Schutz für Reisende:Bahn muss Dach des Hauptbahnhofs mit Netzen sichern

Schutz für Reisende: Exponierter Arbeitsplatz: Marc Blumenthal hängt unter dem Dach der Gleishalle des Hauptbahnhofs Sicherungsnetze auf.

Exponierter Arbeitsplatz: Marc Blumenthal hängt unter dem Dach der Gleishalle des Hauptbahnhofs Sicherungsnetze auf.

(Foto: Robert Haas)

Teile der Gleishalle könnten herabstürzen und Passagiere verletzen. Die Sanierung kostet den Konzern Millionen.

Von Marco Völklein

Wer in den kommenden Tagen und Wochen spätabends am Münchner Hauptbahnhof unterwegs ist, der kann unter dem großen Hallendach spektakuläre Arbeiten erleben. Fachleute bringen dort noch bis Ende Juli Sicherheits- und Fangnetze an, die verhindern sollen, dass Glasscheiben aus knapp 20 Metern Höhe auf den Boden krachen und womöglich jemanden verletzen.

Mehr als 13 000 Quadratmeter Netze müssen Marc Blumenthal und seine Leute von der Berliner Firma Seilpartner dort spannen. Ein Sechstel der Aufgabe haben sie bereits erledigt.

Hintergrund der ganzen Aktion ist ein Vorfall aus dem März 2015. Damals zog das Sturmtief Niklas übers Land, mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern. Die Böen waren so heftig, dass sich aus der Dachkonstruktion einige angebrochene Glasscheiben lösten. Verletzt wurde niemand, Bahn und Bundespolizei räumten dennoch die Bahnhofshalle, der Zugverkehr war für Stunden unterbrochen.

Die Folge waren interne Krisensitzungen der Deutschen Bahn (DB) - und ein umfassendes Sanierungskonzept für die unter Denkmalschutz stehende Gleishalle. In den vergangenen Monaten haben die Ingenieure die Stahlkonstruktion bereits verstärken lassen, von kommendem Jahr an werden der Rostschutz erneuert und zahlreiche Bauteile getauscht. Unter anderem werden auch die insgesamt gut 6400 alten Drahtglasscheiben im Dach durch neue Sicherheitsscheiben ersetzt. Gut 25 Millionen Euro wird das Ganze kosten.

Schon Hunderte alte Scheiben ausgetauscht

Obwohl die Bahn bereits 1680 Scheiben ausgetauscht hat, wird sich das Ganze noch bis zum Jahr 2019 hinziehen, schätzt Bahnhofsmanager Heiko Hamann. Und um bis dahin "auf der sicheren Seite zu sein", wie er sagt, lässt die Bahn nun direkt unter dem Hallendach von Industriekletterer Blumenthal und seinen Leuten die zusätzlichen Sicherheitsnetze spannen.

Gearbeitet wird dabei direkt unter dem Dach, die Kletterer steigen durch Luken ein und lassen sich an Seilen herab - jeweils doppelt gesichert. Man habe sich für die Kletterer entschieden, sagt Edim Heinzler von der beauftragen Montagefirma, weil so der Betrieb im Hauptbahnhof am wenigsten beeinträchtigt werde. Andernfalls hätte man weiträumig absperren müssen, um Gerüste aufzustellen, sagt Hamann. Und das hätte Umwege für die Kunden, Verspätungen oder gar Zugausfälle bedeutet. Hamann sagt: "Das wollten wir niemandem zumuten."

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