- und Domagkstraße, wird von vielen Nicht-Parkstädtern als Büro-City wahrgenommen, also nicht als Viertel, in dem man wohnen könne. Weit gefehlt - dort leben gut 2300 Menschen, sehr gerne sogar - allerdings sind sie gleichsam umstellt von Gewerbe-Blöcken, etwa jenen von Microsoft, Osram oder Amazon; insgesamt gibt es in dem Gebiet 12 000 Arbeitsplätze. Und diese Nicht-Parkstadtbewohner dominieren den öffentlichen Raum: Sie verursachen beim Hinaus- und Hineinpendeln immensen Verkehr - und sie schnappen den Anwohnern die Parkplätze weg. "Wir sind faktisch nicht in der Lage, ein Auto zu haben, denn wo sollen wir es hinstellen?", rief ein Mann sichtlich geladen in die Runde der Lokalpolitiker in der Schwabinger Seidlvilla.

Er und seine Nachbarn waren gekommen, weil das Gremium über ein Papier des Planungsreferats mit dem Titel "Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation in der Parkstadt Schwabing" zu befinden hatte - die Bürger diese Vorschläge teils aber als Verschlimmbesserung empfinden. So will die Behörde dem Durchgangsverkehr Einhalt gebieten, indem die Herbert-Bayer-Straße für Autos gesperrt, die Pendler-Kolonne sodann über die Walter-Gropius-Straße geleitet wird. Für Anwohner, die im Parkstadt-Center mit dem Auto einkaufen wollen, bedeute das jedoch einen großen Umweg, wird auf Aushängen im Viertel konstatiert, gezeichnet mit "Ihre Nachbarn".

Regelrecht erzürnt sind die Bürger aber über den Plan, dass flächendeckend Parken nur noch für gewisse Dauer oder gegen Gebühr möglich sein soll. Mehrfach ließen Besucher der BA-Sitzung ihre Auffassung durchblicken, dass die Stadt damit offenbar vor allem Wünsche der Unternehmen, nicht der Anwohner, erfülle. Unterdessen haben die Firmen ihrerseits, darunter Microsoft, Züblin und MAN, zuletzt bei einem runden Tisch mit Vertretern des BA, der Behörden und des Stadtrates ein Verkehrskonzept für die Parkstadt angemahnt. Ein zweites Treffen soll bald folgen, überdies, wie bei der BA-Sitzung bekannt wurde, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bis Juli Ergebnisse auf dem Tisch haben will. Die Lokalpolitiker entschlossen sich deshalb einstimmig, erst einmal abzuwarten, kein Votum abzugeben. "Wir wollen dem runden Tisch die Möglichkeit geben, eine Gesamtlösung zu erarbeiten", sagte Lars Mentrup (SPD). In zufriedene Gesichter auf den Besucherstühlen schaute er dabei nicht.

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