Schulmensa:Auch mal Schnitzel mit Pommes

Essen an der Mesa des Albert-Einstein-Gymnasiums

Dass die Mensa des Albert-Einstein-Gymnasiums so beliebt ist, ist sein Verdienst: Martin Basarab.

(Foto: Florian Peljak)
  • 70 Prozent der Schüler meiden ihre Mensa. Dies hat die Schulklimabefragung der Stadt München ergeben.
  • Am Albert-Einstein-Gymnasium hingegen ist die Mensa selbst an den Tagen voll, an denen kein Nachmittagsunterricht stattfindet. Grund dafür ist Chef-Caterer Martin Basarab, der die Jugendlichen mit seinem Angebot überzeugen konnte.
  • Anders als bei städtischen Kindertagesstätten, für die die Stadt das Mittagessen zentral ausschreibt, können Schulen ihren Essensanbieter selbst wählen.

Von Melanie Staudinger

Schnitzel mit Pommes gibt es meist freitags. Bis zu 100 Kinder und Jugendliche essen dann in der Mensa des Albert-Einstein-Gymnasiums in Harlaching - obwohl an diesem Tag außer Orchester nicht einmal Nachmittagsunterricht stattfindet. Der Andrang überrascht selbst Direktor Winfried Steflbauer, denn normalerweise suchen Schüler mittags lieber eine der Fritten- oder Dönerbuden in der Nähe auf. Doch Steflbauer hat eine Erklärung für die Mensa-Liebe seiner Gymnasiasten: Sein Caterer, der 25-jährige Martin Basarab, habe es geschafft, die Jugendlichen mit Service und Qualität zu überzeugen, und nur dann würden sie die Mensa auch besuchen.

Jeden Tag bietet der Jungunternehmer zwei verschiedene Menüs. In dieser Woche etwa können die Kinder zwischen Chili con Carne und Bohneneintopf, Pasta mit Pesto und Tortellini, Thai-Curry, Kaiserschmarrn und Milchreis wählen. Dazu gibt es Salat und eine Nachspeise. Kostenpunkt: höchstens 4,50 Euro für das Drei-Gänge-Menü, Nachschlag inklusive. Die Speisepläne hat Basarab in den vergangenen fünf Jahren entwickelt. Er will eine frische und gesunde Küche bieten, die seinen jungen Gästen auch schmeckt und die nicht zu teuer ist. Deshalb brutzelt er auch mal Schnitzel mit Pommes, allerdings nicht in der Fritteuse, sondern in dem Konvektomaten, der ohne Fett auskommt. "Würde ich nur Gemüse anbieten, würden wahrscheinlich nur 20 Schüler kommen", sagt der ausgebildete Koch.

Montags bis donnerstags isst im Schnitt fast die Hälfte der 850 Schüler in der Mensa. An anderen Schulen sind es wesentlich weniger. Die Stadt München hat in der Schulklimabefragung an ihren 14 Gymnasien herausgefunden, dass nicht einmal zwei Prozent der Schüler täglich in der Mensa essen und 70 Prozent das Angebot komplett meiden. Der Freistaat hat an seinen Bildungseinrichtungen bisher keine derartige Umfrage gestartet - die Zahlen dürften sich aber in einem ähnlichen Rahmen bewegen.

Anders als bei städtischen Kindertagesstätten, für die die Stadt das Mittagessen zentral ausgeschrieben hat, kann jede Schule selbst entscheiden, welche Mahlzeiten sie anbietet. Dementsprechend unterschiedlich ist das Angebot. Das Elsa-Brändström-Gymnasium in Pasing etwa lässt sich von der Firma Speisezeit beliefern. Im städtischen Luisen-Gymnasium kochen die Schüler selbst. Das staatliche Albert-Einstein-Gymnasium setzt auf den lokalen Mittelstand. "Mit Herrn Basarab können wir direkt kommunizieren", sagt dessen Direktor Steflbauer. Eltern und Kinder könnten sich beschweren, wenn etwas mal nicht passe. Sie könnten Wünsche äußern, auf die der Caterer flexibel reagiere. "Bei den großen Anbietern können Sie nicht einfach anrufen", sagt Steflbauer.

Dass er den Job übernommen habe, sei eher Zufall gewesen, sagt der 25-Jährige Basarab. Er habe beim alten Caterer der Schule gearbeitet. Als der Vorpächter aufhörte, hat er sein eigenes Unternehmen namens "Martin Basarab. Kochen für Kinder" gegründet und die Mensa übernommen. Er kaufte sich moderne Küchengeräte, damit er möglichst alles frisch zubereiten könne. An die Stadt bezahlt er eine Umsatzpacht. "Anfangs kamen vielleicht 100 Schüler. Ich musste erst Überzeugungsarbeit leisten", sagt der Koch. 106 Sitzplätze bietet die 2007 errichtete Mensa, in der in zwei Schichten um 12.20 und um 13.05 Uhr gegessen werden kann. "Wir entzerren die Essensausgabe, damit die Schüler nicht so lange warten müssen", sagt Steflbauer. Wer lange anstehen müsse, komme nämlich nicht mehr. Fünf Schüler pro Minute schaffen die Essensausgeber.

Auch sonst stellte Basarab die Mitbestimmung der Schüler in den Mittelpunkt. Grundsätzlich müsse das Essen vorbestellt werden. "Gerade die Oberstufenschüler kommen aber auch spontan vorbei", sagt Basarab. Für sie kocht er extra ein paar Portionen mehr. Die Mensa öffnet bereits um halb zehn am Vormittag. Wer Lust hat, kann zuschauen, wie der Koch und seine beiden Küchenhilfen die Speisen zubereiten. Für die Schüler hat das noch einen Vorteil: Sie haben in den Freistunden einen Ort, an dem sie sich ungestört treffen und auch mal über Probleme sprechen können. "Herr Basarab ist mittlerweile zu einer Vertrauensperson geworden", sagt Schulleiter Winfried Steflbauer. "Und damit zu einem festen Bestandteil der Schulfamilie."

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