Schwabing:Die Schwabinger Tram-Tangentiale

Die MVG will der Linie 23 zwischen Scheidplatz und Parzivalplatz eine neue Querverbindung eröffnen

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Als im Dezember 2009 der erste Straßenbahnzug auf der neuen 23er-Trasse an der Münchner Freiheit hinaus auf die Leopoldstraße und gen Norden rumpelte, hatte es davor gut zehn Jahre lang keine Jungfernfahrt für eine neue Tramlinie mehr gegeben. Wieder ein Jahrzehnt später ist die Trambahn neuerdings ein zukunftsweisender Teil der milliardenschweren Nahverkehrs-Offensive Münchens. Dabei sollen nicht nur neue Linien wie die West-Tangente etabliert werden. Man will auch das Schienennetz enger knüpfen, wie es in absehbarer Zeit nun in Schwabing vorgesehen ist.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) will zwischen Scheidplatz und Parzivalplatz eine neue Trambahn-Tangentialverbindung schaffen, "ein wichtiger Baustein der künftigen Tramplanungen", wie es in einer Mitteilung des städtischen Wirtschaftsreferats heißt.

Auf dem gut einen Kilometer langen Abschnitt sind bereits Schienen im Straßenraum verlegt; doch die Trasse auf der Parzivalstraße ist bisher nur als reine Betriebsstrecke zugelassen, für Leerfahrten zu Dienstbeginn und -ende also. Damit auch Fahrgastverkehr möglich ist, braucht es ein gesondertes Genehmigungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern - und dies wird die MVG angehen, sobald die nötigen Schallschutzgutachten - laut der Mitteilung noch im ersten Halbjahr dieses Jahres - eingeholt sind.

Der Anstoß für diese Tramquerverbindung zwischen der Belgradstraße, wo die Linien 12 und 28 verkehren, und der Leopoldstraße mit der 23er-Trasse kam vom Bezirksausschuss Schwabing-Freimann im vergangenen Dezember. Explizit hatte das Gremium unter dem Titel "Attraktive Tramverbindung schaffen" das Wirtschaftsreferat aufgefordert, "schnellstmöglich" diesen Abschnitt für den regulären ÖPNV-Betrieb genehmigen zu lassen.

Die Lokalpolitiker hatten in dem Papier auch schon Gedankenspiele dargelegt, welche Perspektiven sich damit ergeben würden: Auf der Westseite, am Parzivalplatz, bestünde die Möglichkeit einer "Zweiteilung" der Tram 23: eine Linie "23 a" führe weiterhin zur Münchner Freiheit, "23 b" böge über die Parzivalstraße zum Scheidplatz ab. Wobei dies nicht die Endhaltestelle sein muss. Würde ein Abbiegegleis zwischen Belgrad-/Parzivalstraße gebaut, könnte dies eine Linienverlängerung nach Süden beziehungsweise von dort Richtung Westen sein.

Eben diese Gedanken wird die Münchner Verkehrsgesellschaft nun in die Tat umsetzen. "Es ist eine charmante Idee", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte zum Konzept der "Zweiteilung" der Linie 23. Hauptziel sei es dabei, die Fahrgäste von Nordschwabing, etwa aus der Parkstadt, an den U-Bahnhof Scheidplatz (U 2/U 3) anzubinden. Eine zusätzliche Haltestelle in der Parzivalstraße soll unterdessen nicht entstehen. Die Tramzüge werden an dem bestehenden Bus-Haltepunkt "Kölner Platz" auf Höhe des Schwabinger Krankenhauses einen Stopp einlegen können. Nach derzeitigem Planungsstand wird sich nach Kortes Worten überdies an den Buslinien 140 und 141, welche beide durch die Parzivalstraße fahren, nichts ändern.

Womöglich stehen aber den Anwohnern Änderungen ins Haus. Denn die nun anstehenden Schallgutachten werden im Hinblick auf die gesetzlichen Vorgaben für den Lärmschutz der betroffenen Bevölkerung angestellt. Dabei kann herauskommen, dass Anwohner Anspruch auf den Einbau von Schallschutzfenstern in ihren Wohnungen haben - und diesen auch geltend machen können.

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