Schwabing:Das pulsierende Herz der Parkstadt

"Neue Mitte" Parkstadt Schwabing

Betongraues Plattenmeer: Der Entwurf zeigt, wie sich der Bereich an der Ecke von Anni-Albers- und Lyonel-Feininger-Straße attraktiver gestalten ließe. Simulation: Office Le nomade; Argenta/oh

Anwohner und Lokalpolitiker vermissen städtisches Flair in dem Schwabinger Quartier. Nun gibt es konkrete Entwürfe, eine Kreuzung zum zentralen Platz umzugestalten.

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Die Parkstadt Schwabing trägt zwar die Stadt im Namen, doch städtisches Flair gibt es in dem Quartier nördlich des Mittleren Rings kaum. Allenfalls vermitteln die Türme der Highlight Towers etwas Großstadtfeeling. Doch wer durch die Straßen des 40 Hektar großen Areals spaziert, erlebt das Quartier als Gewerbe-Kleinstadt - Osram, Amazon, Microsoft haben hier ihre Komplexe errichtet. Doch es wohnen auch gut 2500 Menschen im Karree zwischen Schenkendorfstraße, Domagkstraße und Autobahn A 9, gewissermaßen umringt von 12 000 Arbeitsplätzen. Doch nun laufen die Vorbereitungen, urbanes Lebensgefühl in die Büro-City zu bringen: Die Parkstadt könnte eine zentrale Piazza bekommen.

Im Gespräch ist das schon seit mehr als drei Jahren. Damals, im März 2015, stand Helmut Röschinger im zwölften Stock des Ostturms der Highlight Towers und sprach vor rund 120 Besuchern über den letzten Bauabschnitt für die Parkstadt. Auf den letzten Brachflächen sollen 1800 Wohnungen und ein Hotel entstehen - sowie eine "neue Mitte" für das Quartier, wie Röschinger, Chef des Immobilienentwicklers Argenta, größter Grundeigentümer in der Parkstadt, ankündigte. Auch ein Ort für diesen nachgeholten zentralen Platz war identifiziert: die Kreuzung Anni- Albers - Straße / Lyonel - Feininger - Straße, südlich angrenzend zu jenem Hotel, das zur Motel-One-Kette gehört - wobei die großzügige Terrassenfläche vor dem Beherbergungsbetrieb mit einem Restaurant den künftigen Nukleus des urbanen Platzflairs bieten sollte. Und genau so soll es kommen, zumindest wenn es nach dem örtlich zuständigen Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann geht.

Schwabing: Der Ist-Zustand sieht anders aus: Öde Parkstadt Schwabing.

Der Ist-Zustand sieht anders aus: Öde Parkstadt Schwabing.

(Foto: Stephan Rumpf)

Denn, das Motel One ist fertig, das Bebauungsplanverfahren für die Baulücke schräg gegenüber, am Südwesteck der Kreuzung, läuft - und das Münchner Planungsbüro Andreas Hautum hat im Auftrag der Argenta Planskizzen für das zukünftige Platzgefüge vorgelegt. Planungssprecherin Petra Piloty (SPD) präsentierte die Entwürfe jetzt der Öffentlichkeit in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses. Die Kolleginnen und Kollegen im Gremium zeigten sich angetan, ohne Debatte erging per Beschluss die Aufforderung an die Stadt, "zügig" auf eben dieser Grundlage mit der Ausführungsplanung loszulegen. "Mit diesem Entwurf werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", zeigt sich BA-Vorsitzender Werner Lederer-Piloty (SPD) überzeugt. Die problematische Verkehrslage werde gelöst, "und die Parkstadt bekommt ein pulsierendes Herz."

Und so stellt sich Hautum die "neue Mitte" für die Parkstadt vor: Die Nord-Süd-Führung der Lyonel-Feininger-Straße wird nach Osten verschwenkt und auf eine versiegelte Freifläche im Vorbereich des Accenture-Bürogebäudes versetzt. Damit würde der von Anwohnern so verhasste Durchgangsschleichverkehr von und zum Mittleren Ring aus dem Wohngebiet umgeleitet in die Walter-Gropius-Straße, auf der die Pendler dann zwischen Autobahn und Gewerbebauten entlangfahren. Ferner entstünde vor dem Hotel eine großzügige Freifläche, im Osten mit einem Zugang zum so genannten Central Park, der Grünachse des Viertels. Die städtische Atmosphäre liefern einerseits die Gastronomie des Hotels auf der Nordseite, auch auf der Südseite weist die Skizze ein Café aus. Zudem soll es auf der Westseite des Platzes geschäftig zugehen: Dort soll ein zwölfstöckiges Wohngebäude empor wachsen, wobei die Erdgeschossbereiche für Läden reserviert sind. Der Clou: Der Entwurf des Büros Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht sieht als Zugangssituation Arkaden vor, vergleichbar jenen Bogengängen in der Fußgängerzone der Münchner Innenstadt. Zudem sollen Straßen- und Gehwege mit einheitlichen Bodenplatten gestaltet werden, ähnlich wie dies am Wedekindplatz gemacht wurde.

Allerdings ist der Hautum-Plan zunächst nur eine Ideenskizze - und das Gros der Fläche gehört nicht der Argenta, sondern der öffentlichen Hand. Firmenchef Röschinger gibt schon Mal zu verstehen, dass er die Piazza für die Parkstadt gerne realisiert sähe. "Es ist in unserem Sinn, dass an dieser Stelle eine Art städtebauliche Mitte entsteht", sagt er und betont seine Unterstützung "für die vom Bezirksausschuss favorisierte Planung".

Das städtische Planungsreferat zeigt sich unterdessen sehr offen für das Konzept. "Insgesamt betrachtet, ergibt sich mit der geplanten Platzgestaltung eine städtebauliche Verbesserung in Bezug auf die neue Wohnbebauung mit ihren Anforderungen an das Umfeld", lobt Behördensprecher Thorsten Vogel den Entwurf, wobei der Vorschlag auch dem Wunsch der Bewohner der Parkstadt nach einer "urbanen Mitte" entspräche. Das Büro Hautum soll nun die Pläne konkretisieren und eine Kostenschätzung vorlegen; auch verkehrliche Untersuchungen stünden noch aus. "Der weitere Prüfumfang wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen", sagt Vogel.

Allein, an der Finanzierung, so lässt Helmut Röschinger schon jetzt durchblicken, soll dieser finale Baustein für die Parkstadt Schwabing jedenfalls nicht scheitern. "Wir sind grundsätzlich bereit, unser Scherflein dazu beizutragen", sagt der Argenta-Chef.

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