Schule:Wenn Eltern ihre Kinder online krankmelden können

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Am Luisengymnasium wird bereits mit einem Elternportal gearbeitet - und es hat sich bewährt. Screenshot: Schulreferat (Foto: N/A)
  • Die städtischen Gymnasien in München sollen ein digitales Elternportal bekommen, plant Stadtschulrätin Zurek.
  • So könnten Eltern online ihre Kinder krankmelden oder sich einen Termin beim Sprechtag sichern. Lehrer können Eltern direkt Nachrichten zukommen lassen.
  • Bisher gibt es ein solches System am Luisengymnasium. Die Erfahrungen dort sind positiv.

Von Melanie Staudinger, München

Luitgard Vonbrunn besitzt etwas, um das sie städtische Schulleiter aus ganz München glühend beneiden: ein digitales Schulportal. An ihrem Luisengymnasium müssen Eltern nicht mehr in die Schule kommen und sich anstellen, damit sie einen Termin beim Sprechtag ergattern. Das funktioniert online - genauso wie das Versenden von Elternbriefen zum Beispiel. Lehrer verwalten im System die Noten, schreiben Zeugnisse und verteilen Verweise. Doch was im Jahr 2018 nach Alltag klingt, ist an Münchens Schulen ein Sonderfall.

Datenschutzgründe und Bedenken im Kollegium erschweren die Einführung von digitalen Elternportalen. Das will Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD) nun ändern: Sie plant, das Eltern- und Lehrkräfteportal an allen städtischen Gymnasien einzuführen. Im Laufe dieses Jahres soll der Stadtrat darüber entscheiden.

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"Wir wollen unseren Service und den Dialog mit den Eltern stärken", sagt Zurek. Das Elternportal soll nicht nur Elternbriefe anzeigen, sondern auch Stunden- und Terminpläne. Eltern können Anträge auf Unterrichtsbefreiung stellen, ihre Kinder krankmelden oder nachschauen, ob die verschwundenen Turnschuhe in der Schule aufgetaucht sind. Neuigkeiten stehen auf einem Schwarzen Brett. "Eltern erfahren wichtige Dinge sofort und nicht erst Wochen später, wenn sie einen zerknüllten Zettel im Schulranzen sehen", sagt Zurek.

Vorerst soll das Elternportal an den 14 städtischen Gymnasien starten. Für die 20 kommunalen Realschulen sei ein ähnliches Programm geplant, erklärt die Stadtschulrätin, allerdings in einer einfacheren Form, weil zum Beispiel auch Eltern ohne gute Deutschkenntnisse damit zurecht kommen sollen.

Die Erfahrungen im Luisengymnasium sind fast ausschließlich positiv, wie Direktorin Vonbrunn erzählt. Im Jahr 2006 habe ihr Vorgänger Peter Kämmer eine abgespeckte Fassung, das Schulportal, gestartet. Das funktionierte wie eine Art Intranet innerhalb des Kollegiums. Später dann sei das Elternportal dazugekommen. "Die Eltern waren ziemlich froh, dass sie seitdem zuverlässige Informationen bekommen", sagt Vonbrunn.

Auch die Elternsprechtage hätten sich mit den Online-Anmeldungen merklich entspannt. "Ich erinnere mich noch an furchtbare Szenen", berichtet sie. Schon Stunden vor Beginn seien erste Eltern durch die Gänge gezogen, damit sie beim gewünschten Lehrer vorsprechen konnten. Manche Sprechstunden seien so überlaufen gewesen, dass die Väter und Mütter ewig warten mussten. "Das hatte etwas Unwürdiges und ist zum Glück vorbei", sagt Vonbrunn. Heute genügen ein paar Klicks auf dem Smartphone.

Natürlich hat es auch am Luisengymnasium anfangs Kritiker gegeben. "So etwas hatten wir noch nie, das brauchen wir nicht", haben auch Vonbrunn und ihr Vorgänger zu hören bekommen. Deshalb wurde das Schul- und Elternportal schrittweise eingeführt - und auf freiwilliger Basis. "Alle, die es ausprobiert haben, haben gemerkt, dass es sehr gut funktioniert", sagt Vonbrunn.

Mittlerweile habe die Schule deshalb die Zwischenzeugnisse abgeschafft. Stattdessen gibt es Leistungsberichte im Januar und im April, in denen keine Durchschnittszensuren auftauchen, sondern einzelne Noten. "Das ist für die Eltern besser nachvollziehbar und sie können zeitnah reagieren, wenn es hakt", erklärt Vonbrunn.

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Die Meinungen über die digitale Kommunikation zwischen Eltern und Schule gehen oftmals auseinander. An einer Grundschule klagten jüngst Eltern darüber, dass sie persönlich in der Schule erscheinen mussten, um sich für einen Termin zum Elternsprechtag einzutragen. Zur Auswahl standen zwei Tage, jeweils zwischen 7.45 Uhr und acht Uhr. Das müsse doch leichter gehen, fanden die Eltern.

Sie recherchierten und stießen dabei auf verschiedene elektronische Informationssysteme. Die aber werden in München kaum verwendet. In Freising, Erding, in Germering, Sauerlach, Puchheim oder Odelzhausen kommunizieren die Lehrer längst online mit den Familien.

In der Landeshauptstadt ist es für öffentliche Schulen schwieriger, auch wenn einige staatliche Schulen Elternportale bereits nutzen. Mehrere Jahre habe es gedauert, berichtet eine Grundschulleiterin aus dem südöstlichen München, bis sie die Freigabe für das von ihr favorisierte Programm, den Schulmanager Online, bekam. So lange habe die Prüfung gedauert, ob das System alle strengen Datenschutzrichtlinien erfülle.

"Uns ist der persönliche Kontakt zu den Eltern nach wie vor wichtig", sagt die Rektorin. Man müsse die Vor- und Nachteile abwägen: "Was analog besser geht, machen wir auch weiterhin analog." Sie sehe aber kein Problem darin, Elternbriefe online zu verschicken. Das spare nicht nur Papier, sondern auch den Sekretärinnen eine Menge Arbeit, die all die Schreiben ja zuvor kopieren müssten und an die Klassen verteilen mussten.

© SZ vom 09.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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