Schulverpflegung:Warum Münchner Schüler Cola nur noch literweise kaufen

Lesezeit: 2 min

  • An Münchner Schulen kann man Coca-Cola nur noch literweise kaufen.
  • Die Mehrheit der Kioskbetreiber lehnt Halbliter-Flaschen ab, denn Coca-Cola vertreibt nur noch die Ein-Liter-Flaschen als Mehrwegflaschen.

Von Melanie Staudinger

Coca-Cola - das ist der mächtige Weihnachtstruck, der Mythos, dass die rote Farbe des Weihnachtsmannes vom großen amerikanischen Getränkehersteller erfunden wurde. Das sind Limonade trinkende Eisbären, verliebte Paare, waschbrettbauchgestählte Männer und attraktive gut gelaunte Frauen.

Cola schmeckt. Was die Werbung nicht verrät: Ein Liter Cola enthält 106 Gramm Zucker, also 36 Stück Würfelzucker, und gilt nicht gerade als gesundheitsfördernd. Dennoch kann man Cola in Münchner Schulen nur mehr literweise kaufen, weil die Mehrheit der Kioskbetreiber Halbliter-Flaschen ablehnt. Dagegen kämpft der Arbeitskreis "Gesunde Schulverpflegung ohne Abfall".

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Kürzlich erhielten Pausenbetreiber und Schulleitungen ein Schreiben des Arbeitskreises, der vom städtischen Bildungsreferat gegründet wurde und dort auch angesiedelt ist. Die diversen Experten und Expertinnen aus den Bereichen Pädagogik, Ökotrophologie, Umweltschutz, Verwaltung und Wirtschaft weisen darin auf die Gefahren von koffeinhaltigen Getränken, Limonaden, süßem Tee und gesüßten Säften hin: Zu viel Zucker enthalten die Drinks, die von Kinder so geliebt werden.

Gleichzeitig bewegen sich viele Mädchen und Jungen zu wenig. Die Folge: Übergewicht. Und auch das Koffein sei schädlich: Hemmt es doch die Kalziumaufnahme und kann somit indirekt verantwortlich sein für Knochenschwund.

Die Gefahren sind soweit bekannt, der Anlass für das Schreiben aber dürfte vielen durchgerutscht sein. Seit einiger Zeit schon vertreibt Coca-Cola nur mehr die Ein-Liter-Flaschen als Mehrwegflaschen. 1,5 Liter und 0,5 Liter gibt es nur noch im Einwegformat. Für die 1,5-Liter-Mehrweg-Flaschen sei die Nachfrage schon seit Jahren zurückgegangen, erklärt der Konzern auf seiner Homepage.

Und bei den 0,5-Liter-Exemplaren gebe es logistische Schwierigkeiten: Die würden nämlich oft an einem anderen Ort zurückgegeben als sie verkauft würden. Das führe zu vielen Fahrten mit leeren Kisten, was unwirtschaftlich und ökologisch unvorteilhaft sei, meint Coca-Cola. Außerdem würden die kleinen Flaschen im Schnitt weniger als zehn Mal wiederbefüllt, weil viele Flaschen erst gar nicht zurückgegeben würden.

Statt 53 Gramm Zucker 106 Gramm Zucker

Eine Entscheidung, die dem Konzern die Arbeit erleichtert, die Betreiber von Pausenkiosken aber vor Probleme stellt, wie Petra Behcet von der Münchner Aktionswerkstatt Gesundheit, einer Mitgliedsorganisation des Arbeitskreises "Gesunde Schulverpflegung", erklärt. "Einwegflaschen sind bei den Verpflegern nicht gewünscht", sagt sie.

Deshalb seien viele Kioskbesitzer umgestiegen: von der Halbliter- auf die Ein-Liter-Variante, die im praktischen Mehrwegbehältnis geblieben ist. Die Schüler sind quasi gezwungen, statt einem schon nicht allzu gesunden halben Liter Cola oder Spezi jetzt das Doppelte zu trinken. Macht statt 53 Gramm Zucker 106 Gramm Zucker - die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, nicht mehr als 25 bis 30 Gramm Zucker pro Tag zu vertilgen.

Mit der Briefaktion will der Arbeitskreis die Cola ganz aus den Schulen verbannen. Es gibt schon Vorreiter wie das Gymnasium München Nord, die Eliteschule des Sports. Andere sollen nachziehen. Sie sollen Wasser schmackhaft machen, garniert mit einem Minzblättchen, einer Zitronen- oder Orangenscheibe.

"Süße Sachen sollten nicht vorne angeboten werden", sagt Behcet. Dann seien Kinder auch nicht versucht, nur ungesunden Kram zu kaufen. Sie begibt sich auf ein schwieriges Terrain: Zum einen lässt der Verkauf von Süßwaren den Umsatz steigen, zum anderen mögen Kinder nun einmal Cola und Co.

Doch Behcet glaubt daran, dass Schüler sich beeinflussen lassen durch eine ansprechende Präsentation, durch einen glänzenden Apfel, der in einem netten Körbchen liegt, oder einen Joghurt, der mit einer echten Erdbeere garniert ist. Der Arbeitskreis sucht deshalb gerade nach Münchens besten Pausenständen, die abfallarme, gesunde und nachhaltige Produkte anbieten. Ende Juni sollen die Sieger gekürt werden - Coca-Cola wird man in ihrem Sortiment wohl nicht finden.

© SZ vom 17.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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