Schwabing:"Absolut nicht akzeptabel"

Schwabing: Große Pläne für die Linie 23: Eine Trambahn beim Halt an der Station Schwabinger Tor.

Große Pläne für die Linie 23: Eine Trambahn beim Halt an der Station Schwabinger Tor.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Westschwabinger fühlen sich bei den Plänen für eine Tram zwischen Scheid- und Parzivalplatz übergangen

Von Ellen Draxel, Schwabing

Walter Klein (SPD) ist sauer. Der Vorsitzende des Westschwabinger Bezirksausschusses (BA) musste aus der Presse und von empörten Anwohnern erfahren, dass die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) eine neue Trambahn-Tangentialverbindung zwischen Scheidplatz und Parzivalplatz schaffen will - auf Anregung der Nachbarn aus Schwabing-Freimann. Direkt informiert hatte die Westschwabinger zuvor niemand, weder die Nachbarkollegen noch die Stadtwerke, auch nicht das betreuende Referat für Arbeit und Wirtschaft. Und das, obwohl der Großteil der gut einen Kilometer langen Strecke und auch der Scheidplatz zu Schwabing-West gehören. Ein "absolut nicht akzeptables Vorgehen", findet Klein.

Die Route, um die es bei der Debatte geht, führt entlang der Parzivalstraße. Schienen sind dort bereits verlegt, die Trasse ist bisher aber nur als Betriebsgleis für Leerfahrten zu Dienstbeginn und Dienstende zugelassen. Laut Klein wurde Westschwabings Bürgervertretern noch vor zwei Jahren von der MVG versichert, dass dies so bleiben soll. Umso erstaunter reagieren die Stadtteilpolitiker jetzt, da die Verkehrsbetriebe eine Genehmigung für den Fahrgastverkehr anstreben.

Das Ziel, das die MVG auf diesem Ast verfolgt, ist eine Aufsplittung der Tram 23. Verkehren die Straßenbahnen heute zwischen Schwabing-Nord und der Münchner Freiheit, ist künftig angedacht, jede zweite Tram an der Haltestelle Parzivalplatz abbiegen und entlang der Parzivalstraße in Richtung Scheidplatz fahren zu lassen.

"Der Charme dieser Verbindung wäre, dass beispielsweise Leute aus der Parkstadt Schwabing so direkt zum U-Bahnhof Scheidplatz kämen", erklärt MVG-Sprecher Matthias Korte. Am Scheidplatz fährt nicht nur die U 3 wie an der Münchner Freiheit ab, sondern auch die U 2. Bislang jedoch, betont Korte, seien das "alles noch ungelegte Eier". Selbstverständlich müsse man ein Fahrplankonstrukt finden, das auch funktioniere. Detailplanungen gibt es aber noch keine. Ebenso wenig wie zeitliche Vorhersagen. Die Anwohner der Parzivalstraße jedoch fürchten zusätzlichen Lärm durch die neue Tangente. Und Klein ist überzeugt, dass die Linie 23 "erheblich geschwächt" wird, wenn nur noch die Hälfte aller Fahrzeuge an der Münchner Freiheit ankommt. "Die Münchner Freiheit ist der Hauptumsteigepunkt zur U 3 und U 6 sowie zu den Bussen 53, 54, 59 und 142, und sie hat das größte Steigerungspotenzial", argumentiert Westschwabings BA-Chef. Eine Tram zum Scheidplatz hingegen wäre vermutlich "so gut wie leer".

Zudem bräuchte man bei zwei südlichen Endpunkten ein Fahrzeug mehr, um wenigstens einen Zehn-Minuten-Takt zu gewährleisten. Probleme sieht Klein außerdem bei den Haltestellen: Vor allem am Scheidplatz gibt es seiner Ansicht nach keine Lösung für einen Tram-Halt.

Angesichts all dieser Bedenken fordert der Bezirksausschuss, "umgehend" auf den neuesten Sachstand gebracht zu werden. Die MVG wird gebeten, ihre Überlegungen zum Tramnetz im Münchner Norden in der nächsten Sitzung des Unterausschusses Umwelt und Verkehr Anfang Mai vorzustellen.

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