Schwabing:Dankbare Mülltonne

Bei den Wettbewerben "Jugend forscht" und Schüler experimentieren" präsentieren junge Wissenschaftler in spe ihre Ideen. Eine 17-köpfige Jury hat bei der 55. Regionalrunde München-West nun die besten Entwicklungen ausgezeichnet

Von Daria Gladkov, Schwabing

Wie auf einer kleinen Fachmesse sieht es im Untergeschoss der Munich School of Robotics and Machine Intelligence der TU München aus, wo viele kleine Erwachsene ihre großen Forschungsprojekte auf den Ausstellungsflächen präsentieren. Die TU ist, wie das Unternehmen Franka Emika und die Stiftung Robokind, Kooperationspartner der Wettbewerbe "Jugend forscht" und "Schüler experimentieren". Sie sollen den Nachwuchs fördern und werden jährlich zusammen ausgerichtet. Schüler bis zu 14 Jahren und bis zum 21. Lebensjahr präsentieren ihre Einfälle um die Wette. Wer die Jury überzeugt und den Regionalwettbewerb München-West gewinnt, darf sich landesweit mit anderen jungen Forschern messen. Die Preise werden in den Fachgebietsbereichen der Naturwissenschaften, der Arbeitswelt, Technik und Informatik vergeben.

Schwabing: Viele Ideen hatten die Jungforscher in den Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Mathematik/ Informatik, Physik und Technik beim Regionalwettbewerb München-West. Nachhaltigkeit und neue Technologien standen bei ihnen im Fokus.

Viele Ideen hatten die Jungforscher in den Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Mathematik/ Informatik, Physik und Technik beim Regionalwettbewerb München-West. Nachhaltigkeit und neue Technologien standen bei ihnen im Fokus.

(Foto: Catherina Hess)

Mike Kaminski steht allein an seinem Stand, um ihn herum viele fragende Interessierte, die er souverän mit umfassendem Fachwissen versorgt. Er ist 13 Jahre alt und geht in die siebte Klasse des Max-Born-Gymnasiums in Germering. Dass auf seinem Pausenhof immer so viele weggeworfene Pizzakartons herumlägen, habe ihn gestört, erzählt er. Darum hat er sich kurzerhand an den Abfallwirtschaftsbetrieb gewandt und sich eine Altpapiertonne organisiert. Jetzt befindet sich auf dem Deckel ein Display, das sich schriftlich bedankt, wenn jemand sein Altpapier darin wegwirft. Ein zum Müllsammeln motivierender Mülleimer, sagt Mike. Dafür brauchte es einen Laser als Sensor am Einwurfschlitz sowie ein Programm, das der Schüler selbst entwickeln musste. Fast im Alleingang, wie er sagt, hat er sich bei einer offenen Werkstatt das Programmieren beibringen lassen. Sein Einsatz wird mit dem ersten Platz für das Fachgebiet Technik von "Schüler experimentieren" belohnt. Das Projekt könne man weiter entwickeln, sagt Mike, und so einen wichtigen Beitrag zur Müllvermeidung bewirken.

Die Forschung im Sinne der Nachhaltigkeit einsetzen - das haben sich auch einige andere Jugendliche gedacht. "Bei diesem Wettbewerb sind auffällig viele Projekte dabei, die versuchen, Umwelt zu schützen, nachhaltig zu wirtschaften", beobachtet Jochen Meyer. Er leitet den Regionalwettbewerb zum ersten Mal. Davor war er jahrelang leidenschaftliches Jurymitglied. Als verbesserungswürdig sieht er im Wettbewerb die Anpassung der Geschlechter. In Bayern ist nur jeder dritte Teilnehmer weiblich und damit unter dem bundesweiten Durchschnitt. "Es sind zu wenig Mädchen", findet Meyer, aber der Trend der Teilnehmerinnen steige, hebt er hervor. Trotzdem sollte man Mädchen und junge Frauen mehr fördern. Das Duo Aylin Krüger und Paula Rinder vom Neuhauser Rupprecht-Gymnasium ist mit ihrem Biologie-Projekt ebenfalls erstplatziert. Weil ihre Betreuerin an der Schule wegen eines Knorpelrisses ausgefallen ist, haben die Mädchen angefangen, sich mit Knorpeln zu beschäftigen. Sie haben herausgefunden, dass Natrium-Alginat, ein Inhaltsstoff von Meeresalgen, geeignet ist, Knorpel nachzustellen. Sie seien nicht nur natürlicher, sondern auch biotechnisch verträglicher, als künstlich hergestellte Implantate. Knorpel aus Algen würde der Körper nicht wieder abstoßen. Paula und Aylin sind mit ihrer Forschung schon so weit, dass der neue Knorpel vom Härtegrad zumindest schon bei einem Huhn eingesetzt werden könnte.

Bei "Schüler experimentieren" gewannen Henri Grawe und Leopold Krug den ersten Preis, bei "Jugend forscht" sind es Til Jordan, Elias Hanser, Nils Cremer, Jeanette Plechinger und Dominik Krepold.

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