Süddeutsche Zeitung

Schwabing:Auf Zuruf spontan

Impro-Theater erfordert Flexibilität und Kreativität, Grundkenntnisse in dieser Kunst lassen sich aber lernen. Beim Festival treten dann Könner in den Wettstreit, unter anderem um die Wolpertinger-Trophäe

Von Ellen Draxel, Schwabing

Was bei einem Impro-Theaterstück auf der Bühne passiert, weiß vorher niemand. Es gibt kein Drehbuch, kein aufwendig gestaltetes Bühnenbild, keine Kostümierung. Die Inspirationen zu Szenen kommen aus dem Publikum, die kreative Umsetzung ist Teil der Schauspielkunst. Improvisationstheater ist eine Kunstform, die von denen, die sie ausüben, Spontaneität, gedankliche Flexibilität und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, erfordert. Vieles davon ist Charaktersache, einiges aber auch Technik und Übung.

Beim Festival "Improvember", das in Schwabing heuer zum vierten Mal vom 31. Oktober bis 3. November stattfindet, erarbeiten 150 Schauspieler aus verschiedenen Ländern in 15 Workshops mit renommierten Trainern neue Formate und Fertigkeiten des Improvisationstheaters. "Aus den hier stattfindenden Begegnungen sind in den letzten Jahren einige neue Theater-Kooperationen hervorgegangen", weiß Festival-Mitorganisator Christopher Sie.

Sie ist hauptberuflich Wissenschaftler, macht aber selbst Improvisationstheater und steckt rund 20 Stunden pro Woche ehrenamtliches Engagement in das Gelingen des Festivals. Seine 15 Mitstreiter im Orga-Team des Trägervereins "Improtheaterfestival München" sind ebenfalls alle Spieler, die meisten Laien, einige aber auch Profis. München hat mit mehr als 30 Schauspielgruppen eine sehr aktive, multikulturelle und mehrsprachige Improtheater-Szene, die bis zum ersten Festival 2016 jedoch kaum miteinander vernetzt war.

Inzwischen hat sich das geändert, das Münchner Festival ist mittlerweile so bekannt, dass sämtliche Fortbildungsworkshops in den Räumen der Berufsschule für Fahrzeugtechnik am Elisabethplatz 4 bereits seit Monaten ausgebucht sind. "Für Neueinsteiger bieten wir in diesem Jahr aber erstmals einen Schnupperkurs an, für den auch noch Plätze zu haben sind", sagt Sie. Der Kurs am Samstag, 2. November, 14 bis 17 Uhr, kostet 35 Euro und erfordert eine Anmeldung auf der Improvember-Website unter dem Reiter "Signup".

Sich aktiv einbringen kann aber auch, wer lieber auf den Zuschauerrängen Platz nimmt. Mitzuerleben sind sechs Shows: Eine Halloween-Geschichte für Kinder ab fünf Jahren mit wenig Grusel und viel Spaß am Donnerstag, 31. Oktober, um 11 Uhr im Theater Heppel & Ettlich an der Feilitzstraße 12. Am selben Abend startet dort um 19.30 Uhr die Eröffnungsshow für Erwachsene in englischer Sprache, das Thema ist ebenfalls Halloween. Bestritten wird der Abend vom Kanadier Jacob Banigan und von den beiden weltbekannten Impro-Größen Pippa Evans und Pam Victor.

Im Showzelt "Das Schloss" an der Schwere-Reiter-Straße 15 treten dann einen Tag später, am Freitag, 1. November, alle nationalen und internationalen Festival-Trainer auf Englisch gegeneinander an, um die begehrte Impro-Wolpertinger-Trophäe mit nach Hause nehmen zu können. Der Wettstreit von 20 bis 22 Uhr erfordert neben schauspielerischen Qualitäten auch bayrisch-kulturelle Kenntnisse.

Den letzten Abend des Festivals am Samstag, 2. November, krönen gleich drei parallel stattfindende Shows: Ein musikalisches Feuerwerk der Impro-Sängerin Nele Kießling und des Pianisten Jannis Kaffka im Theater Heppel & Ettlich, ein englischsprachiges Double-Feature des polnischen Künstlerinnen-Kollektivs Women of different Ages und des amerikanischen Duos Evan Schweitzer und Gretchen Eng im Import-Export an der Dachauer Straße 114 sowie die Kombination aus einer gesungenen Solo-Performance von Pippa Evans in der ersten Hälfte und einer Geheimnisstory um die Schauspielerinnen Billa Christe, Birgit Linner und Christl Sittenauer in der zweiten Hälfte der Darbietung im Pathos an der Dachauer Straße 110D. Alle drei Shows beginnen um 19.30 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 11.10.2019
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