Schwabing:Anlaufschwierigkeiten

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Auf Höhe der Domagkstraße ist die Ungererstraße eine vierspurige Hauptverkehrsachse. Tempo 30 kommt dort nicht in Frage, sagt die Stadtverwaltung. (Foto: Robert Haas)

Die Stadt will sich um mehr Verkehrssicherheit vor dem Interimsstandort des Oskar-von-Miller-Gymnasiums kümmern, lehnt aber Tempo 30 auf der Ungererstraße ab. Jetzt intervenieren die Lokalpolitiker

Von Stefan Mühleisen, Schwabing

Der Schulleiter des Oskar-von-Miller-Gymnasiums ergriff die Gelegenheit, um sich bei dem Gremium zu bedanken. Sehr zufrieden, so sagte Peter Schwartze, sei er mit dem Interimsstandort für seine Schule an der Ecke Domagk-/Ungererstraße. Rundum zufrieden ist Schwartze jedoch nicht; zum Danksagen allein war er nicht in die Sitzung des Bezirksausschusses gekommen. Er sorgt sich um die Sicherheit seiner Schüler an dieser verkehrsreichen Kreuzung. Und die Lokalpolitiker unterstützten seine Forderungen an die Stadt, ein ganzes Maßnahmenbündel umzusetzen - inklusive eines Tempo-30-Abschnitts auf der Ungererstraße.

Zum wiederholten Mal erheben damit die Stadtviertel-Politiker ihre Stimme, damit der Betrieb im Ausweichquartier endlich zur allseitigen Zufriedenheit stattfinden kann. Die Schule mit ihren 1000 Schülern musste den Stammsitz an der Siegfriedstraße verlassen, da das Gebäude gut vier Jahre lang generalsaniert wird. Doch am Ausweichstandort Domagk-/Ungererstraße, für den sich der BA vehement eingesetzt hatte, sah es zunächst danach aus, dass qua fehlender Anlage der Sportunterricht ausfällt. Erst vor Kurzem konnte sich das Schulreferat das nahe Areal des SV Weißblau-Allianz für den Schulsport sichern. Frust gab es dennoch: In den Klassenzimmern funktionierten die Whiteboards wegen Technikproblemen nicht.

Und es gibt noch andere Anlaufschwierigkeiten: Das Interimsgebäude liegt an der Ungererstraße, einer Hauptverkehrsachse; die Domagkstraße ist eine ebenfalls stark befahrene West-Ost-Verbindung. Eine durchaus problematische Situation für die Schüler, wie Schulleiter Schwartze mahnt - und wie das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bestätigen kann. "Der Haupteingangsbereich der Schule befindet sich direkt am signalisierten Kreuzungsbereich Ungererstraße/Domagkstraße am bestehenden Anlagenweg, sodass die Kinder und Jugendlichen per Rad oder zu Fuß, wenn sie von der U-Bahn-Haltestelle Alte Heide oder von der Bushaltestelle der Linie 50 kommen, mit dem Abbiegeverkehr aus der Ungererstraße in die Domagkstraße und mit dem Verkehrsaufkommen in der Domagkstraße zurechtkommen müssen", heißt es im KVR-Protokoll, das das Ergebnis eines Ortstermins festhält.

Vertreter der Schule hatten Emissären der Verkehrsabteilung dabei ihre Lösungsvorschläge vorgetragen. Fast alle sollen erfüllt werden: Damit die Fahrradfurten für Autofahrer besser kenntlich sind, werden diese im Kreuzungsbereich rot eingefärbt; überdies will die Behörde die Radstreifenmarkierung auf Höhe der Garchinger Straße erneuern. Ferner ist dem KVR klar geworden, dass man vor dem Eingang zur Schule am Kreuzungseck mehr Platz für die Schüler schaffen muss. Dorthin führt nur ein schmaler Stichweg, weshalb sich vor Schulbeginn die Kinder und Jugendlichen auf dem Gehweg an der Kreuzung drängen. Die Lösung: Der Stichweg soll verbreitert werden. Zusätzliche Sicherheit sollen Schulweghelfer bringen.

Einer zentralen Forderung von Schulleiter Peter Schwartze will die Behörde aber nicht nachkommen: eine Tempo-30-Zone auf der Ungererstraße einzurichten. Die Behörde sieht dies nur auf einem 300-Meter-Abschnitt in westlicher Richtung an der Domagkstraße als durchsetzbar an. Die Ungererstraße aber sei dort eine vierspurige Hauptverkehrsachse - und deshalb von einer solchen Verkehrsberuhigung qua Stadtratsbeschluss ausgenommen.

Der Beschluss betrifft stadtweit knapp 2000 Straßenbereiche vor sozialen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern und Kindertagesstätten, für welche die Stadt Tempobegrenzungen prüft. Eingeschlossen sind allerdings ausdrücklich auch Hauptverkehrsstraßen: So werden etwa Straßensegmente vor zwei Schulen an der Leopoldstraße zur Tempo-30-Zone gemacht. Ausgeschlossen sind nur jene Straßen, "die von entscheidender Bedeutung für das Verkehrsgeschehen in München sind", wie es in dem Beschlusspapier heißt.

Für den betreffenden Abschnitt der Ungererstraße wollte das die Mehrheit im Bezirksausschuss nicht erkennen - und fordert nun per Beschluss von der Stadt die Einführung der Geschwindigkeitsbegrenzung, und zwar in beide Richtungen. Das war freilich ganz im Sinne des Schulleiters vom Oskar-von-Miller-Gymnasium, der dem Gremium auch dafür seinen Dank aussprach.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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