Dekan David Wolfgang Theil ist frustriert. Seit 2011 beschäftigt sich der Pfarrer von St. Ursula mit der Sanierung der Kuppel der dreischiffigen Basilika am Kaiserplatz, damals begannen die ersten Voruntersuchungen. Inzwischen ist das Halbrund an der Spitze des Schwabinger Doms zwar eingerüstet, und auch die Kupferblechabdeckung des Daches wurde bereits abgenommen. Wegen der schwierigen Situation am Bau aber, kritisiert Theil, herrsche nun praktisch Stillstand. "Ich bin im Moment sehr wütend, sehr ratlos und sehr ohnmächtig, weil nichts vorangeht - und jetzt kommt der Winter." Zu möglichen Kosten der Restaurierung oder einem Zeithorizont, will und kann er daher aktuell nichts sagen.
St. Ursula, 1897 geweiht, ist die einzige Kirche Münchens im Stil der Neorenaissance. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege stuft die Basilika ihrer modellhaften Proportionen wegen als "Bauwerk von nationaler Bedeutung" ein. Architekt August Thiersch, der sie erbaute, war ein Anhänger der Proportionslehre, aber auch ein Befürworter neuer Techniken. Deshalb verwendete er nicht nur für das Fundament und die Turmtreppe Beton, sondern formte auch die Kuppel aus dem damals modernen Baustoff. Was das neuartige Baumaterial wert war, zeigte sich 40 Jahre später: Die Kuppel bekam Risse.
Seinerzeit bestand die Lösung darin, die Kuppel mit Stahlarmierungen und zusätzlichen Betonschichten zu ertüchtigen. Auf die alte Betonschale, den Mörtel, die Dachziegel und die zweite Betonschale setzte man außerdem noch eine Kupferblecheindeckung. Dass dieses Staunässe auslöst, war den Restauratoren damals nicht bewusst. Die Feuchtigkeit ließ den Beton langsam zerbröseln - bis Teile der Säulen und Baluster aus Sandstein rund um die Kuppel und die Lichtöffnung zerbarsten.
Das Sanierungskonzept sieht nun vor, die Lichtöffnung vorübergehend zu demontieren und die Betonschale von 1933 sowie die Ziegelhaut von 1897 darunter abzubrechen. Vier Lasttürme sollen währenddessen die noch verbleibenden Teile der Kuppel tragen. Danach werden die Risse in der alten Betonschale verpresst und es soll eine zweite Betonschicht aufgebracht werden, die sich mit der ersten verbindet. Verkleidet werden soll das Dach mit Ziegeln wie zu Zeiten Thierschs, nicht mehr mit Kupfer.
Details erfahren Interessierte am Samstag, 18. November, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal von St. Ursula. An diesem Abend werden, musikalisch untermalt von Liedgut der Zwanziger- bis Fünfzigerjahre und vorgetragen vom achtköpfigen Vokal-Ensemble "Die Schwestern", auch die Mitglieder der "Bauhütte Schwabinger Dom" geehrt. Theil hatte den Zusammenschluss in Anlehnung an die Bauhütten großer Kathedralen im Mittelalter 2012 gegründet, um Spenden für die Sanierung der Backsteinbasilika zu generieren. Jeder, der zum Erhalt des Schwabinger Doms beitragen will, sei es mit kleinen oder größeren Beträgen, kann im ersten Jahr imaginärer Lehrling, im zweiten Jahr Geselle und im dritten Jahr Meister werden.