Hilfsaktion:Münchner Schulmöbel auf dem Weg nach Afrika

Hilfsaktion: Ehrenamtliche verladen die Tische und Stühle aus dem Oskar-von-Miller-Gymnasium in einen Lastwagen. Gmynasium

Ehrenamtliche verladen die Tische und Stühle aus dem Oskar-von-Miller-Gymnasium in einen Lastwagen. Gmynasium

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein Verein lässt alte Schulbänke und Stühle aus Schwabinger Gymnasien nach Äthiopien transportieren. Aus ihnen soll eine Bibliothek entstehen.

Von Jakob Wetzel

Einige der Stühle und Tische seien noch neuwertig, sagt Annette Weltz. Trotzdem sollten sie ursprünglich weggeworfen werden. Das Maximilians- und das Oskar-von-Miller-Gymnasium in Schwabing werden in den kommenden vier Jahren saniert, und für die mehr oder weniger alten Schulmöbel hat die Stadt keine Verwendung mehr. Weltz aber schon: Sie ist eine der Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins "Adigrat Vision". Und dank ihr und der Kooperation des Bildungsreferats dürfen an den Tischen und Stühlen in Zukunft äthiopische Kinder sitzen und lernen. Am Freitag haben Ehrenamtliche die Möbel in einen Laster verladen.

Adigrat Vision setzt sich seit Jahren für die arme Bevölkerung in Nordäthiopien ein. Adigrat ist eine Stadt mit knapp 90 000 Einwohnern nahe der Grenze zu Eritrea. 2012 hat der Verein dort schon einen Kindergarten errichtet, den derzeit laut Weltz 110 Kinder besuchen. Die Münchner unterstützen darüber hinaus drei Schulen mit Einrichtung und Fortbildungen für Lehrkräfte, und sie vergeben Mikrokredite an die oft alleinstehenden Mütter der Kindergartenkinder, um deren Situation langfristig zu verbessern.

Die Gunst der Stunde

Die Möbel aus den zwei Münchner Gymnasien sind nun für das nächste Projekt gedacht: Der Verein will in Adigrat eine Bibliothek bauen, ein Münchner Architekt hat bereits kostenlos Pläne gezeichnet. "Die Kinder dort haben zu Hause keine Tische und Stühle und abends kein Licht", sagt Weltz. Deshalb seien Bibliotheken begehrte Lernorte. Die Baupläne habe man schon bei den Behörden in Äthiopien eingereicht. Die Tische und Stühle freilich müssen zunächst mit dem Lastwagen nach Hamburg gebracht werden. Dort werden sie eingeschifft und über den Hafen von Dschibuti nach Adigrat transportiert. Wie lange dies dauert, wüssten sie nicht, sagt Weltz. Billig sei es jedenfalls nicht. Für die insgesamt 272 Stühle und 79 Tische habe man eigens für 2000 Euro einen Container gekauft. Die Gesamtkosten beliefen sich auf etwa 6000 Euro, schätzt sie.

"Wir wissen natürlich, dass wir die Möbel auch in Äthiopien hätten fertigen lassen und damit dort Arbeitsplätze schaffen können", sagt sie. In dem afrikanischen Staat bekomme man aber auch für relativ viel Geld kein Mobiliar von vergleichbarer Qualität. Dort gekaufte Möbel müssten sie oft jeden Sommer reparieren lassen. Und überhaupt habe man nun einfach die Gelegenheit beim Schopf gepackt. "Wir wollen nicht systematisch Möbel nach Äthiopien verschiffen", sagt Weltz. "Das war jetzt einfach die Gunst der Stunde."

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