Schuldsuche bei der CSU:Schuld sind Transrapid, Rauchverbot und Staatsregierung

Münchens CSU hält weiter zu ihrem OB-Kandidaten Josef Schmid - und Podiuk gibt ihm eine Reiseempfehlung.

Christian Rost

Als Josef Schmid um 20.20 Uhr im Saal des Hofbräukellers einzieht, kann er sich glatt als Gewinner fühlen. Die Herzen der Basis hat der CSU-OB-Kandidat jedenfalls nicht verloren. Beinahe frenetischer Applaus empfängt den 38-Jährigen, der davon sichtlich überrascht erstmal auf halbem Wege von der Tür zum Podium stehen bleibt.

Schuldsuche bei der CSU: Auf der Suche nach der Ursache der Niederlage: Josef Schmid.

Auf der Suche nach der Ursache der Niederlage: Josef Schmid.

(Foto: Foto: ap)

Erleichtert nimmt er seine Frau in den Arm und küsst sie, und der Beifall hält noch minutenlang an. "Das macht mich zuversichtlicher", sagt Schmid dann auf der Bühne - und gibt sich schon wieder kämpferisch. "Nach der Wahl ist vor der Wahl, wir müssen weitermachen", ruft er der trotzig jubelnden Basis zu.

Gute zwei Stunden zuvor herrschte noch Grabesstimmung unter den 420 CSU-Anhängern. Der Landtagsabgeordnete Ludwig Spaenle stimmt kurz vor 18 Uhr - die erst Prognose steht an - "auf eine eher unerfreuliche Botschaft" ein. Als die Prozentzahlen auf der Großbildleinwand erscheinen, zischt jemand hörbar "Scheiße", und dann dauert es, bis die Gespräche wieder aufgenommen und Versuche einer Erklärung für das Desaster unternommen werden.

Schuld ist nach allgemeiner Auffassung allein die Landespolitik; und auch Josef Schmid meint später: "An der Münchner CSU kann es nicht gelegen haben." Horst Frischen aus Harlaching, seit 15 Jahren in der Partei, verkündet für den nächsten Tag seinen Austritt. Besonders ärgert er sich übers Rauchverbot. Die CSU-Staatsregierung mache Politik "über unsere Köpfe hinweg", schimpft er auf der Straße vor dem Hofbräukeller und zieht hektisch an der Zigarette.

Andere sehen den Transrapid als Hauptübel fürs Wahlergebnis, und wieder andere trauern Edmund Stoiber nach. "Er fehlt uns." CSU-Chef Erwin Huber, der zur Wahlparty angekündigt ist, erscheint am Ende doch nicht. Ein Metzgerehepaar aus Untermenzing, das eine Parteiveranstaltung "mal live" sehen wollte, hat sich inzwischen vom Saal in den Gastraum verzogen.

Über Schweinshaxe und Lachslasagne lassen sie das Ergebnis Revue passieren und geben leise zu, dass sie eine Gesamtschule in Bayern besser fänden als die frühe Auslese. Auch sie verlieren über Josef Schmid und dessen Wahlkampf kein kritisches Wort. Im Gegenteil: "Er hat's wirklich gut gemacht, gegen den Ude hat keiner eine Chance. "

Hans Podiuk, der CSU-Kandidat von 2002, kann das unterschreiben. Wieder "kein Tag der Freude" sei das für die Münchner CSU. Schmid treffe aber keine Schuld, "er ist halt den Parteikurs gefahren". Jetzt, so meint Podiuk, sollte Schmid mal Abstand gewinnen, so wie er nach der Niederlage 2002: "Ich bin damals weit weg geflogen, nach Mauritius, die nördlichsten Nachrichten dort betrafen Israel."

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