Schwabing:Akademiker als Störenfriede

Anwohner des Studentenwohnheims an der Clemensstraße klagen über nächtlichen Lärm vor der Kneipe

Von Ellen Draxel, Schwabing

Wo gefeiert wird, da kann es auch mal laut werden. Jährliche Polizei-Einsätze im dreistelligen Bereich wegen Ruhestörung seien in der Stadt "ganz normal", wenn es draußen warm werde, sagt Florian Hirschauer von der Münchner Polizei. Vergleichsweise unerheblich ist aus seiner Sicht da ein einziger Anruf, wie er im vergangenen Jahr wegen nächtlichen Lärms vor dem Gebäude an der Clemensstraße 118 bei der Polizei eingegangen ist.

Die Clemensstraße 118 ist ein privates Studentenwohnheim. Im Keller des Hauses befindet sich "Der Akademiker" - ein "Gemeinschaftsraum mit einem internen Kiosk", der von den 107 Bewohnern hin und wieder für "Geburtstagsfeiern" genutzt werde, wie Hausverwalter Oliver Fendt erklärt. Jetzt aber haben sich Nachbarn über ausufernden Lärm vor dem Haus beschwert: Speziell an den Wochenenden, kritisierten sie in der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Schwabing-West, werde "auf der Straße vor der Kneipe bis fünf Uhr in der Früh gegrölt und geschrien". Mit der Folge, dass sie als Anwohner mangels Schlaf am nächsten Tag "wie gerädert" seien. "Das Problem", relativieren sie, sei jedoch nicht die "Kneipe" an sich. "Sondern die zehn bis zwanzig Leute, die nachts vor der Tür stehen."

"Die Studenten", sagt dazu Fendt, "dürfen nach 22 Uhr nicht mehr im Garten sitzen, das haben wir mit Rücksicht auf die Anlieger verboten". Das Haus sei außerdem speziell schallschutzgedämmt, damit keinesfalls Lärm nach außen dringe. "Aber wie", fragt er sich, "soll ich verbieten, was auf der Straße geschieht? Ich darf vor der Türe weder eine Videoüberwachung anbringen noch bin ich weisungsbefugt". Eine Handhabe habe dort lediglich die Polizei. Die ist laut Polizeisprecher Hirschauer heuer noch nicht zur Clemensstraße 118 gerufen worden. Beschwerden liegen aber dem Kreisverwaltungsreferat vor.

Dass es diesen Ärger überhaupt gibt, liegt aus Sicht der Nachbarn unter anderem an dem Internetauftritt des Akademiker. Als "Bar-Club-Bistro" für Studenten mit "Samstags-Gigs, Live-Events und DJs" wird der Treffpunkt auf der Homepage angepriesen. Getränke und Essen sind für Münchner Verhältnisse extrem günstig, für Studierende demnach eine gute Location, um "preiswert wegzugehen". Fendt will den Akademiker jedoch ausdrücklich nicht als Kneipe für Studenten, die außerhalb wohnen, verstanden wissen. Aber natürlich stehe es jedem Bewohner frei, Freunde einzuladen.

Eines verspricht der Hausverwalter auf jeden Fall: "Ich werde jetzt, da mir die Sache bekannt ist, sicherlich meinem Hausmeister sagen, er soll da abends mal nachschauen." Westschwabings Lokalpolitiker wollen ebenfalls mit Oliver Fendt reden. Und auch die Nachbarn zeigen sich "offen für eine Vereinbarung".

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